Nelson sucht das Glück
gehen, zusammen mit ihren Jungen, die ihr nicht von der Seite wichen.
Der Wolfsvater half ihr und machte ihr die Jagd so leicht, wie es nur ging. Bei Nacht lagen die fünf in ihrem Bau. Wenn die Wolfsmutter den Geruch des Wolfsvaters und ihrer drei Kleinen in der Nase hatte, empfand sie ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit und des Glücks. Doch dann kehrte die Erinnerung an die verlorenen Welpen zurück, und Traurigkeit senkte sich über sie wie eine schwere Decke.
Ganz in der Nähe des Wolfsbaus hielten die ausgewachsenen Mitglieder des Wolfsrudels, drei Weibchen und ein Männchen, in ihrem Revier Wache. Manchmal hörte die Wolfsmutter nachts ihr Heulen, und während ihre Welpen gierig an ihren Zitzen saugten, war sie froh darüber, dass sie alle durch ihr Rudel beschützt und in Sicherheit waren. Wenn ihr ab und zu die Fährte eines Bärs oder Kojoten in die Nase stieg, bellte sie verhalten, um dem Rudel zu signalisieren, dass sie auf der Hut sein mussten. Rasch verschaffte sich dann der Wolfsvater einen Überblick über das Terrain, teilte den anderen Wölfen mit einem knappen Bellen mit, dass die Sicherheit seiner Jungen auf dem Spiel stand und keinerlei Eindringlinge geduldet werden durften. Manchmal duckten sich die anderen Mitglieder des Rudels, wenn der Wolfsvater in der Nähe war. Er hatte sie alle schon einmal gebissen und sie dann mit seinem Speichel geheilt, indem er ihnen die Wunden leckte. Er strafte und er liebte, beides mit großer Leidenschaft. Die Wölfe wussten, dass er sie alle liebte, aber sie hatten auch gelernt, niemals seine Autorität oder die der Wolfsmutter infrage zu stellen.
Die Wolfsmutter und ihr Gefährte herrschten jetzt schon seit viereinhalb Jahren über das Rudel und hatten sich in dieser Zeit ausschließlich miteinander gepaart. Ihr Revier lag etwas näher bei den menschlichen Siedlungen, als es der Wolfsmutter und dem Wolfsvater recht war, doch als sie sich von dem Revier ihrer Eltern entfernt hatten, waren sie irgendwann hier gelandet, in einem Gebiet, wo sie sich bedenkenlos und ohne Bedrohung von anderen Wolfsfamilien ansiedeln konnten. Dabei war die Witterung des anderen für jeden von ihnen die größte Kraftquelle in ihrem kleinen Universum. Wenn die Wolfmutter läufig war, konnte der Wolfsvater seine gewaltige Begierde kaum noch zurückhalten, und zusammen hatten sie bereits über dreißig Jungen gezeugt. Von ihnen hatte mindestens die Hälfte nicht überlebt, ob sie nun erfroren waren, in den Fängen von Bären oder Kojoten geendet hatten oder an seltsamen Krankheiten, hervorgerufen durch die Mikroben, die im Pelz der Wölfe lauerten, gestorben waren. Die anderen Welpen jedoch waren zu ansehnlichen, jungen grauen Wölfen herangewachsen.
Der Wolfsvater und die Wolfsmutter waren ihren Jungen von Herzen zugetan und machten sie zum Mittelpunkt ihres Lebens, solange sie jung waren. Kaum waren sie jedoch ausgewachsen, kam immer die Zeit, dass sie das Rudel verlassen mussten, so wie auch ihre Eltern einst das heimische Rudel verlassen hatten. Kein Wolf in ihrem Rudel sollte jemals so mächtig werden, dass er die Autorität der Eltern infrage stellen könnte. Der Wolfsvater spürte es in der Regel als Erster, wenn ein Wolfjunges zu einem jungen Wolf herangewachsen war, der vielleicht bereits kräftig genug war, um ihn herauszufordern. Dann begann er mit seinem kraftvollen Gebiss nach dem jungen Wolf zu schnappen. Die Gefühlsbande der Wolfsmutter zu ihren Kindern war stark, und anfangs beachtete sie das Verhalten des Vaters seinen Kindern gegenüber nicht. Doch bald darauf schloss sie sich ihm an und versuchte, ihre Kinder wegzubeißen. Es war ihre Art von Liebe zu ihren Kindern, indem sie sie in die Wildnis davonjagten, damit sie eigene Familien gründen konnten. Ja, eine Wolfsmutter litt unter dem Verlust, wenn ihre Kinder mit den frischen Wunden, die ihnen ihr eigener Vater beigebracht hatte, in die Wildnis humpelten und nie mehr gesehen wurden. Doch wenn sie am nächsten Tag erwachte, war sie stets glücklich. Sie war eine gute Mutter gewesen, die ihre Kinder zu großen, starken Wölfen herangezogen hatte, die selbst für ihr Überleben kämpfen konnten.
In den ersten Wochen nach der Geburt ihrer Welpen fühlte sich die Wolfsmutter immer am sichersten. Die meiste Zeit verbrachte sie dann im Bau, und Milch war alles, was die Kleinen brauchten. Doch die Wolfsjungen wuchsen schnell heran, und schon bald benötigten sie mehr als nur Milch. Ein uralter Instinkt trieb sie
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