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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Lazar
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doch es war weit und breit nichts mehr von ihr zu sehen. Als Vernon an diesem Abend gekommen war, war Nelson von einer großen Traurigkeit ergriffen worden.
    Seine Schwester konnte er immer noch an seinem Fell riechen, doch so sehr er sich auch bemühte: die Gerüche von Lola, seiner Mutter, und von Mrs Anderson waren nicht mehr da. Zwar konnte er sich noch lebhaft an ihren Duft erinnern, doch seine Nase konnte ihn nirgendwo in seiner Nähe mehr lokalisieren. Irgendwo tief in ihm drinnen wusste er, dass auch der Duft seiner Schwester ganz langsam aus seiner Welt verschwinden würde.
    In jener Nacht tröstete Vernon Nelson so lange, bis er schließlich einschlief. Ganz allmählich glitt der kleine Hund in den Schlaf hinüber, doch dieser Schlaf war von bösen Träumen und von Emils Geruch erfüllt. Vielleicht spürte Nelson ja, dass Emil wach in seinem Bett lag, im Geiste seinen Welpenbestand durchging und feststellte, dass für Nelson kein Platz mehr war, wenn am kommenden Tag die vier neuen Chihuahuas geliefert wurden. Bis dahin musste der Hund aus dem Bestand gelöscht sein.
4
    Katey Entwhistle hatte ihre zweiwöchigen Flitterwochen in Italien sehr genossen, obwohl zum Entspannen nicht allzu viel Zeit gewesen war. Don konnte vom Besichtigen nicht genug kriegen, und auch sein Appetit auf Sex war schier unstillbar, weshalb sie recht müde waren, als sie nach Amerika zurückkehrten. Doch Müdigkeit hin oder her: Kate war so glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben.
    Abends waren sie durch Rom gestreift und hatten unzählige köstliche Mahlzeiten verzehrt. Sie waren in einem völlig überforderten kleinen Fiat durch die Toskana und Umbrien getuckert und hatten sich an der berückend grünen Landschaft und der herrlichen Kunst der Renaissance nicht sattsehen können. Schließlich hatten sie auch noch ein paar Tage in Positano verbracht, wo sie die bizarre Steilküste erkundet und im kristallklaren Wasser gebadet hatten. Beide waren tiefgebräunt und glücklich. Katey hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ganze zwei Wochen nicht auf ihrem geliebten Piano gespielt hatte, was nicht mehr vorgekommen war, seit sie ein kleines Mädchen war. Doch sie wusste auch, dass das noch warten konnte. Sobald sie zurückkehrten, würde das normale Leben sie wieder einholen, nur dass sie jetzt einen Ehemann hatte, den sie von ganzem Herzen liebte.
    Der Alitalia-Flug nach Boston dauerte lange, verlief jedoch ohne besondere Vorkommnisse. Auf Dons Vorschlag hin hatten sie beschlossen, dort noch ein paar Tage einen kurzen Zwischenstopp einzulegen und dann mit einem Mietwagen nach Albany zurückzufahren. Seine Mutter war zu krank gewesen, um an ihrer Hochzeit in New York teilzunehmen, und obwohl sie kaum begriff, was geschehen war, hatte er das Gefühl, sie würde einen Besuch der beiden zu schätzen wissen.
    Jeden Tag, den sie in Boston verbrachten, hielten sie sich ein paar Stunden bei ihr im Pflegeheim auf. In ihrem Zimmer, ebenso wie im ganzen Heim, hing der Geruch, der solche Einrichtungen immer und überall kennzeichnet – eine Mischung aus billigem Deo, gestärkter Wäsche, zu lange gekochtem Essen und dem schwachen Geruch von Urin. Eine Duftnote, die nicht gerade unangenehm war, dem Besucher jedoch unmissverständlich zeigte, wo er sich befand.
    Katey fand, man sah es Dons Mutter Estelle durchaus noch an, dass sie einmal eine schöne und lebensfrohe Frau gewesen war. Ihre Erzählungen von früher waren bruchstückhaft, und oft wünschte sich Katey, sie könne sich den Rest von Estelles Geschichten zusammenreimen, wenn sie mitten im Erzählen urplötzlich verstummte und mit leerem Blick vor sich hinstarrte. Nach nur wenigen Augenblicken redete sie dann meistens weiter, doch über ein vollkommen anderes Thema. Don machte das rasch ungeduldig, und oft schlug er vor zu gehen, obwohl Katey das Gefühl hatte, es sei zu früh. Sie wollte einfach versuchen, Dons Mutter so gut wie möglich kennenzulernen, der sie nicht begegnet war, bevor sie krank wurde. Manchmal hielt Estelle sie für ihre Schwester, für die Tochter, die sie nie bekommen hatte, für eine Freundin aus alten Zeiten und einmal sogar für die Putzfrau. Doch sooft Don ihr auch erklärte, Katey sei Dons frisch angetraute, schöne Frau, Estelle konnte sich niemals erinnern. Ihr schmeckte der leckere Trüffelkäse, den Katey für sie aus Italien eingeschmuggelt hatte. Und so machte Katey es sich zur Gewohnheit, ihr jeden Tag etwas zu essen mitzubringen, womit sie ihr immer eine

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