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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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aber mir war ein bisschen unwohl zumute.
    Elizabeth löffelte etwas Marmelade auf mein Muffin und sagte: »Hausgemacht, wir stellen es hier auf dem Anwesen her.« Mir fiel nichts Geistreiches dazu ein.
    Sie legte etwas Käse auf meinen Teller. »Der ist zwölf Stunden auf dem Kaffeetisch gereift.«
    Ich lächelte.
    Und so frühstückten wir und plauderten ein bisschen über ihre Boutiquen und die Veränderungen, die im letzten Jahrzehnt an der Gold Coast vonstatten gegangen waren. Sie bemerkte dazu: »Es ist eher unterschwellig als dramatisch. Und nicht so schlimm, wie es sein könnte. Die Neureichen scheinen froh und glücklich zu sein mit ihren zwei Hektar und den halbindividuellen Reihenhäusern.« Sie lächelte. »Ein paar von den Frauen kleiden sich gut.«
    Ich lächelte meinerseits.
    Sie fuhr fort: »Tja, hör dir das an - die Tochter von Arbeitern auf einem großen Anwesen. Weißt du ... ich bin unter dem Geldadel aufgewachsen, und ich hatte eine sehr gute Ausbildung, und ich fühle mich als Teil der alten, untergegangenen Welt.«
    »Bist du auch.«
    »Ja, aber ich stamme aus einem anderen Teil dieser Welt, und jetzt bin ich Geschäftsfrau.«
    » Geschäftsinhaberin.«
    »Danke, Sir. Von drei renommierten Geschäften sogar. Und ich habe eine gute Partie gemacht. Gesellschaftlich, meine ich. Das nächste Mal heirate ich aus Liebe.« »Mach nichts Albernes.«
    Sie lächelte. »Tja, zumindest sind meine Kinder Corbets, und sie haben eine gute Ausbildung genossen.«
    »Weißt du, ich habe sieben Jahre in England gelebt, und ich habe das Beste und das Schlimmste von dem alten Klassensystem gesehen. Letzten Endes kommt es nur auf den Charakter an.«
    »Das, Mr Sutter, klingt nach Blödsinn.«
    Ich lächelte. »Nun ja, ist es auch. Aber es klingt gut.« »Und du kannst das leicht sagen.«
    »Ich bin nicht reich geboren«, sagte ich.
    »Aber du wurdest in zwei illustre alte Familien geboren. Die Whitmans und die Sutters. Alle oder die meisten von ihnen hatten eine College-Ausbildung, und keiner war Pförtner, Geschäftsführer oder Dienstbote.«
    Das stimmte, aber soweit ich wusste, war auch keiner von ihnen so stinkreich wie die Stanhopes. Der große alte Onkel Walt war zwar berühmt, doch für Lyrik wurde man nicht so gut bezahlt.
    Was die Sutters anging, die waren mit dem ersten Schiff nach der Mayflower gekommen und hatten seither stets den Anschluss verpasst, jedenfalls, was das Geld betraf.
    Bei den Stanhopes hingegen hatte Susans Urgroßvater Cyrus das Vermögen der Familie mit Kohlebergwerken verdient und um die Wende zum letzten Jahrhundert Stanhope Hall erbaut. Die Whitmans und die Sutters würden die Stanhopes für protzig, geldgierig und vermutlich nicht besonders intellektuell halten. Und außerdem waren die Stanhopes, wie meine Mutter gern betonte, bar jeden sozialen Gewissens.
    Balzac schrieb: »Hinter jedem großen Vermögen steckt ein Verbrechen.« Im Fall der Stanhopes steckte hinter ihrem Vermögen jedoch nur ein Schweineglück. Und sie hatten den Großteil davon mittels Habgier, Knickrigkeit und Steuerschlupflöchern behalten. Was das Thema anging, hatte ich dem geizigen Willie zwar jede Menge kostenlose Rechtsberatung gegeben, aber nie seine Steuern gemacht, sonst säße ich jetzt wahrscheinlich im Knast.
    Nichtsdestotrotz konnte man uns nach Elizabeths Ansicht alle über einen Kamm scheren, denn wir waren allesamt hochwohlgeboren und von Glück und Schicksal begünstigt.
    Um die Sache klarzustellen, erklärte ich ihr: »Ich weiß zufällig, dass meine Vorfahren Farmer und Fischer waren, und einer von Ihnen, Elijah Sutter, wurde wegen Pferdediebstahls gehängt.«
    »Ich erzähl's nicht weiter.«
    Des Weiteren erklärte ich ihr: »Ich bin übrigens pleite.« »Tja, war schön, dich kennengelernt zu haben.«
    Ich lächelte, dann schlug ich vor: »Können wir das Thema wechseln?«
    »Gute Idee. Darf ich dir noch sagen, dass du meiner Meinung nach trotzdem hier glücklich werden könntest, wenn du bleiben würdest?«
    »Ich kann überall glücklich werden, wo es einen Country Club, einen Poloplatz, einen Yachtclub und achtzig Hektar große Grundstücke gibt.«
    Sie lächelte und stellte fest: »Man kann einen Jungen von der Gold Coast wegholen, aber man kann ihm die Gold Coast nicht austreiben.«
    »Gut gesagt.« Ich probierte ein Stück Gouda. »Schmeckt heute Morgen besser.« »Erzähl mir von deiner Weltumsegelung.« »Da gibt's eine Menge zu erzählen.« »Hattest du in jedem Hafen eine

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