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Nemesis 06 - Morgengrauen

Nemesis 06 - Morgengrauen

Titel: Nemesis 06 - Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
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durchgemacht. Was immer dieser Tumor ist, der sich bisher bei all meinen Begabten ausgebildet hat, es ist kein Krebs. Jedenfalls keine Sorte Krebs, die der Medizin bislang bekannt wäre. Er ist in dieser Nacht gewaltig gewachsen, und es ist etwas geschehen, was eigentlich unmöglich ist: Dieses Gebilde ist mit deinem Gehirn verschmolzen. Es ist ... aufgenommen worden. Ich kann dafür nicht ganz die richtigen Worte finden.
    Um mich präziser ausdrücken zu können, hätte ich dein Hirn sezieren müssen. Die Resultate wären gewiss eine Sensation für die Wissenschaft gewesen. Aber dazu wird es ja nun nicht mehr kommen.«
    Bei den letzten Sätzen hatte der Professor den Eindruck gemacht, als fühle er sich tatsächlich persönlich beleidigt, was ich als überflüssigen letzten Beweis dafür wertete, dass er vollkommen wahnsinnig war. Dieser egozentrische zerknitterte Greis nahm es mir tatsächlich persönlich übel, dass ich ihm nicht ohne weiteres mein Hirn überließ, damit er es in Scheiben schneiden konnte!
    »Frank!« Ellens Stimme klang plötzlich schrill. »Die Uhr«, sagte sie. »Damit stimmt etwas nicht!«
    Ich warf einen kurzen Blick auf die digitale Anzeige.
    7:36, 7:35, 7:34 ...
    Sänger lachte kurz auf. »Bedauerlicherweise wird niemand mehr dein Hirn anschauen«, stellte er fest. »Die Burg und auch der Neubau sind mit mehreren Tonnen Sprengstoff vermint. Da man meine Forschungen nicht verstanden hätte, wollte ich nicht, dass diese Anlage jemals in falsche Hände gerät. Als du den Pfleger Rudolf dazu gebracht hast, seinen Kollegen zu erschießen, und Judith tot war, habe ich befohlen, die Anlage zu räumen.
    Eier und Samen wurden aufgeteilt. Wir unterhalten noch mehrere kleine Labors. Bis Ende der Woche wird man bereits die ersten Leihmütter befruchtet haben.«
    Ich legte das Gewehr an. Dieses verdammte Ungeheuer!
    Ich würde sein krankes Hirn in so winzige Teilchen zerspringen lassen, dass nicht einmal mehr die Maden Gefallen daran finden würden. Ich würde –
    Ein leises Knirschen zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
    Sänger lächelte breit.
    »Eine kleine Glasphiole mit Zyankali«, erklärte er. Ich wollte nicht, dass du über mein Ende bestimmst. Meine letzte Aufgabe war es, dich so lange wie möglich aufzuhalten. Du ...« Der Greis krümmte sich im Krampf. »Du durftest die Anlage auf keinen Fall verlassen ...«
    Noch immer lächelnd sank er vornüber. Sein lebloser Kopf schlug mit einem dumpfen Knall auf der Tischplatte auf.
    Ich griff nach Ellens Hand. »Komm!«, schrie ich.
    Die Rothaarige schüttelte schwach den Kopf. »Ich kann nicht mehr ... Mein Bauch«, wehrte sie ab. »Du musst...«
    Ich ließ sie nicht ausreden, sondern zerrte sie einfach mit mir mit aus dem kleinen Büro hinaus. Wir hatten keine Zeit zu diskutieren. Wir stürmten den Gang hinab, bis wir die Aufzugsschächte wieder erreichten. Hinter der Stahltür verbarg sich zu meiner Erleichterung tatsächlich eine Treppe. Die grauen Betonstufen im Schacht schienen bis in den Himmel hinaufzureichen. Leise fluchend begann ich, sie hinaufzustürmen, und zog Ellen einfach immer weiter mit mir mit. Die junge Ärztin wimmerte und hielt die linke Hand fest auf den Bauch gepresst, als befürchtete sie, ihre Gedärme würden aus der frisch vernähten Wunde hervorquellen, wenn sie die Hand entfernte. Wahrscheinlich fühlte sie sich ganz genauso, und wenn der Teufel es wollte, dachte ich als absoluter medizinischer Laie, dann war es vielleicht durchaus möglich, dass ganz genau das geschah. Wie viel Zeit blieb uns wohl noch? Die Treppe über uns schien einfach kein Ende zu nehmen. Wir passierten eine weitere Stahltür. Ich verzichtete darauf, sie zu öffnen, denn wenn die Schalttafel am Aufzug stimmte, dann waren wir mindestens vier Etagen weit unter der Erde.
    Stolpernd kämpften wir uns weiter in die Höhe. Erst drei Treppenabsätze weiter folgte die nächste Tür, die aber anders als die anderen in einem grellen Gelb lackiert war.
    TG stand in schwarzen Buchstaben darauf geschrieben.
    Tiefgarage?
    Ich stieß die Stahltür auf. Dahinter lag eine Parkebene.
    Auch hier brannte nur die Notbeleuchtung. Bis auf zwei kleine Lieferwagen war das Parkdeck leer.
    »Wir sind tot!«, hechelte Ellen atemlos. »Jeden Moment muss hier alles explodieren.«
    Ich eilte auf den ersten der Wagen zu und schlug mit dem Gewehrkolben die Scheibe der Fahrertür ein. Mit langen Fingern tastete ich nach dem Türöffner, wobei ich das zersplitterte Glas des Fensters,

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