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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Lazar
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junge Hund, dass es da ein Wort gab, das die beiden oft sagten, wenn sie ihn anschauten oder streichelten, und so lernte er, schnell auf seinen Namen » Nelson« zu reagieren, wenn er draußen im Garten war und sie nach ihm riefen.
    Auf ihrer Heimfahrt im Auto von Boston nach Albany hatte es zwischen Katey und Don einige Diskussionen darüber gegeben, wie der junge Hund denn nun genannt werden sollte. Das war keine leichte Aufgabe, weil sowohl sein Äußeres als auch sein Verhalten etwas Besonderes waren. Nachdem sie es ein paar Stunden lang mit den üblichen Verdächtigen probiert hatten, kramte Katey in den Papieren, die Emil ihnen nach dem Kauf gegeben hatte, und sah, dass der Welpe in Nelson, New Hampshire, geboren war. Irgendwie schien der Name Nelson perfekt zu dem kleinen Kerl zu passen. Don gefiel er, weil er ihn an Lord Nelson erinnerte, den britischen Marineadmiral, den er sehr bewunderte und von dem er in seinen historischen Seminaren an der Uni mit großer Leidenschaft sprach. Katey fand, dass der Name einen guten Klang hatte, zumal Nelson Mandela immer ein Mann gewesen war, den sie zutiefst verehrte. Nelson selbst hätte nicht sagen können, ob er den Namen mochte oder nicht, aber es machte ihn glücklich, dass es dieses eine Wort gab, das nur ihm gehörte, und schon bald machte sein Herz einen Satz, wann immer Katey ihn rief.
    Das Haus in Albany war eher klein und hatte zwei Schlafzimmer, von denen eines winzig war. Das Bad und die Küche waren alt, und das Dach hätte einige Reparaturen nötig gehabt. Doch das Haus war frisch gestrichen, und Kate hatte viel Mühe darauf verwendet, es einzurichten. Es war hell und fröhlich geworden, und was für Nelson noch viel wichtiger war: Es roch gut. Es hatte schon vom ersten Moment an gut gerochen, als er mit Katey und Don durch die Haustür hineinging und das Paar mit einem innigen Kuss seine Heimkehr feierte.
    Das Haus lag in einem grünen Vorort, und Nelson liebte die Frische der Luft und die harmonische Fülle all der Aromen, die fast immer mit einer leichten Brise hereingetragen wurden. Drinnen im Haus war es warm und gemütlich. Hier roch Nelson auch zum ersten Mal seit Langem wieder den Duft von frisch gewaschener Wäsche. Die Säckchen mit Lavendel, die Katey überall im Haus an sorgfältig ausgewählten Plätzen verteilt hatte, rundeten das Aroma des Hauses ab und machten es zu einer angenehmen Geruchslandschaft.
    Draußen gab es einen Garten. Er war nicht so groß wie der von Mrs Anderson, vielleicht hundert Quadratmeter. Doch mit der Zeit entwickelte Nelson ein enges Verhältnis zu dem Garten. Da er in der Zeit, wo er bei Katey und Don ein Zuhause gefunden hatte, mächtig zu wachsen begonnen hatte, wurde auch sein Geruchssinn von Tag zu Tag immer besser. Bald schon kannte er jeden Quadratzentimeter des Gartens bis ins kleinste Detail. Obwohl er nie in der Lage sein würde, es auszudrücken, hatte er rasch eine Geschichte darüber im Kopf, die ausführlicher war als die Bibel. Es war keine Geschichte über Menschen, die eine erkennbare Handlung hatte. Die Geschichte, die in Nelsons Kopf entstand, war vielmehr eine Geschichte, die sich aus dem Zusammenspiel von Tausenden von Gerüchen zusammensetzte, eine Geschichte, die er allein dadurch spinnen konnte, dass er an dem Gras in Kateys Garten schnupperte und es so erkundete. Es war die Geschichte all der großen und kleinen Kreaturen, die seit Tausenden von Jahren auf diesem Gelände gelebt hatten. Es war auch eine Geschichte über das Wasser, das vom Himmel fiel und das Gras und die Blumen zum Wachsen brachte. Es war eine schöne und manchmal auch traurige Geschichte, von der Nelson jede Nacht träumte und die jeden Tag länger und reicher wurde.
    Katey und Don hatten auch mehrere hübsche Blumenbeete mit Springkraut und Ringelblumen und Stiefmütterchen und Rosen angelegt. Als die Rosen zu blühen begannen, wurden sie für den jungen Hund unwiderstehlich. Doch seine absoluten Lieblingsblumen überhaupt waren die schönen weißen Tuberosen, die Katey vor ein paar Monaten gepflanzt hatte. Bei Tage war ihr Duft angenehm, doch bei Nacht, wenn sie ihren eigentlichen, geradezu mystischen Duft verströmten, liebte es Nelson besonders, an ihnen zu schnuppern. Oft gingen Katey und Nelson nach dem Abendessen in den Garten und rochen gemeinsam an den weißen Blüten. Sie hielt ihn hoch, kraulte ihn mit ihren langen Fingern am Kopf, und dann atmeten beide so tief den üppigen Geruch der Blüten ein, dass sie ganz

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