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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Decke nicht mehr genug sein konnte. Mein Blick wanderte also ständig nach vorn und nach oben, aber ich protestierte nicht und bemühte mich, ihre Unterstützung als eine Ehre für mich anzusehen, obwohl ich eigentlich wusste, dass sie sich nicht für meine Wenigkeit aufopferte, sondern wie alle anderen hier auch ausschließlich für sich selbst und weil sie so schnell wie möglich hier herauskommen wollte. Maria wandte ihre Aufmerksamkeit derweil dem eingestürzten Ende des schmalen Korridors zu, das sie im flackernden Licht des Feuerzeuges untersuchte.
    »Hier ist offenbar eine Sprengung vorgenommen worden«, stellte sie schließlich in genau dem Augenblick fest, in dem mir ein weiteres Stöhnen entwich, weil ich feststellen musste, dass sich hinter der Zementschicht eine sicher nicht instabile Mauer aus Ziegeln und Bruchsteinen befand. Ich konnte die Übelkeit, die die Schmerzen in meinem Kopf hervorgerufen hatten, kaum noch unterdrücken und sandte ein stummes Gebet zum Himmel, dass ich nicht in die Verlegenheit geraten möge, Ellen kurzerhand auf ihre zierlichen Füße zu kotzen.
    Dennoch drosch ich unbeirrt, aber mit schwindender Kraft und längst bis auf die Knochen von Schweiß durchnässt, weiter auf die Wand vor mir ein.
    »Hinter dem Schuttwall müssen noch drei weitere Räume verborgen liegen«, erklärte Maria; sie hatte die Ledermappe an sich genommen und Plan drei, nachdem sie sich unseren aktuellen Standort von Zerberus auf dem Papier hatte zeigen lassen, im Schein der Flamme aufmerksam studiert. »Leider gibt es keine Bezeichnungen dafür. Aber einer davon hatte wohl einen Starkstromanschluss. Einer der anderen mehrere Wasserzuleitungen und eine beckenartige Vertiefung. Versteht ihr das?«
    Die Überraschung über die Tatsache, dass Maria – unser allwissendes Orakel! – eine waschechte Frage an uns gerichtet hatte, ließ mich für einen kleinen Moment in meiner Arbeit innehalten und auch Ellen konnte sich ein erstauntes Stirnrunzeln nicht verkneifen. Zuzugeben, dass sie etwas nicht wusste, das grenzte in Marias Fall an ein an die Allgemeinheit gerichtetes Friedensangebot. Ellen war aber offenbar nicht nach Waffenstillstand zumute.

Die aggressive Spannung, die sich bereits während unserer ersten Sightseeing-Tour durch den Gewölbekeller bemerkbar gemacht und noch eine geraume Weile nach unserer Rückkehr in die Küche angedauert hatte, ehe sie auf ein einigermaßen natürliches Maß angesichts der besonderen Umstände abgeklungen war, kehrte deutlich merkbar zurück. Sie stieg, wie mir in diesem Augenblick bewusst wurde, direkt proportional zu meinen Kopfschmerzen weiter an. Ich verspürte den Drang, jemanden zu schlagen – entweder Carl, um ihn dazu zu bringen, endlich all die Dinge offen zu legen, die er uns meiner Meinung nach verschwieg, oder Ellen, weil ich sie nicht leiden konnte, oder Maria, weil ich sie noch weniger als nur nicht, sondern absolut überhaupt nicht und auf gar keinen Fall ausstehen konnte, oder meinetwegen sogar Judith, weil ihr Verhalten mir gegenüber an meinem Ego kratzte und mich tief verletzte. Zusätzlich nahm ich in diesem Moment wieder etwas wahr, was ich heute bereits zweimal verspürt hatte und was mir im Nachhinein so verrückt, so irreal vorgekommen war, dass ich es ohne Eintrittskarte für mein Langzeitgedächtnis aus dem Kurzzeitgedächtnis verdrängt hatte: das Gefühl von wummernden Bässen, die ihre Schallwellen geschickt an meinen Ohren vorbei direkt in meinen Bauch hineinlenkten.
    Ich schloss die Augen und dachte an nichts anderes als die Bewegung meiner Arme, die weiter mit der Hacke auf die Mauer einschlugen. So verpasste ich die entscheidenden drei, vier Hiebe, die das Mauerwerk tatsächlich zum Einsturz brachten. Als ich die Augen wieder öffnete, befand ich mich vor einem klaffenden Loch, mit kaum einem halben Meter Durchmesser. Mit dem letzten Schlag, den ich vollführte, lösten sich tatsächlich einige Gesteinsbrocken aus der Decke über mir, aber das nahm ich kaum noch wahr. Dann kehrte ein Kribbeln in meine betäubten Beine zurück und Schwindel und Schmerz wurden so übermächtig, dass ich die Spitzhacke sinken lassen und mich darauf abstützen musste. Ich rang verzweifelt um mein Bewusstsein und drängte gleichzeitig Galle und Magensäure, die sich langsam, aber entschlossen ihren Weg durch meine Speiseröhre in meinen Hals hinauf bahnten, an die ihnen zugedachten Orte zurück.
    Bunte Pünktchen flimmerten hinter meinen geschlossenen

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