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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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auch vorher schon wie Entenküken durch den Keller nachgewatschelt waren.
    »Na also«, stieß Carl zufrieden aus. Er ging den stockfinsteren, staubigen und mit Spinnenweben tapezierten Korridor, der links bereits kurz nach unserem Durchbruch endete, einfach nach rechts entlang und schlug gute zwanzig Meter weiter an dessen Ende zielsicher den linken der zwei angrenzenden Korridore ein. »Ein bisschen was steht ja noch immer so da, wo es sich vor vierzig Jahren befunden hat. Da lang.«
    Er leuchtete mit der Taschenlampe in einen schmalen, türenlosen Durchgang zu seiner Rechten, der so unscheinbar war, dass ich ihn mit ziemlicher Sicherheit überhaupt nicht bemerkt hätte, wenn ich allein durch den Korridor geirrt wäre. Allerdings wurde das auch nicht unwesentlich durch den Umstand beeinflusst, dass mittlerweile meine Kopfschmerzen die Qualität eines Migräneanfalls wieder erreicht hatten. Meine gesamte Wahrnehmungsfähigkeit wurde durch das brutale Pochen, von dem ich mir einbildete, es müsse fast heftig genug sein, dass es sogar ein Außenstehender als ein Pulsieren unter meiner dünnen Kopfhaut sehen könnte, erheblich beeinträchtigt. Im nächsten Gang wandte sich Carl nach ein paar Schritten erneut nach links, dann wieder nach rechts und dann noch einige Male in alle erdenklichen Richtungen, und als jeder von uns seine Orientierung rückstandslos eingebüßt hatte und begriff, dass es sich bei dem Wirrwarr von Strichen, Balken und Quadraten, das uns auf den Karten wie ein Labyrinth vorgekommen war, tatsächlich um ein solches handelte, hielt er inne, breitete den dritten der Pläne sorgsam auf dem von einer zentimeterdicken Staubschicht bedeckten Zementboden aus und drückte mir die Taschenlampe in die Hand, damit ich ihm leuchten sollte. Der Gang, in dem wir uns befanden, endete nach kaum zwanzig Metern in einem gewaltigen Geröllhaufen. Die Decke an seinem Ende war eingestürzt und bildete zusammen mit anderen Gesteinsbrocken, feuchter Erde und den Strängen einiger Tiefwurzler, die sich bis hierher durchgearbeitet hatten, ein unüberwindbares Hindernis. Anders als in den Gängen, die wir zuvor passiert hatten, roch es hier nicht nur nach staubiger, düsterer Geschichte, sondern zusätzlich feucht und modrig, insgesamt ungefähr so, wie ich mir den Geruch einer Gruft in einem alten Vampirstreifen vorstellte.
    Ellen lehnte sich an eine der vor mindestens einem halben Jahrhundert zum letzten Mal gestrichenen Wände, während Carl aufmerksam, aber zur allgemeinen Verunsicherung mit leicht irritiertem Gesichtsausdruck, die Karte studierte. Dann aber trat sie schnell einen Schritt von der Wand weg, als der alte Putz hinter ihrem Rücken zu bröckeln begann und Staub und kleine Putzklümpchen in ihren Ausschnitt und auf ihr Haar herabrieselten.
    Maria trat, durch irgendetwas aufmerksam geworden, an ihr vorbei, knipste ein Feuerzeug an und begann mit dem Fingernagel an einer Stelle zu kratzen, von der bereits etwas von dem weißen Putz abgebröckelt war.
    »Da … steht etwas«, sagte sie nachdenklich und mehr zu sich selbst als an einen von uns gewandt.
    Judith zog das Tranchiermesser aus dem Hosenbund unter dem T-Shirt hervor und begann vorsichtig, die Farbe von der Wand zu kratzen. »Tatsächlich«, bestätigte sie.
    Auch Maria zog ihr Küchenmesser hervor und mit Ellens Hilfe hatten sie den Schriftzug, der unter der Farbe verborgen gewesen war, schnell freigekratzt.
    »Funkraum«, las Judith laut vor. »Wofür ein Müttergenesungsheim oder eine Schule wohl einen Funkraum braucht?«
    »Wozu braucht es ein Labyrinth?« Ellen zuckte mit den Schultern. »Oder einen Laborkomplex und Kerkerzellen?«, stellte sie ihre eigene Theorie von den menschlichen Versuchstieren, die sie im Lehrerhaus ausgesprochen hatte, ganz beiläufig wieder in Frage.
    »Das ist gotische Schrift«, warf Maria ein, plötzlich wieder ganz in dem belehrenden Tonfall, den niemand von uns während der vergangenen Viertelstunde vermisst hatte. »Sie weist auf eine militärische Einrichtung innerhalb der Burg hin, was wiederum bedeutet, dass dieser Funkraum schon vor dem Genesungsheim hier existiert hat. Und noch viel länger vor dem Internat«, fügte sie mit einem herablassenden Seitenblick auf Judith hinzu.
    Judith klopfte prüfend mit der Schaufel gegen die Wand. »Das klingt tatsächlich hohl«, stellte sie fest.
    »Frank? Könntest du bitte –«
    »Nein«, fiel Carl ihr ins Wort, während er die Karte wieder zusammenfaltete, sie in die Mappe

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