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Nemesis 05 - Die Stunde des Wolfs

Nemesis 05 - Die Stunde des Wolfs

Titel: Nemesis 05 - Die Stunde des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
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tatsächlich schießen würde, und wenn er es tat, ob er in der Finsternis überhaupt treffen würde.
    Tatsächlich wirbelte ich ein weiteres Mal zu ihm herum, aber in dieser Sekunde huschte der Lichtstrahl der Taschenlampe über die unterste Treppenstufe, die ich gerade zurückgelegt hatte, und ich verharrte mit angehaltenem Atem. Ich hatte in der heutigen Nacht genug Blut gesehen, um solches auch binnen weniger Sekundenbruchteile und bei schlechtem Licht als solches auszumachen – und prompt erspähte ich solches nun auf den hölzernen Stufen, eindeutig!
    Erschrocken ließ ich mich in die Hocke sinken und streckte die Fingerspitzen nach dem auch in der Dunkelheit feucht schimmernden Fleck aus, um auch den allerletzten möglichen Zweifel, ob es sich um eine Blutspur handelte, wenn nicht für mich, dann zumindest für Ellen und Judith aus dem Weg zu räumen. Aber noch ehe meine Hände sich dem größten, gut fünf Zentimeter durchmessenden Fleck genähert hatten, ertönte Carls Stimme erneut. Auf einmal hatte sie einen fast hysterischen Klang angenommen, und ich hörte, wie er mit einem Fuß so brutal auf eine der altersschwachen Stufen stampfte, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen, dass ich hoffte, sie würde unter ihm nachgeben und so dafür sorgen, dass er stürzte und sich aus eigenem Ungeschick den Hals brach.
    »He!«, brüllte der Wirt mit schriller Stimme. Ich wusste nicht, wie er meine Geste gedeutet hatte, aber allem Anschein nach deutete er sie falsch oder aber er schloss lediglich daraus, dass ich irgendeine nicht von ihm vorgegebene Bewegung machte und fürchtete um die Autorität, die er sich auf unfairste Weise angeeignet hatte, indem er Marias Pistole an sich genommen hatte. »Steh auf und geh weiter, Junge! Steh auf, oder du kommst in diesem Leben nie wieder dazu, hast du verstanden?«
    Er wollte nicht schießen, schloss ich aus seinem Verhalten. Hätte er es gewollt, hätte er den erstbesten Vorwand dazu begrüßt, aber nun, da es aus seiner Perspektive vielleicht darauf ankam, von der Waffe Gebrauch zu machen, fürchtete er sich davor. Ich tastete unbeirrt nach dem roten Fleck, betrachtete im Lichtkegel der Lampe, die der Wirt nun wieder direkt auf mich richtete, meine Fingerspitzen, an denen wie befürchtet feuchtes, dickes Blut haften geblieben war, und hielt sie bedeutungsvoll in Judiths Richtung. Ihre Augen weiteten sich erschrocken.
    Carl machte einen Satz nach vorne, ergriff vorwarnungslos Ellen von hinten an ihrem schlanken, blassen Hals, zerrte die Ärztin, die zu erschrocken war, um auch nur zu schreien, brutal vor seine schwabbelige Bierwampe und drückte ihr grob den Lauf der Pistole an die Schläfe. Die Taschenlampe kullerte polternd die restlichen Stufen hinab.
    »Keiner bewegt sich!« Der Wirt schrie fast. Ellen zuckte deutlich sichtbar zusammen. Sie wehrte sich nicht, und es waren wohl eher der Schrecken und die Angst, die ihr deutlich ins Gesicht geschrieben standen und sie daran hinderten, zu schreien oder auch nur zu protestieren, als Carls sicherlich schmerzhafter, aber nicht besonders geschickter Griff um ihren Hals. Ihr Gesicht zeichnete sich aschfahl in der Dunkelheit ab.
    »Hör auf mit dem Mist, Carl.« Judith bemühte sich um einen schlichtenden Tonfall, konnte aber ihren eigenen Schrecken und auch eine Spur von Gereiztheit angesichts der übertriebenen Reaktion des Wirtes nicht ganz aus ihrer Stimme verbannen. »Es besteht kein Grund zur Panik, okay? Niemand versucht hier –«
    »Halt dein Maul!« Carl verlagerte seinen Griff um Ellens Nacken hinauf in ihre Haare, zerrte ihren Kopf mit einem heftigen Ruck, der die Ärztin vor Schmerz aufstöhnen ließ, in den Nacken und presste ihr den Lauf der kleinen Pistole hart gegen die Kehle. Dann wandte er sich mir zu. »Aufstehen!«, brüllte er. »Steh auf, dreh dich um und geh weiter! Und keine weiteren dummen Faxen, verstanden!«
    »Die Lampe«, wandte ich ruhig ein, stand aber gehorsam auf und deutete mit einer bewusst langsamen Bewegung auf den Handscheinwerfer, der auf dem harten Steinboden nur einen Schritt von Judith und mir entfernt zum Liegen gekommen war. »Da klebt Blut, Carl. Das ist alles. Ich wollte euch nur zeigen, dass dort Blut auf den Stufen klebt.«
    Einen kleinen Moment lang blickte mich der Wirt unschlüssig an, doch dann gewannen wieder Wut und Verunsicherung die Oberhand. »Verarschen kann ich mich selber!« Er riss Ellen ein weiteres Mal grob an den Haaren und hielt die Pistole drohend in meine

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