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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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für uns, einen zweiten Ausgang aus diesem Horrorhaus zu finden und von hier fliehen zu können – eine Tatsache, die das Schweigen, das Judith, Maria, Ellen und ich vom Hof zurück in die Küche trugen und nur zwecks dieser Feststellung in der Empfangshalle kurz unterbrachen, gleich in eine zweite, noch länger andauernde und noch unangenehmere Runde starten ließ.
    Letztlich war es Ellen, die es beendete, indem sie auf die Fotos deutete, die auf dem Küchentisch lagen.
    »Woher hast du die eigentlich?«, fragte sie.
    »Aus dem Lehrerhaus.« Ich war nicht sicher, ob ich das nicht schon erzählt hatte, berichtete aber trotzdem von meinem Ausflug in das baufällige Nebengebäude und von dem Schreibtisch mit dem Geheimfach, in dem ich auf die Bilder gestoßen war. Wieder ließ ich meinen Ohnmachtsanfall aus. Das allgemeine Misstrauen konzentrierte sich zwar mittlerweile nicht mehr auf mich, war aber immer noch stark genug, so dass ich jedes Wort, das ich aussprach, mehrfach überdachte und auf die Goldwaage legte.
    Ich hatte die abgeschlossenen Schubladen des antiken Möbelstücks nur nebenbei erwähnt, denn ich hielt sie für nicht sonderlich wichtig; die Wahrscheinlichkeit, darin auf eine staubige Öllampe zu stoßen, aus der ein Geist erscheinen würde, der unseren sehnlichen Wunsch nach einem Ausgang aus diesem Gemäuer erfüllte und uns eine Autobahnauffahrt samt PKW ins Lehrerhaus zauberte, war eher gering. Ellen aber sah das wohl anders.
    »Warum hast du uns nichts davon erzählt?« Sie griff nach der Taschenlampe und begann in der Küchenschublade nach einem geeigneten Werkzeug zu suchen. »Wir müssen die Schubladen aufbrechen. Vielleicht …«
    »Vielleicht was?«, seufzte Carl. Ich blickte ihn irritiert an. Er hatte das Reden im Laufe des Abends fast vollständig eingestellt – dass er sein Mundwerk gerade jetzt auf seine Funktionsfähigkeit hin überprüfte, machte mich misstrauisch und plötzlich auch neugierig auf den Inhalt der Schubladen. »Was glaubst du denn, was darin sein könnte? Seit Sängers Tod hat diesen Raum niemand mehr betreten. Wenn du Glück hast, findest du ein paar Familienfotos. Oder eine Flasche Klosterfrau Melissengeist und ein paar Eisenpräparate.«
    »Lassen wir es darauf ankommen«, beschloss Ellen.
    »Ich für meinen Teil hatte heute Abend ohnehin nichts Wichtiges mehr vor. Wenn wir nichts finden, haben wir uns wenigstens für eine kleine Weile mit Sinnvollerem beschäftigt, als einander anzufeinden und Gefahr zu laufen, uns gegenseitig die Augen auszukratzen.«
    »Ellen hat Recht«, pflichtete Judith der Ärztin bei und warf einen stirnrunzelnden Blick in die Runde. »Aber wir sollten zusammen gehen. Sollte der Mörder tatsächlich unter uns sein, bekommt er so keine Gelegenheit, noch einmal zuzuschlagen, ohne dass wir ihn dabei erwischen.«
    »Ed kann nicht mitkommen«, stellte Ellen fest.
    »Aber er scheidet ohnehin aus der Liste der Verdächtigen aus.«
    »Ach ja?«, machte Maria. »Warum? Er hat eben selbst gesagt, dass er –«
    »Nicht schon wieder!« Die Ärztin stöhnte, denn sie fürchtete, dass sich die ganze Diskussion aufs Neue anbahnen könnte, und warf einen Hilfe suchenden Blick Richtung Küchendecke, ehe sie schließlich tief ein- und ausatmete und eine beschwichtigende Geste machte.
    »Okay, okay«, gab sie nach. »Wir lassen Carl hier, einverstanden? Er achtet darauf, dass Ed den Raum nicht verlässt, und wir –«
    »Und wenn Carl Stefans Mörder ist?«, fragte ich.
    »Dann wissen wir das spätestens in dem Augenblick, in dem wir zurückkommen und feststellen, dass er auch Ed umgebracht hat«, antwortete Ellen eisig und nahm das Tranchiermesser wieder an sich, mit dem sie Judith vor nicht allzu langer Zeit die Kehle durchzuschneiden gedroht hatte.
    Der Anblick bereitete mir Unbehagen, aber ich sagte nichts, sondern griff meinerseits nach dem zweiten, kleineren Messer, das Judith auf der Arbeitsplatte abgelegt hatte. Judith zog derweil aus der offenen Küchenschublade zwei weitere Schneidewerkzeuge, die zwar bestenfalls zum Kartoffelschälen taugten, die aber Maria, der sie eins davon zuteilte, wenigstens das Gefühl vermittelten, nicht gänzlich unbewaffnet zu sein. Wortlos wandten wir uns dem Ausgang zu, doch Maria trat uns in den Weg.
    »So … so gefällt mir das alles nicht«, sagte sie. »Mit diesem Messer wollte Ellen gerade eben Judith umbringen. Wer weiß, ob sie es nicht dazu benutzt –«
    »Dir vorbeugend die Zunge aus dem Hals zu schneiden, weil

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