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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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dagegen vorgehen können. Ich will ganz offen zu Euch sein. Die Erfüllung der Prophezeiung scheint mir fraglich. Sollte dieser Erbe der Kraft wider Erwarten doch noch in den Freien Reichen erscheinen, werde ich meine Hilfe selbstverständlich nicht verweigern, obwohl meine älteste Tochter zusammen mit Fürst Darius’ Schutztruppe spurlos verschwunden ist. Aber glaubt Ihr noch daran? Geht in Euch und fragt, ob Ihr noch an eine Gemeinschaft der Siegelerben glaubt.«
    Er zog nur hilflos die Schultern hoch, und Ayala demonstrierte wieder einmal allein durch Haltung und Mienenspiel, dass sie die geborene Königin war. Aufrechter hätte niemand stehen und erhabener kaum jemand wirken können. »Ich wusste es. Nur Kleingeister klammern sich ausschließlich an die Prophezeiung. Wir müssen andere Wege gehen, Wege, die vielleicht nicht ungefährlich sind. Die Quelle ist der Inbegriff der Macht. Wer sie besitzt, wird sie zu schützen wissen, wie es zurzeit der Hexenmeister tut. Unser Bestreben muss daher geheim bleiben.«
    Sie lächelte ihn geradezu bezaubernd an. »Solltet Ihr nun meinen, dass Furcht mich zu diesen Gedanken veranlasst, so will ich Euch recht geben. Camoras Feindin möchte ich nicht sein. Doch, wenn ich wüsste, was zu tun wäre, um ihn zu vernichten, würde ich nicht zögern, gleichgültig, welcher Opfer es bedürfte. Werdet Ihr an meiner Seite stehen?«
    Meister Cato strich sich über den Bauch und lächelte verkniffen. »Ihr macht mir Angst, Königin! Ich bin nur ein Gelehrter.«
    Ayala lächelte zurück. »Ihr seid der erste Gelehrte, der diese Schriften zu sehen bekommt! Deswegen weiß ich, dass Ihr diese Schriftrollen übersetzen werdet, selbst, wenn Ihr dafür Euer Leben geben müsstet. Das wäre doch die Erfüllung Eurer Tage, oder irre ich mich?«
    »Alte Schriften, die bisher niemand entziffern konnte ... nein, ich könnte nie widerstehen!« Ein spitzbübisches Lächeln verzog das runde Gesicht. »Allerdings hänge ich auch am Leben.«
    Die Königin lachte auf. »Das tu ich auch. Deshalb werdet Ihr, möglichst bequem, in meiner Schatzkammer untergebracht. Betrachtet Euch nicht als Gefangenen, sondern als geschützten Gast. Für meine Priesterinnen kann ich mich verbürgen, für die Lakaien oder Anwärterinnen nicht unbedingt. Äußert Eure Wünsche, gleich welcher Art, und Ihr werdet bekommen, was immer uns möglich ist. Solltet Ihr einen Spaziergang machen wollen, lässt sich auch der jederzeit einrichten. Ihr werdet Eure Übersetzungen an Martha weiterleiten ... und nur an sie. Wir sollten alle umsichtig zu Werke gehen, bevor wir wissen, was uns offenbart wird.«
    »Ein weiser Entschluss! Ich bin bereits in freudiger Erregung, umso mehr, als ich eigentlich glaubte, im Kerker Camoras mein Leben zu beenden. Jetzt habe ich stattdessen die größte Herausforderung meines Lebens vor mir. Ich bin begeistert.« Strahlend rieb er sich die Hände und sah Martha an. »Frisch ans Werk, meine Liebe!«
    Sie musterte den einfältigen Alten und nickte erneut. »Ihr solltet daran denken, uns genaue Übersetzungen zu liefern«, erklärte sie mit drohender Stimme.
    Meister Cato sah sie mit einem entwaffnenden Lächeln an. »Aber meine Liebe, warum sollte ich das nicht tun? Das Wissen dürfte doch bei Euch am besten aufgehoben sein. Auch mir liegt das Wohl der Reiche am Herzen. Wir werden uns blendend verstehen!«
    Die Hohepriesterin erwiderte das Lächeln nicht. Sie erweckte jetzt eher den Eindruck, als hätte man ihr gerade ihr Lieblingsspielzeug weggenommen. »Dann folgt mir!«, forderte sie unwirsch.
    Die Königin sah den beiden zufrieden nach. Es lief hervorragend: keine tiefergehenden Fragen, kein Misstrauen, kein Sträuben ..., der Weise war wohl klug, aber nicht schlau!
     
    Fürst Darius’ Seher, Meister Fergus, saß in einer Schenke in Malian, einer kleinen Ortschaft im Süden Kairans, und wartete auf das Talermädchen Milla. Er hatte erfahren, dass sie einen geheimnisvollen Freund gehabt hatte, der sie plötzlich und ohne jedes Wort verlassen hatte. Blond und höchstwahrscheinlich grünäugig könnte dieser Fremde durchaus der jüngste Prinz des da’Kandar-Geschlechts gewesen sein.
    Fergus zog seinen Umhang enger um sich, denn das Feuer wärmte nicht annährend so stark, wie es qualmte. Die trunkenen Kerle, die hier saßen und so lärmten, dass der Seher sich wunderte, wie der Wirt überhaupt die Bestellungen verstand, störte das aber offensichtlich genauso wenig wie der vom Schneematsch nasse und

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