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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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du damit sowieso nicht mehr anfangen kannst, als unsere Trommelfelle blutig zu reden?«, fiel Ellen ihr ins Wort. »Dafür kann ich tatsächlich nicht garantieren.«
    »Lass uns tauschen«, bot ich ihr an und hielt ihr mein kleineres Messer hin. Mein Hass auf Maria hatte sich keinen Deut gemindert, so dass ich einen Teufel getan hätte, ihr direkt Recht zu geben, ganz egal was sie gesagt hätte. Aber die Vorstellung, Ellen mit dem zwanzig Zentimeter langen Tranchiermesser durch die Dunkelheit neben oder hinter mir umherstreifen zu wissen, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Auch wenn sie nicht Stefans Mörderin war, wovon ich inzwischen eigentlich wieder ausging, hatte sie uns ihre Unberechenbarkeit in Extremsituationen eindrucksvoll demonstriert.
    Ed schnaubte verächtlich. »Genau – gib es Frank«, sagte er gehässig und ich stellte in einer widersprüchlichen Mischung aus Erleichterung und Bedauern fest, dass er sich von Marias Attacken erholt hatte und wieder ganz der Alte war. »Erinnert ihr euch daran, was Stefan gesagt hat, bevor er gestorben ist? Er sagte: Er ist hier.
    Und wisst ihr noch, wen er dabei angesehen hat?«
    »Natürlich hat er mich angesehen«, verteidigte ich mich. »Ich stand ja auch in seinem unmittelbaren Blickfeld.«
    »Gib es ihm«, wiederholte Ed spöttisch. »Wenn er als Einziger hierher zurückkommt, weiß ich, dass ich ihn schnellstmöglich umlegen sollte.«
    »So hat das alles keinen Sinn«, seufzte Judith und zog eine Streichholzschachtel aus der Tasche. Sie entnahm der Packung vier Hölzchen, knickte den Zündkopf eines einzelnen ab und ließ die Hand einen Moment lang hinter ihrem Rücken verschwinden. Als sie die Rechte zur Faust geballt wieder in unsere Mitte hielt, lugten die unteren Enden der Streichhölzer daraus hervor. »Wir losen es aus«, beschloss sie. »Das Tranchiermesser geht an denjenigen, der das kopflose Streichholz zieht.«
    Niemand protestierte. Judith hatte Recht: Mit einer Vertrauensdiskussion kamen wir hier nicht weiter, denn jeder verdächtigte jeden des Mordes. Es war nur fair, den Zufall für uns entscheiden zu lassen, und er entschied sich für sie. Ellen zog ein unwilliges Gesicht, als sie die rasiermesserscharfe Klinge an Judith herausgeben musste, protestierte aber nicht.
    »Gut«, sagte sie schließlich und nahm das Gemüsemesser, das Judith ihr im Tausch reichte, mit einer Bewegung entgegen, die ruppiger ausfiel, als gerechtfertigt gewesen wäre. »Können wir jetzt endlich gehen?«
    »Nur, wenn ihr Zerberus mitnehmt«, antwortete Ed mit einem feindseligen Blick in Carls Richtung.
    »Wenn du aufhören würdest, den Schwerverletzten zu simulieren, würden wir euch beide mitnehmen«, gab Maria gehässig zurück und wandte sich dann Judith zu.
    »Wir haben noch genug Klebeband und Übung in Fesselungsmethoden, um das Nazischwein am Stuhl festzukleben, damit es kein Unheil anrichtet, oder? Wir nehmen Carl mit und behalten den Überblick.«
    »Weißt du eigentlich, wie viel Glück du hast, in so einer Weicheierdemokratie zu leben?«, schoss Ed ein volles Pfund zurück. »Im Dritten Reich hätte man mit einer Irren wie dir längst kurzen Prozess gemacht.«
    Lächelnd beobachtete er, wie Maria, von diesem Gegenangriff deutlich überrannt, erbleichte und ihre Gesichtszüge entgleisten. Dann hob er den rechten Arm zum Führergruß und grinste bösartig. »Sieg heil!«
    Drei, vier Sekunden lang geschah überhaupt nichts.
    Maria stand einfach nur da und starrte Ed mit offenem Mund und ungläubig aufgerissenen Augen an. Dann brannte ihr eine wichtige Sicherung durch. Mit einem schrillen Schrei stürzte sie an mir vorbei auf Ed zu, augenscheinlich bereit, ihn mit bloßen Händen in Stücke zu reißen, aber Judith und ich reagierten schnell genug, ehe sie Ed tatsächlich erreichen konnte. Mit roher Gewalt schoben wir sie zurück Richtung Ausgang und in die Empfangshalle hinaus.
    »Du hast Recht!«, kreischte sie über die Schulter zurück in Eds Richtung, als ich sie, wie verrückt zappelnd und ins Leere tretend, mit Judiths Hilfe den Ausgang hinausbugsiert hatte. »Es ist eine Weicheierdemokratie! Jedes andere System würde vielleicht verhindern, dass man das Gesetz gegen eine bestimmte Sorte von Schweinen selbst in die Hand nehmen muss!«
    Wir ließen ihre Arme erst los, als Ellen die Tür zum Haupthaus hinter uns vieren ins Schloss gedrückt und vorsichtshalber mit vor der Brust verschränkten Armen wie ein Türsteher davor Aufstellung genommen

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