Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

kein guter Vorbote sein. Entweder er brüllt gleich los, oder er beginnt zu hyperventilieren. Und beides wäre vollkommen unnötig, denn …
    »Nein, Randy! Vorhin, bei dem Fotoshooting, hatte sie definitiv keinen Ring an ihrem Finger. Sarah muss ihn in der Garderobe übergestreift haben. Und bei den letzten Aufnahmen steckten ihre Hände unter dem weißen Laken … definitiv!«
    Sarah nickt. »Ich glaube, Ben hat recht, Randy. Ich muss den Ring in Gedanken angelegt haben, als wir uns vorhin umgezogen haben.«
    »Du kannst es checken, aber ich bin mir absolut sicher«, sage ich, nach wie vor an Randy gewandt.
    Der verharrt noch einen Moment in stummer Anspannung, bevor er erleichtert die Augen schließt, tief durchatmet und dann auch schon wieder lacht. Als wäre es ein Signal, geht nun ein Raunen durch die gesamte Crew, und die Leichtigkeit von zuvor kehrt zurück.
    Nur Maggie, die hinter Randy steht, wirft mir einen kritischen Blick zu. Vielleicht wundert sie sich, dass ich Sarah so genau beobachtet habe, aber das bringt meine Rolle nun einmal mit sich.
    Ich zucke mit den Schultern, drehe mich um und begegne Sarahs dankbarem Lächeln. Verlegen wende ich den Blick ab und breche damit mein Versprechen vom Vortag. 
    Eine Stunde später erklärt Randy den Drehtag für beendet. Die Gruppe der Crew-Mitglieder zerstreut sich in der großen Halle, sofort herrscht Aufbruchstimmung. Randy selbst gesellt sich zu Maggie, Sarah, John und mir und setzt eine bedeutungsvolle Miene auf. »Kommt mit, es dauert nur zehn Minuten«, sagt er und deutet dabei auf den Schnittraum über uns. Gespannt folgen wir ihm und nehmen hinter dem breiten Pult vor der Fernsehwand Platz. Randy aktiviert alle Bildschirme, und so flackern uns die Aufnahmen des gestrigen Drehs gleich zwölfmal entgegen. Es ist nicht sehr viel – nur wenige erwählte Sequenzen, die von einem kompletten Drehtag übrig geblieben sind. Doch die Aufnahmen übersteigen meine Erwartungen bei weitem. Sie wirken tatsächlich märchenhaft und lebensfroh. Die Dialoge sprühen vor Witz und Sarkasmus, das Tempo ist schnell und die Stimmung, die uns aus dem Bildschirm entgegenspringt, ist so erfrischend anders als alles, was man bisher gesehen hat, dass Sarah neben mir hörbar scharf die Luft einzieht und ich wieder einmal nur den Kopf schütteln kann.
    Wie macht Randy das nur immer wieder?
    Keiner von uns zweifelt wohl nun noch daran, dass diese Serie ein bahnbrechender Erfolg werden wird. Jetzt wissen wir, woran wir arbeiten. Das gemeinsame Ziel liegt klar und deutlich vor uns.
    Und mit einem Mal, in diesen wenigen Minuten, die wir gemeinsam vor den Bildschirmen verbringen, überkommt uns ein warmes
Wir
-Gefühl. Es durchflutet den kleinen Raum und umschließt alle Anwesenden.
    Von diesem Moment an, das ist auch unausgesprochen spürbar,
sind
wir das Team, das sich Randy für seine Serie gewünscht hat.
     
    Ein kurzer Abstecher …
    Jawohl, ich bin es wieder. Warum ich unterbreche und deinen Lesefluss störe, fragst du? Nun, weil ich Ben an dieser Stelle gern verlassen würde. Also, nicht wirklich verlassen, nur …
    Ach, komm einfach mit und vertrau mir, wenn ich dir sage, dass es für diese Geschichte hilfreich ist, ab und zu auch die Sicht anderer Personen zu beleuchten.
    Unsere Reise ist nur sehr kurz. Wir bleiben in derselben Stadt – in Los Angeles – und drehen lediglich ein wenig an der Zeit. Eine halbe Stunde vorwärts – und schon folgen wir dem roten Cayenne, der in vollem Tempo über die Küstenstraße braust und nur etwa siebeneinhalb Meilen nordöstlich des Studios das breite Tor zu einer langen Einfahrt passiert. Langsam rollt der Wagen auf eine schneeweiße Villa zu.
    Du weißt, wer die Fahrerin ist, nicht wahr? Dennoch gibt es ein paar Dinge, die ich dir noch gerne mit auf den Weg geben möchte.
    SIE und das, was du von ihr wissen solltest:
    Sie ist nicht sehr groß, ziemlich schlank, aber dennoch weiblich gerundet. Lange, rotbraune Locken umrahmen das ovale Gesicht mit den auffallend hellgrünen Augen.
    Sie steht einen knappen Monat vor ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag, ist im Tierkreiszeichen des Löwen geboren – und damit alles andere als schüchtern und unentschlossen.
    Sie ist die einzige Tochter einer gebürtigen Irin und eines britischen Schauspielers und Regisseurs. Ihre Brüder haben ihr von klein auf beigebracht, sich durchzusetzen, und dafür liebt sie die drei bis heute.
    Außerdem liebt sie Pasta, Schuhe, Partys am Wochenende und Tanzen in