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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie.
    Carl rümpfte die Nase und reckte für einen kurzen Augenblick trotzig sein bärtiges Kinn vor, klemmte sich aber schließlich die Pläne unter den Arm, ohne einen weiteren Blick darauf geworfen zu haben, und geleitete uns zurück in den Gang, von dem aus die Zellen zugänglich waren. Dort angelangt, blieb er wieder stehen, kratzte sich einen Augenblick lang nachdenklich am Hinterkopf und zog schließlich doch zielsicher den zweiten der Pläne aus der Mappe hervor, um ihn im schwachen Licht des Handscheinwerfers erst in die eine, dann in die andere Richtung zu drehen und mehrfach irritiert und mit in tiefe Falten gelegter Stirn den Kopf zu schütteln.
    »Hmmm … «, machte er nachdenklich. »Das ist sehr … Ich meine, das ist nicht so, wie es sein sollte. Ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt.«
    »Häh?«, machte Judith verständnislos.
    »Der Lageplan stimmt nicht mit dem tatsächlichen Zustand des Kellers überein. Sehen Sie: Der Gang hier ist überhaupt nicht verzeichnet, obwohl er sicher längst vor 1940 erbaut wurde. Und diesen Weg hier … « Er deutete auf einen schwarzen Balken auf dem gelben Papier. »Es gibt ihn nicht mehr und ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wo er gewesen ist. Ich vermute … Ich denke, er verbirgt sich, säuberlich verputzt, hinter einer der drei Zellen.«
    »Dann klopfen wir die Wände ab«, entschied Judith, betrat die mittlere der verliesartigen Kammern und begann mit dem Griff der Schaufel gegen das Mauerwerk zu klopfen.
    Mein innerer Schweinehund äußerte den Wunsch, dass sie dabei keinen zugemauerten Durchgang entdecken würde, denn der Umstand, dass Ellen mir die Spitzhacke zugedacht und Zerberus offen ihr Misstrauen verkündet hatte, machte mir klar, dass die Knochenarbeit letzten Endes an keinem anderen als mir hängen bleiben würde.
    Und das, obwohl meine Kopfschmerzen sich schon jetzt ganz ohne physischen, wahrscheinlich allein durch den psychischen Stress, dem ich ausgeliefert war, langsam wieder einem nur schwer erträglichen Niveau näherten.
    Ich wünschte, Stefan hätte nie diese idiotische Kletterpartie unternommen. Würde er jetzt noch leben, hätte er, im Gegensatz zu mir, bestimmt seine helle Freude daran, eine wahrscheinlich seit Jahrzehnten bestehende Mauer niederzureißen.
    Judith klopfte das Mauerwerk der Wand gegenüber der Tür systematisch mit dem Griff der Schaufel ab, schüttelte aber nach wenigen Augenblicken enttäuscht den Kopf und wiederholte den Versuch in der rechten Folterkammer. Ich hatte zwischenzeitlich beschlossen, diese menschenverachtend gelegenen Kammern so zu nennen, und befürchtete längst, dass diese Bezeichnung den Nagel absolut auf den Kopf traf. Mein Blick wanderte immer wieder nervös zu dem in der Wand verankerten Eisenring. Wenn ich mir Mühe gab – eigentlich wollte ich mir gar keine Mühe geben, aber der kleine Masochist, der, wie ich hoffte, in jedem Menschen und nicht nur in mir schlummerte, nötigte mich in fast regelmäßigen Abständen dazu, während ich Judith bei ihrer Arbeit beobachtete
    –, konnte ich die stählernen Fesseln auf geschundenen Knöcheln, mit denen hier vor langer Zeit anscheinend Menschen – Kinder? Konnte man wirklich so grausam sein?! – mit fingerdicken Eisenketten an den Ring gefesselt waren, beinahe spüren.
    Dem Stakkato dumpfer Schläge folgten ein, zwei andere, hohl klingende Laute. Judith klatschte zufrieden in die Hände und mein Schweinehund jaulte gequält auf und verzog sich wimmernd in einen schattigen Winkel meines Charakters.
    »Hier!« Judith klopfte demonstrativ ein weiteres Mal mit dem oberen Ende der Schaufel gegen die Wand.
    »Das ist es. Hier muss der Durchgang gewesen sein. Wir müssen ihn nur wieder frei bekommen.«
    »Nur«, wiederholte ich grollend, sagte aber nichts mehr, als Ellens mahnender Blick mich traf.
    Gehorsam holte ich mit der Spitzhacke aus und begann (meine Kopfschmerzen tapfer ignorierend) erst kleine, dann immer größere Brocken aus der Gipswand zu schlagen, die sich zum Glück als nicht besonders stabiles Hindernis entpuppte. Es vergingen kaum mehr als fünf Minuten und schon hatte ich einen Durchgang über der schmalen Bank in der Kammer geschaffen, den wir einigermaßen problemlos passieren konnten.
    Carl, der zwischenzeitlich den Handscheinwerfer an sich genommen hatte, kletterte als Erster durch die Öffnung und leuchtete in den Gang hinein, der sich tatsächlich dahinter befand. Und wir folgten ihm in der Reihenfolge, in der wir ihm

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