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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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vollständigen Puzzle zusammensetzen ließen. Die Kopfschmerzattacke und meine Reaktion darauf, welche die ungünstigste aller denkbaren gewesen war. Das Knirschen und Krachen der aus der Decke über uns herunterbrechenden Gesteinsbrocken, aufwirbelnder Staub und plötzliche Finsternis. Stimmgewirr, Schreie, ein ersticktes Keuchen …
    Ein weiterer Augenblick verging, in dem ich wie ein zitterndes Häufchen Elend auf dem kalten, harten Boden kauerte und den finsteren Tunnelgang, oder das, was davon übrig blieb, wie ein ängstliches Kind mit Blicken abtastete, ohne dabei etwas Nennenswertes zu erkennen.
    Ich sah nichts als Schatten und noch mehr Schatten, von denen ich glaubte (hoffte!), dass es sich um Schutt, Geröll und Erdklumpen handelte (und nicht um abgetrennte Gliedmaßen oder zu absurden Gebilden verrenkte, mehr oder weniger vollständige menschliche Körper). Judith, Maria, Carl und Ellen: Sie hatten sich in der Nische befunden, als die Decke weiter eingestürzt war. Aber wo waren sie jetzt?
    Wie als Antwort auf meine unausgesprochene Frage vernahm ich in diesem Moment ein leises Stöhnen und Wimmern, ein schwaches Flehen nach Hilfe. Ich rappelte mich mühsam mit dem Rücken zur Wand auf, kämpfte einen Moment gegen den Schwindel an, der mich zu übermannen drohte, und tastete mich schließlich langsam und vorsichtig durch die Dunkelheit nach rechts. Ich identifizierte die Stimme als die Judiths und beschleunigte meine Schritte gerade so weit, dass ich nicht Gefahr lief, im Falle eines Stolperns das Gleichgewicht zu verlieren. Trotzdem wäre ich um ein Haar der Länge nach gestürzt, und zwar direkt über Judiths Beine. Sie befand sich in geringerer Entfernung, als ich angenommen hatte, denn ihre Stimme war noch leiser, noch schwächer, als ich im ersten Moment geglaubt hatte.
    »Judith?«, fragte ich leise in die Dunkelheit hinein, ließ mich auf die Knie sinken und ertastete vorsichtig ihre genaue Lage. Sie steckte eingeklemmt zwischen einem eisernen Bettgestell und der Wand. »Bist du in Ordnung?
    Hab keine Angst, ich bin bei dir.«
    »Ich … wer … « Ihre gestammelten Worte klangen heiser. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich selbst ohne Bewusstsein gewesen war, aber sie musste bereits eine ganze Weile nach Hilfe geschrien haben, ehe ich wieder zu mir gekommen war, und sicher hatte auch der Staub ihrer Stimme schwer zugesetzt.
    Und meinem Taktgefühl ebenfalls, wie mir schien. Ich hätte natürlich wissen müssen, dass das die falschen Worte gewesen waren, um sie zu beruhigen. Selbstverständlich hatte sie Angst. Vor mir wahrscheinlich noch mehr, als vor den Trümmern um sie herum und vor der Vorstellung, noch längere Zeit in dieser hilflosen Lage verbringen, frieren und wahrscheinlich auch nicht geringe Schmerzen erleiden zu müssen – auch wenn ich noch immer nicht wusste, warum sie sich so sehr vor mir fürchtete.
    »Frank?«, fragte Judith, noch immer fast flüsternd, dann wurde ihre Stimme lauter und noch ängstlicher als zuvor. »Frank? Bist du es? Ich … Geh weg!« Obwohl es sie eine Menge Kraft kosten musste, hatte sie die letzten Worte fast geschrien. »Fass mich nicht an, hörst du? Geh weg und fass mich nicht an!«
    Sie trat nach mir, traf mich am Schienbein und strampelte einen Moment wild in die Finsternis hinein, nachdem ich ein Stück beiseite gewichen war. Aber ihre Kraft reichte nicht aus, ihrer Hysterie Ausdruck zu verleihen, so dass sie die Beine nach wenigen Sekunden erschöpft auf den von Schutt und Steinen übersäten Kellerboden sinken ließ. Ich hörte sie leise weinen.
    »Ich hole dich da raus, hörst du?«, versprach ich so ruhig und selbstsicher, wie es mir in meiner eigenen hundsmiserablen Verfassung möglich war. »Aber ich sehe nicht viel. Schrei, wenn ich dir wehtue, okay?«
    In Anbetracht der Situation waren auch diese Worte ein Fehlgriff, was Judith mit einigen weiteren gestammelten Worten und anhaltendem verängstigten Schluchzen quittierte. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um für einen möglichen Job bei der Telefonseelsorge zu trainieren, und auch keiner, in dem ich mir für irgendetwas Vorwürfe hätte machen müssen – außer vielleicht für die Tatsache, dass ich hier herumstand und versuchte, besonders heldenhaft klingendes dummes Zeug zu reden, und so unnötig Zeit verplemperte, die ich besser darauf verwenden sollte, ihr wirklich zu helfen.
    Vorsichtig versuchte ich, das rostige Gestell anzuheben, doch es ließ sich keinen Zentimeter weit

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