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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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noch.«
    »Die Prophezeiung hätte erfüllt werden können, wenn ich nicht den Weisen verloren hätte«, stieß sie aus. »Nur meinetwegen ist alles verloren?«
    »Nicht wieder heulen!«, forderte er streng, sah, wie sie die Luft anhielt und die Augen weit aufriss, nickte und sprach weiter. »Ich hab dir das schon mal gesagt: Gib die Hoffnung nicht so schnell auf! Dein Vater führt seit fünfundzwanzig Jahren Krieg und hatte auch nicht nur Erfolge zu feiern. Was meinst du denn, wo der mit deiner Einstellung geblieben wäre? Das Ziel ist wichtig, nicht der Weg! Wenn du fällst, darfst du nicht liegen bleiben, sondern musst wieder aufstehen. Dann ist das Ziel immer noch erreichbar. Solange die Erben leben, ist nichts verloren. Nur sollten wir ihnen helfen, am Leben zu bleiben. Beim Prinzen dürfte das allerdings nicht ganz einfach sein, denn ihm im Besonderen gilt Camoras Augenmerk. Im ganzen Norden sind seine Hordenreiter verteilt. Zwangsläufig wird der Junge einmal das Gebirge verlassen müssen, wenn er nicht dort sein kaltes Grab findet. Es dürfte ihm dann allerdings schwerfallen, Camoras Reihen zu durchbrechen. Und genau deswegen muss ich jetzt nach Ten’Shur und den Kommandanten der Flammenreiter dazu überreden, mit mir nach Kairan zu gehen.«
    Während er fluchte, weil seine Pfeife ausgegangen war, zeigte Margas Gesicht Verwirrung. »Woher wisst Ihr das alles?«, fragte sie ungläubig.
    »Mädel, hab ich doch gesagt«, erwiderte er und kramte nach seiner Feuerzange. »Von meinen Spionen! Nicht nur ihr setzt Botenvögel ein.«
    Das konnte sie jetzt verstehen, aber den Rest nicht. »Und warum wollt Ihr ausgerechnet die Flammenreiter?«
    Sie musste auf die Antwort warten, weil Raoul kein Feuer gelingen wollte. Während er saugte und mit der Zange schnipste, sah sie einem dieser hübschen, blauen Vögel beim Ein- und Auftauchen in und aus dem Ranton zu, bis Gestank neben ihr vom Erfolg des Generals kündete. Sie hörte ihn ein paar Mal schmatzen und dann sagen: »Ich will nicht die Flammenreiter, ich will nur deren Heerführer. Wir beide werden nämlich Hilfe benötigen.«
    Selbst Generäle schienen alt und wunderlich, wenn nicht gar schwachsinnig zu werden. Da er ihr Retter war, formulierte sie ihre Erwiderung so nett wie möglich: »Zu zweit wäre es schwierig, aber zu dritt nicht mehr? Verzeiht, aber das erscheint mir ... seltsam.«
    »Einen Krieg gegen Camora können wir nicht gewinnen. Fünfundzwanzig Jahre sprechen für sich. Ich befehlige auch keine Armee, aber ich habe Verbindungen. Wir werden daher nicht mit Kriegstrommeln kommen, sondern still und unbemerkt, wie wir auch wieder verschwinden werden. Leider bin ich vielen Hordenkriegern bekannt, und du bist angeschlagen. Wir benötigen also einen Kundschafter, der sich in Kairan ungehindert bewegen kann. Prinz Derea erscheint mir dafür geeignet.«
    Jeder Gedanke an Altersschwachsinn löste sich in Rauch auf. Jetzt war sie ganz bei der Sache. »Ja, vielleicht! Aber warum sollte er Euch folgen?«
    Raoul zog genüsslich an seiner Pfeife und lächelte. »Weil er ein schlaues Bürschchen ist: Er ist mein Sohn!«
    Marga riss die Augen auf. »Euer Sohn?«
    »Nun, zumindest habe ich ihn gezeugt. Königin Ayala suchte einen Zuchtvater, und Fürst Camora war ihr seinerzeit einen Gefallen schuldig und schickte mich zweimal auf die Insel.« Er zuckte die Achseln und grinste breit. »Nach den Reinfällen mit Canon und Derea wurde ich von Ayala abgelehnt. Dieser kalte Fisch ... entschuldige, Mädel! Ich hab es jedenfalls nicht bedauert.«
    In Marga überschlugen sich die Gedanken. Das war jetzt etwas viel auf einmal. »Ihr seid auch Canons Vater? Wissen Eure Söhne von Euch?«
    »Noch nicht!«, erklärte er munter. »Aber ich habe ihre Entwicklung verfolgt. Morwena hat sie sehr, sehr gut erzogen. Es sind prachtvolle Söhne. Leider entspreche ich nicht dem Wunschbild eines Vaters, aber damit werden sie leben müssen.«
    Marga hatte ihm zugehört, war aber schon wieder in anderen Gedankensträngen gefangen. »Und warum wollt Ihr das tun? Eure selbsterwählte Einsamkeit hat mich glauben lassen, die Welt sei Euch gleichgültig geworden.«
    »Ich bin alt, die Welt ist für mich tatsächlich nicht mehr wichtig. Aber ich habe Söhne, und die werden vielleicht auch einmal Kinder haben. Jeder, der etwas zum Frieden beitragen könnte und es nicht tut, ist verantwortlich. Irgendwann werden wir alle für unsere Taten oder die Sünden der Unterlassung gerichtet. Von den Göttern

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