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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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allen den meisten Speck auf den Rippen hatte, mühelos hindurchklettern konnte. Das tat sie auch, dicht gefolgt von Ellen, Maria und schließlich von mir. Carl hatte mir geistesgegenwärtig unter die Achseln gegriffen und mich vor sich her auf den Durchbruch zugeschoben, nachdem ich aus eigener Kraft nur einen einzelnen, deutlich schwankenden Schritt auf die andere Seite zu getan hatte.
    Der Wirt war schließlich der Letzte, der den Durchbruch passierte.
    »Ehrliche Arbeit ist nicht so dein Ding, was?«, spottete Ellen, als ich noch immer schwer atmend Halt an der Wand neben dem Loch suchte. Dabei ging es ihr selbst allem Anschein nach auch nicht so blendend, wie sie vorzugeben versuchte. Der Strahler in ihrer Hand zitterte merklich und ihr Gesicht leuchtete bleich in der Finsternis, gegen die der Schein der Lampe einen erbitterten, von wenig Erfolg gekrönten Kampf aufgenommen hatte.
    »Es geht ihm beschissen.« Überrascht stellte ich fest, dass es ausgerechnet Judith war, die mir ein wenig Rückendeckung vor der jungen Ärztin zu geben versuchte.
    Ich zog es trotzdem vor, nichts zu sagen, denn meine freudige Überraschung genügte nicht, die Aggressivität, die fast greifbar in der Luft lag, deutlich zu überdecken, so dass ich eine weitere Eskalation an diesem Abend fürchtete, wenn wir den Fehler begingen, mehr als unbedingt nötig miteinander zu reden. Stattdessen blickte ich mich konzentriert in dem Gang um, auf den wir gelangt waren. Ellen schluckte eine weitere Bemerkung herunter und ließ den Lichtkreis langsam über die auch auf dieser Seite sorgfältig verputzten und weiß gestrichenen Wände gleiten, während wir uns langsam durch den neu entdeckten Flur tasteten. Zu unserer Linken gab es einen Durchgang in den Raum, der ursprünglich auch von der anderen Seite zugänglich gewesen sein musste, denn neben dem türenlosen Rahmen prangte ein mit dem auf der anderen Seite vollkommen identischen gotischen Schriftzug: Funkraum. Maria wollte gerade, von brennender Neugier gepackt, dort eintreten, aber Carl hielt sie zurück und deutete in die entgegengesetzte Richtung.
    »Wir sollten uns an die Pläne halten«, sagte er bestimmt. »Und zwar stur und ausschließlich. Und sogar dann können wir noch von Glück reden, wenn wir nicht die Orientierung in diesen Katakomben verlieren.«
    Ich biss mir auf die Zunge, um nicht anzumerken, dass wir uns abgesehen von ihm vermutlich alle längst so gut zurechtfanden, wie verirrte Blattläuse in einem Ameisenbau, und nickte bekräftigend. Fast beleidigt wandte sich Maria von der Kammer ab und folgte Ellen und Judith, die langsam vorausgingen, uns den Weg leuchteten und den Strahl der Lampe über die Wände und schließlich einen Moment überrascht an der Decke entlangwandern ließen.
    Fingerdicke Kabelstränge, umhüllt von porösem, jahrzehntealtem Isolierband, verliefen unter der gewölbten und dadurch einen Deut zu niedrig scheinenden Decke wie unheimliche schwarze Würmer. An den Seiten waren dicke, ovale Glaslampen in regelmäßigen Abständen angebracht. Keine zehn Schritte von unserem Durchbruch entfernt grenzten im Abstand von vier oder fünf Metern zwei weitere Räume an den Flur. Neben jedem befand sich ein altertümlicher Drehschalter und auch sie waren seitlich des Eingangs mit je einem gotischen Schriftzug gekennzeichnet. Ich fühlte mich immer mehr wie bei einer Zeitreise in eine andere Epoche katapultiert, ein halbes Jahrhundert zurück in eine Vergangenheit geschossen, von der ich bislang zum Glück hatte sagen können, dass es mich in dieser Zeit noch nicht gegeben hatte und dass ich, zu meiner Beruhigung, nichts mit den damaligen Ereignissen zu tun hatte.
    Der erste der Räume, Lagerraum VII, war, zumindest dem flüchtigen Blick nach, den wir im Vorbeigehen hineinwarfen, vollständig leer und kaum größer als die Zellen, durch die wir in das Labyrinth gelangt waren. Der zweite war sogar noch ein wenig kleiner bemessen und ebenso leer wie der erste, löste aber in meinem Magen, der sich gerade erst von der letzten Übelkeitsattacke erholt hatte, ein mulmiges Gefühl aus, denn obwohl ich laut der Pläne mit einem Fund wie diesem hätte rechnen müssen, erschreckte mich der Schriftzug, der ihn als Versuchsraum III kennzeichnete.
    Um mich von den unschönen Ideen abzulenken, welcher Art wohl die Versuche dieses wahnsinnigen Professors gewesen sein mochten, durch dessen labyrinthartigen Komplex wir irrten, wandte ich beim Weitergehen meine uneingeschränkte

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