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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Lazar
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Freude bereitete.
    Seit ihrer Rückkehr aus Italien verspürte Katey ein seltsames Gefühl der Enttäuschung, und sie wusste, dass Don es ähnlich empfand. Das Leben sollte einfach so weitergehen wie in ihren Flitterwochen – man schaute sich schöne Dinge und Plätze an, verspeiste köstliche Mahlzeiten und liebte sich bis in die frühen Morgenstunden. Von Dons warmem Lächeln, von seiner Leidenschaft für Geschichte und von seinem Humor konnte Katey nicht genug bekommen. Sie wünschte, das Leben könne immer so bleiben wie in Italien. Sie versuchten, ihre Flitterwochen noch ein wenig zu verlängern, indem sie in Bostoner Restaurants bei Kerzenlicht aßen und im Stadtpark spazieren gingen. Doch die berühmten Schwanenboote auf dem kleinen See wirkten doch etwas billig im Vergleich zu den Booten, mit denen sie die Grotten an der italienischen Küste erkundet hatten.
    Eines Nachmittags, nachdem sie Dons Mutter besucht hatten, schlenderten sie Arm in Arm durch die Straßen von Boston, kichernd und lachend, wie es bei Frischvermählten oft der Fall ist. Sie aßen eine Brezel und schauten sich Antiquitätenläden an. Eigentlich hatten sie für ihr kleines Haus in Albany bereits alles an Einrichtung, was sie brauchten, und was wirklich noch gefehlt hatte, war durch Hochzeitsgeschenke ergänzt worden. Doch irgendwie suchten sie immer noch nach einem kleinen Souvenir für ihre Flitterwochen, etwas, das sie an die schöne Zeit erinnern würde. Das war allerdings mehr Kateys Idee als die von Don. Er hatte mit seiner schicken Kamera mehr als sechshundert Fotos gemacht, was mehr Erinnerungen waren, als sie brauchten, sagte er. Ein paar Mal hatte Katey auf ihrer Italienreise Porzellan gesehen, das ihr gefiel, und ein paar Teile davon hatten sie auch gekauft. Doch irgendwie schien ihr nichts von diesen Beutestücken würdig genug, sie an ihre Flitterwochen zu erinnern. Katey war abergläubisch und hoffte einfach immer noch, sie würde noch etwas ganz Besonderes finden. Das war bei ihren Eltern Tradition gewesen – sie hatten von einer Reise immer etwas mit nach Hause genommen, das auf ganz eigene Art die Bedeutung der Reise in sich trug, wie in einer kleinen Kapsel.
    Vor vielen Jahren, als Katey neun Jahre alt gewesen war, hatte ihre Mutter sie in ihrem Zimmer aufgesucht und ihr mit trauriger Miene mitgeteilt, dass ihr Vater, ein Soldat, nicht mehr heimkehren würde. Er habe sein Leben in einem Land gelassen, das weit, weit weg war. Noch Jahre später hatte Katey Trost in einem kleinen Spielzeugkrokodil gefunden, das ihre Eltern ihr bei einem Urlaub in Florida gekauft hatten. Wenn man es drückte, sang es einen Elvis-Song. Ihre Großmutter hatte ihren Vater immer für seinen schlechten Geschmack gescholten, doch nachdem Katey ihn verloren hatte, war sie für das geschmacklose Spielzeugkrokodil sehr dankbar.
    Es war Dons Idee gewesen, den kleinen Tierladen zu betreten, an dem sie in einer der Seitenstraßen vorbeikamen. Dons Mutter hatte Sperlingspapageien und einen Ara gehalten, als er noch ein Kind war, und er hatte immer schon gerne Vögel beobachtet, wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Die beiden waren nur kurz in dem Laden, als sie bemerkten, dass es hier keine Vögel gab, und Don wollte wieder hinausgehen. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte Katey bereits die große Wand mit den Welpen auf einer Seite des Ladens bemerkt und stand davor. Obwohl sie als Erwachsene nicht mehr viel über Hunde nachgedacht hatte, hatte sie als Kind Hunde geliebt. Sie sah sofort, dass in diesem Laden eine sehr gute Auswahl an Welpen feilgeboten wurde. Es gab Spitze und Terrier, Möpse, Pudel und Chihuahuas. In einem der größeren Abteile lagen eine kleine Dänische Dogge und ein schwarzer Labrador. Hier hätte Katey Stunden verbringen können, doch sie spürte, dass Don ungeduldig wurde, und so gingen sie wieder auf die Tür zu.
    Nelson saß zusammengekauert in der kleinen Reisebox, in die ihn Emil vor einer Stunde eingesperrt hatte. Während er auf dem Tresen direkt neben der Kasse wartete, hatte der kleine Welpe die Gelegenheit, all die Gerüche in dem Laden zu erschnuppern, doch während dies unter anderen Umständen ein wahres Fest an Düften gewesen wäre, herrschte in Nelson, der in der kleinen Box wartete, nur Angst. Emil wanderte im Laden herum, packte Kartons aus und widmete sich anderen Aufgaben. Gelegentlich begrüßte er einen neuen Kunden, der sich im Laden umschaute, mit einem freundlichen Lächeln, und Nelson roch, dass er glücklich

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