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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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doch nicht so überrascht an! Ich weiß, dass wir von Rhonan da’Kandar sprechen. Er wird den Ring als Vertrauensbeweis anerkennen, vor allem, wenn der ihm von Fürst Darius’ Tochter überbracht wird.«
    Sie war sündhaft schön und eine einzige Verführung, aber seine Hitze erfuhr einen Kälteschock. »Ich fürchte, ich kann Euch jetzt nicht folgen.«
    »Nicht? Dann kommt!« Sie erhob sich, forderte ihn mit einer Handbewegung auf, ihr zu folgen, und schob den Vorhang beiseite. Wie schon von ihm vermutet, befand sich dahinter das Bett.
    Ihm wurde schwindelig. Auf dem Laken lag die übel zugerichtete Leiche einer jungen, blonden Frau. Ihr Kleid war zerfetzt und blutig. Brand- und Schnittwunden entstellten Gesicht, Arme und Beine. Die Finger schienen sämtlich gebrochen, die Nägel waren blutig.
    »Bei allen Göttern!«, brachte er hervor, wandte entsetzt sein Gesicht ab und hielt die Hand vor den Mund.
    »Darf ich vorstellen? Milla, das Talermädchen! Sie hing wirklich an dem jungen Mann und wollte nichts verraten, obwohl er ohne jeden Abschied gegangen war. Aber mir gelang es natürlich trotzdem, einiges in Erfahrung zu bringen, wenn es auch ziemlich lange gedauert hat. Viel konnte sie allerdings nicht erzählen.«
    »Wer seid Ihr?«, fragte Fergus fassungslos und vermied den Blick auf den Leichnam.
    Wieder erklang das dunkle Lachen. »Gerade war ich noch Milla, das Talermädchen, im Augenblick bin ich wieder Juna, Pflegetochter Maluchs, bald bin ich aber schon Marga, Tochter des Fürsten Darius. Habt Ihr eigentlich schon von dem Ableben der Hauptmännin gehört? Armer Darius! Nichts will ihm so richtig gelingen.«
    Meister Fergus taumelte zurück zum Stuhl und ließ sich darauf fallen. Sein Schwindelgefühl wurde stärker, und er griff sich stöhnend mit beiden Händen an den Kopf.
    »Warum habt Ihr das getan?«, fragte er heiser.
    »Das liegt doch auf der Hand. Der gute Prinz scheint recht findig zu sein, wenn es darum geht, Feinden aus dem Weg zu gehen, und er scheint recht erfolgreich zu sein, wenn es darum geht, Feinde aus dem Weg zu räumen. Wenn er aus dem Wintergebirge zurückkehrt, wird es hier so von Feinden wimmeln, dass er froh sein wird über einen Freund oder, besser gesagt, eine Freundin. Der Ring und die hübsche Geschichte werden ihn von meiner Aufrichtigkeit überzeugen.«
    »Glaubt Ihr, ich würde Euch den Ring jetzt noch überlassen?« Seine Hand schloss sich fest um das kleine Schmuckstück.  
    »Nein, natürlich nicht! Ihr seid ein aufrechter und tapferer Mann. Ich werde ihn mir nehmen, sobald das Gift, das Ihr getrunken habt, seine Wirkung entfaltet hat. Ihr habt Glück, dass ich mich schon mit Milla vergnügen durfte, so habe ich bei Euch auf eine schlichte Todesart zurückgegriffen. Habt keine Furcht! Es geht schnell.«
    Fergus’ Beine und Arme wurden bereits taub. An Flucht oder Kampf war nicht zu denken. »Meine Männer werden mich schnell vermissen«, gab er zu bedenken.
    Ihre Augen blitzten. »Aber nein! Sie werden Euch im Jenseits erwarten. Wolfsjäger haben sich bereits um sie gekümmert.«
    Die Wände schienen auf ihn zuzukommen. In seinen Schläfen pochte es. »Die Schwarze Quelle muss versiegelt werden. Sie wird sonst irgendwann alles verschlingen. Camora ist nur ein kleines Übel. Glaubt mir, die Quelle selbst ist die wahre Bedrohung.« Seine Stimme klang schon leicht verwaschen.
    Juna zuckte die Achseln. »Ihr Wasser schmeckt modrig, ist aber nahrhaft. Größere Bedeutung wird sie kaum erlangen. Wer was mit ihr macht, ist mir gleichgültig. Ich erfreue mich lieber an den kleinen Dingen des Lebens.«
    Sie ging auf ihn zu und liebkoste mit den Fingern verführerisch sein Gesicht. »Es hat Spaß gemacht, das Talermädchen zu töten, denn es war zäher, als ich dachte. Jetzt werde ich Euch beim Sterben zusehen, und bald wird der derzeit begehrteste Mann in meinen fähigen Händen sein, und ich werde mir gut die Zeit mit ihm vertreiben, bis ich ihn Camora ausliefere. Ich wollte schon immer wissen, wie es ist, jemanden zu foltern, der verliebt in mich ist. Milla behauptete, er wäre ein guter Liebhaber, und sie hatte gewiss Erfahrung auf diesem Gebiet. Ich hätte also doppelten Spaß. Was meint Ihr, Meister Fergus? Könnte sich der tüchtige Thronerbe wohl in die liebreizende Marga verlieben?«
    »Ihr seid eine Hexe!« Der Seher krümmte sich und stöhnte.
    Sie strich ihm übers schüttere Haar und hauchte ihm ins Ohr: »Gut erkannt! Man merkt, dass Ihr ein Seher seid ...

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