Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
wart.«
Die letzten Worte hörte er nicht mehr. Leblos war er auf dem Stuhl zusammengesackt und kippte auf den Boden, kaum dass sie von ihm weggetreten war.
Sie holte sich gerade den Ring, der über den Boden rollte, als die Tür geöffnet wurde und Hylia in die Hütte schlüpfte.
Deren Blick blieb an Meister Fergus’ blauem Gesicht hängen. »Gift? Ich bin enttäuscht.«
»Bei Milla habt Ihr so gezetert, dass ich dachte, ich mache Euch eine Freude.« Ein spitzbübisches Zwinkern begleiteten ihre Worte.
»Ich muss Euch enttäuschen: Auch Giftmorde erfreuen mich nicht! Habt Ihr zumindest etwas herausfinden können?«
Juna warf den Ring hoch, fing ihn wieder auf und ließ ihn zwischen ihren Brüsten verschwinden. »Natürlich! Ich bin auf den Prinzen vorbereitet. Eure Aufgabe ist es nun, herauszufinden, wo er sich aufhält.«
»Ihr wisst, dass er sich mit Erfolg gegen uns wehrt?«, fragte die Priesterin.
»Ich werde Euch doch unterstützen, meine Liebe. Ich habe noch jedes Wild erlegt, das ich gejagt habe. Ich bin die geborene Jägerin.« Ihr Gelächter hallte durch die Hütte.
Hylia unterdrückte ein Frösteln, denn draußen im Sturm war es nicht so kalt wie in Junas Nähe.
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21. Kapitel
Marga fühlte sich noch immer schwach, und ihre Beine wollten sie kaum tragen. So kauerte sie nach einem kurzen Spaziergang auf eine Holzbank, nicht weit vor der Hütte. Eine Eidechse huschte über ihre Füße und wurde von Lori, ihrer vierbeinigen Beschützerin, ins Dickicht gejagt. Vögel sangen in den Bäumen um sie herum, und vor ihr floss der vom Sonnenlicht schillernde Ranton: klar und frisch, für sie aber mit zu vielen Erinnerungen verbunden, um noch schön zu sein.
Trotzdem hatte sie herkommen müssen, um Abschied zu nehmen von allen, die jetzt in ihm ruhten. Tränen verschleierten ihren Blick, und Lori leckte ihre Hände, als spürte sie die Trauer und wollte sie trösten.
»Bist du sicher, dass die Toten zu beweinen sind? Vielleicht sehen sie auch auf dich herab und bedauern dich, weil du noch weiterkämpfen musst.«
Sie spürte die Hand des Generals auf ihrer Schulter und schüttelte den Kopf. »Korve hätte sicher gern weitergekämpft. Er wäre bald Vater geworden und wollte seinem Kind eine friedlichere Zukunft sichern. Nur deswegen hat er seinen Hof verlassen und ist Krieger geworden.«
Jetzt liefen die Tränen unaufhaltsam und leider auch die Nase. Sie hatte vieles von den Männern gelernt, aber auf die Erde rotzen konnte und wollte sie nicht. Bevor sie ihren Ärmel benutzen musste, reichte Raoul ihr sein Halstuch.
»Weißt du Mädel, dann solltest du dafür sorgen, dass seine Kämpfe nicht vergebens waren. Er hat seinen Beitrag geleistet. Nun musst du darum kämpfen, dass sein Kind in Frieden aufwachsen kann. Wenn das dann eines Tages sagt, mein Vater hat auch für ihn gekämpft, dann hört der verblichene Korve das sicher lieber als jetzt dein Geheule.«
Marga hätte nicht einmal sagen können, ob es wegen der Worte oder der schnoddrigen Art, mit der sie ausgesprochen wurden, geschah, aber ihre Tränen versiegten. Sie putzte sich entschlossen das Gesicht ab und straffte die Schultern.
»Jetzt ist das Mädel wieder ein Hauptmann oder auch der Hauptmann ein tüchtiges Mädel. Wer weiß das schon?« Der Alte setzte sich neben sie und sah auf den Fluss. »Mädel, ich bin in Schwierigkeiten: Ich muss weg, kann dich aber nicht allein lassen! Was machen wir da?«
Marga sah ihn fragend an. »Wohin müsst Ihr denn, oder könnt Ihr mir das nicht sagen? Vielleicht könntet Ihr mich auf Eurem Weg zu meinem Vater bringen oder mich irgendwo absetzen, von wo ich allein weiterkomme?«
Raoul zog eine Pfeife aus der Tasche und stopfte sie mit großer Sorgfalt. »Ich muss dir was erklären: Ich lebe hier weitab von jeder Menschenseele, weil ich es so will. Das heißt aber nicht, dass ich nichts erfahre. Ich habe gute Quellen, Spione, würdest du wohl sagen. Ich sag dir, was im Land los ist. Der Weise ist auf der Nebelinsel und da zurzeit gut aufgehoben. Dein Vater weiß das längst, hat nur genug damit zu tun, seine Grenzen zu verteidigen. Camora hat El’Maran angegriffen und will danach nach Latohor marschieren. Unsere Krieger sind also alle schwer beschäftigt. Was aber viel wichtiger ist, und deshalb muss ich weg: Der Prinz der Prophezeiung ist zurzeit aus uns unbekannten Gründen im Wintergebirge unterwegs. Er ...«
»Es lebt einer der Prinzen?«
Er nickte. »Zumindest lebte er vor kurzem
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