Nelson sucht das Glück
Emil wütend auf ihn einredete, und schnupperte. Dass Emil nicht zu trauen war, wusste er, und angesichts seiner Wut fühlte er sich sehr unbehaglich. Er würde alles tun, um ihm aus dem Weg zu gehen. Schon bald war Nelson wieder unsanft in sein Abteil verfrachtet worden, wo er lange zitternd vor Angst neben seiner kleinen Schwester lag.
Im Laufe der folgenden Woche wurden Nelson und seine Schwester noch mehrmals aus ihrem Abteil geholt und in das Ställchen gesetzt, wo potentielle Käufer mit ihnen spielten. Mittlerweile fürchtete Nelson diese Momente. Es waren nicht die Kunden, vor denen er sich fürchtete. Oft rochen sie tröstlich, und er hätte am liebsten stundenlang mit ihnen gespielt, zumal er begriffen hatte, dass Emil weniger böse auf ihn war, wenn er im Ställchen so viel wie möglich mit den Menschen spielte. Je mehr er spielte, desto mehr lächelten sie und desto mehr roch er auch, dass sie guter Laune waren.
Doch mit jedem Mal, wenn ein potentieller Käufer sich nicht dazu entschließen konnte, Nelson mit nach Hause zu nehmen, behandelte Emil den Welpen mit größerer Verachtung. Nelson war gerade mal zwei Monate alt und immer noch kaum größer als eine menschliche Faust. Für sein Alter war er kräftig, doch selbst der geringste Druck, mit dem Emil ihn anfasste, wenn er ihn in sein Abteil zurücksetzte, konnte schmerzhaft sein. Einmal, als Emil ihn dabei unsanft gegen die Wand schubste, jaulte Nelson vor Schmerz sogar auf. Es tat zwei oder drei Tage weh. Einmal versuchte Nelson Emil die Hand zu lecken, um Freundschaft mit ihm zu schließen, doch davon wollte Emil nichts wissen und schrie den kleinen Hund an. Noch eine Stunde später zitterte Nelson vor Angst.
Eines frühen Morgens jedoch öffnete sich unerwartet die Tür, obwohl Nelson noch keine Kunden im Laden bemerkt hatte. Emil holte sowohl Nelson als auch seine kleine Schwester aus dem Abteil, wobei er sie unangenehm fest drückte. Dann setzte er sie beide in eine Reisebox wie die, in der sie im Zug transportiert worden waren, und schloss die Gittertür. Fluchend schaute er zu ihnen in den Käfig. Dann stellte Emil die Box auf den Rücksitz seines alten Pick-up. Nelson und seine Schwester fürchteten sich, als der Motor mit lautem Getöse zum Leben erwachte und ruckelnd anfuhr. Hinten auf dem Sitz rutschte die Hundebox hin und her, und Nelson und seine kleine Schwester jaulten vor Angst. An den vielen Geräuschen und den giftigen Gerüchen merkte Nelson, dass sie wieder draußen in der Stadt waren.
Kurz darauf hielt der Pick-up, und Emil zerrte die Box vom Sitz. Im Wartezimmer des Tierarztes hing der gleiche chemische Geruch wie in ihrem Abteil im Tierladen. Nelson roch Emils Ungeduld, während er den Käfig mit den beiden Welpen auf dem Schoß hielt und wartete. Ein junger Mann nebenan, der einen großen Labrador an der Leine hatte, schaute zu den Welpen in die Box und grinste. Er fing mit Emil zu plaudern an, doch Nelson hörte, wie Emil nur mürrisch antwortete, dann war das Gespräch beendet. Auch weitere Hunde konnte Nelson in dem Raum erschnuppern, und Menschen waren offenbar auch da. Wenn Emil in der Nähe war, konnte man leicht vergessen, dass die meisten Menschen einen warmen und tröstlichen Duft abgaben, doch Nelson erschnupperte ihn dennoch bei einigen der Leute, die im Wartezimmer saßen.
Nach einiger Zeit kam ein großer Mann mit lockigem Haar, der einen weißen Anzug trug, in den Raum und rief Emil herein. Im Sprechzimmer holte der Tierarzt Nelson und sein Schwesterchen aus der Reisebox und nahm sie in seine warmen Hände, tätschelte ihnen den Kopf. Nelson mochte den Tierarzt auf Anhieb. Da war etwas an seinem Geruch und am Gefühl seiner Hände an Nelsons Körper, die ihn sanft, aber fest hielten, das den kleinen Hund entspannte. Emil und der Tierarzt redeten, und schon bald wurde das Gespräch etwas hitzig. Dann zog Emil Nelson sanft an seinem kleinen Schwanz, doch schließlich fluchte er und verließ kopfschüttelnd den Raum.
Der freundliche Bostoner Tierarzt hatte sich geweigert, Emils Bitte zu erfüllen und Nelson und seiner Schwester den Schwanz zu kupieren, denn der Veterinär wusste, dass sie dafür bereits viel zu alt waren. Einen solchen Schmerz würde er einem Tier nicht zumuten. Als wollten sie dem Arzt danken, blickten Nelson und seine Schwester zu ihm auf und wedelten mit dem Schwanz, den sie beide beinahe verloren hätten. Der Tierarzt konnte nicht anders als lächeln.
Der Arzt hielt Nelson in den Händen
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