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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurück. »Er kann uns doch nicht ernsthaft erzählen, dass er nichts davon gewusst hat, dass hier vor gar nicht langer Zeit noch herumgebastelt worden ist!«
    Ich trat an ihr vorbei und nahm die Blätter an mich, um sie ein zweites Mal zu studieren, wohl in der Hoffnung, sie beim ersten Lesen einfach falsch verstanden zu haben.
    »Wir sollten ihn uns in der Tat noch einmal vorknöpfen, wenn wir zurück in der Küche sind«, pflichtete Ellen ihr bei. »Wir sollten da weitermachen, wo Stefan aufgehört hat. Ich bin sicher, er hat uns tatsächlich mehr zu sagen, als er jetzt noch glaubt.«
    Auch ich nickte zustimmend, während ich die Rechnung ein drittes Mal – und dieses Mal sehr aufmerksam – durchging. Aber ich hatte mich nicht geirrt, sondern die Auflistung der durchgeführten Arbeiten von Anfang an richtig interpretiert, so grausam diese Erkenntnis auch war: Sänger hatte im Torhaus eine Anlage errichten lassen, mit der im Burghof Fallgattersensoren eingeschaltet werden konnten. Auch hier hatte der Bauunternehmer eine Warnung vermerkt, die besagte, dass diese Kontaktsensoren in keinem Fall eingeschaltet gelassen werden dürften, da das Gatter bereits fünf Sekunden nach Kontakt herabschnellte. Damit war dieses Gatter nur sinnvoll, wenn man auf den Burghof fuhr.
    Versuchte man den Hof hingegen bei eingeschalteten Sensoren zu verlassen, war es, wie Ed und ich bereits am eigenen Leib äußerst schmerzhaft erfahren hatten, eine nahezu mörderische Falle. Ich sprach aus, was ich dachte.
    »Aber … «, Judith schüttelte fassungslos den Kopf und trotz der vorherrschenden Dunkelheit stellte ich fest, dass auch Ellen deutlich an Farbe einbüßte. Nur Maria ließ sich von meiner Interpretation nicht irritieren und blätterte weiter nervös in den Klassenbüchern herum, die Ellen ihr überlassen hatte. »Was hat das denn alles für einen Sinn? Wer lässt sich bloß so einen Mist einfallen?«
    »Jemand, der dazu bereit ist, schließlich auch noch eine vierstellige Summe für die Umsetzung dieses Unsinns zu bezahlen«, stellte Ellen bitter fest. »Jemand, für den eine Einrichtung, mit der er Leute in seiner Burg gefangen setzen kann, durchaus Sinn ergeben hat.«
    Dem Klang ihrer Worte und ihrer Körperhaltung war unschwer zu entnehmen, woran sie dachte, während sie sprach. Allem Anschein nach hatte sie Recht gehabt, als sie uns mit Ratten in einem Käfig verglich; zumindest in dem Punkt, dass es keine Aneinanderreihung unglücklicher Zufälle war, dass wir hier festsaßen. Wir waren mutwillig eingesperrt worden. Wieder fiel mir auf, wie ungewöhnlich kalt es in dem alten Lehrerhaus war.
    »Und das alles schon vor zwei Jahren«, murmelte ich.
    »Sänger hat schon vor Jahren beschlossen, hier Menschen einzusperren. Er –«
    Ellen unterbrach mich mit einem überraschten Aufschrei. Während unserer Überlegungen hatte sie gedankenverloren eine große schwarze Ledermappe aufgeschlagen, die ebenfalls zur Ausbeute aus der mittleren Schublade gezählt hatte und wie die Schlüssel und die Rechnung, die ich mittlerweile fast angeekelt auf den Tisch zurückgelegt hatte, auf der dunklen Mahagoniplatte lag.
    »Baupläne!«, entfuhr es ihr und zum ersten Mal an diesem Abend konnte ich einer Überraschung etwas Positives abgewinnen. Auch Ellens Mine hellte sich auf.
    »Aus dem Jahr 1940«, stellte Judith mit einem skeptischen Blick auf das oberste, vergilbte Blatt des mit den Jahren spröde und brüchig gewordenen Papierstapels einschränkend fest.
    Endlich ließ Maria von den Klassenbüchern ab, griff nach den ersten beiden Plänen und faltete sie stirnrunzelnd auseinander. »Außerdem befassen sich diese Baupläne mit der so genannten Bauphase A«, versuchte auch sie Ellens Euphorie zu dämpfen und deutete auf einen entsprechenden Hinweis, der über jedem der schatzkartenähnlichen Bögen prangte. »Also muss man davon ausgehen, dass diese Pläne nicht zu hundert Prozent mit dem heutigen Bauzustand übereinstimmen.
    Zumal an dem Gebäude nach dem Krieg, als es eine Internatsschule war, ganz gewiss auch noch Umbauten vorgenommen worden sind.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, Judith schüttelte den Kopf. Ich fragte mich, ob die Skepsis, die sie im ersten Augenblick empfunden hatte, als ihr das Alter der Pläne aufgefallen war, auch dann so schnell verflogen wäre, wenn sie nicht das Bedürfnis gehabt hätte, sich mit allem, was sie tat, gegen Maria zu stellen und ihr zu widersprechen, wo immer es möglich war. Maria hatte sich

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