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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Lazar
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las. Wenn sie sich bei einem Fernsehfilm oder einer Show an Don kuschelte, lag Nelson zu ihren Füßen, und bald hatte er begriffen, dass dieses Kuscheln meistens dazu führte, dass Don und Katey zu Bett gingen, um sich zu lieben.
    Während der ersten Monate ihrer Ehe kam es fast jede Nacht vor, dass Katey und Don oben in ihrem Schlafzimmer Sex miteinander hatten. Nelson hatte von der ersten Nacht an, als er mit ihnen in Albany ankam, bei ihnen im Bett geschlafen. Manchmal spürte er, dass es Don nicht recht war, wenn Katey ihn ins Schlafzimmer ließ, doch irgendwann hatten sie sich darauf geeinigt, für Nelson im Schlafzimmer eine kleine, weiche Box mit einem Reißverschluss vorn aufzustellen, in der er schlafen konnte, wenn sie für sich sein wollten. Doch die meisten Nächte schlief er bei ihnen im Bett.
    Am Abend, wenn Katey ihn ins Schlafzimmer gelassen hatte, war Nelsons erste Aktivität, nach einer großen, hässlichen Spielzeugratte zu suchen, die Katey ihm eines Tages mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht im Supermarkt gekauft hatte. Das Monster war schon bald zu seinem Lieblingsspielzeug geworden, wahrscheinlich, weil es aus irgendwelchen Gründen länger gehalten hatte als andere Spielsachen. Wenn er die Ratte gefunden hatte, lief er damit zu Katey und bestand darauf, dass sie eine Weile mit ihm spielte. Katey nahm Nelson das Tier aus dem Maul und warf es quer durchs Zimmer. Nach einer Weile zog er sich dann in eine Ecke zurück, um darauf herumzukauen, während Katey und Don sich fürs Bett fertig machten. Was dieses allnächtliche Ritual anging, konnte Nelson bemerkenswert hartnäckig sein. Manchmal dachte Katey darüber nach, wie wichtig die familiäre Routine für den kleinen Hund offenbar war. Hingegen schienen so viele andere menschliche Antriebe wie Ehrgeiz, Strebsamkeit oder Selbstverwirklichung für einen Hund einfach nicht relevant zu sein.
    Bald zogen sich Katey, Don und Nelson in ihr großes Doppelbett zurück. Nelson wusste bereits vorher, wann sie sich lieben würden, weil beide starke Gerüche abgaben, bevor es geschah. Doch er wusste nie so recht, was er von der Sache halten sollte. Meistens zog er sich auf die eine Seite des Bettes zurück, sobald es anfing, und schaute ihnen manchmal dabei zu, um herauszufinden, was es damit auf sich hatte. Don stieß ein paar laute Geräusche aus, und Katey manchmal auch. Es kam vor, dass die Sache ziemlich lange dauerte, und dann verströmten ihre Körper noch mehr Gerüche, die irgendwann einen Höhepunkt erreichten und dann abebbten. Irgendwann danach schliefen sie schließlich ein.
    Während ihres Liebesspiels beschäftigte sich Nelson oft mit seiner Ratte, denn erst wenn er wusste, dass sie fertig waren, konnte er sich seinen Platz für die Nacht suchen. Katey mochte es, Don zu umarmen und in dieser Haltung einzuschlafen, doch er hatte gerne ein wenig Platz für sich selbst, und so trennten sich ihre Körper schon bald. Am Anfang ließ sich Nelson am liebsten an einer Stelle nieder, wo es besonders bequem war, und oft handelte es sich dabei um eine haarige Gegend von Dons Körper – seine Beine oder seine Brust. Doch Don schlief nicht gerne mit dem Hund neben sich und schubste ihn weg, nicht brutal, aber so nachdrücklich, dass Nelson es nicht noch einmal versuchte. Katey hingegen liebte es, wenn Nelson direkt neben ihr schlief. Dann rollte er sich zu einer kleinen Kugel zusammen, kuschelte sich an ihren Bauch und glitt ganz allmählich in den Schlaf hinüber. Und so blieb er die ganze Nacht liegen, nah bei ihr. Manchmal träumte Katey schlecht, und obwohl schon so viele Jahre seit dem Tod ihres Vaters vergangen waren, schreckte sie aus dem Schlaf hoch, mit irgendeiner bruchstückhaften Erinnerung, die ihr immer noch im Kopf herumspukte. Manchmal war das Knattern von Maschinengewehren zu hören, und Menschen schrien sich in einer fremden Sprache an, die sie nicht verstand. Doch im Laufe der Zeit waren es nach solchen Träumen gerade Nelsons leise Schnarchgeräusche, die sie mehr als alles andere beruhigten. Dann gab sie dem kleinen Hund, der gleichmäßig atmend neben ihr lag, einen Kuss auf den Kopf und schlief wieder ein, diesmal von angenehmeren Träumen begleitet.
    Und so kam es, dass das Leben des kleinen Nelson immer dichter mit dem von Katey verwoben wurde. Ja, auch Don gehörte zur Familie, aber Nelsons Tage und Nächte wurden so sehr von Katey und ihrem Leben bestimmt, dass sie zur alles überragenden Gestalt in seiner Welt wurde.

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