Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
Vom Netzwerk:
Schlitten runter und lass Gideon sitzen!«
    Der Verianer warf ihm einen dankbaren Blick zu. Sie waren bereits seit den frühen Morgenstunden unterwegs und hatten nur einmal eine Rast eingelegt. Seine Knie waren weich wie Brei und zitterten, sobald er stehen blieb. Sämtliche Muskeln schmerzten.
    »Ich mag und kann aber nicht mehr laufen! Können die Hunde uns nicht beide ziehen?« Weder Caitlins dünne Stimme noch ihr flehender Ausdruck beeindruckten ihren Führer.
    »Das hatten wir schon ein paar Mal! Die Hunde ziehen bereits unser Gepäck. Mehr als ein Mensch ist nicht mehr drin. Und bevor du wieder fragst: Nein, ich werde das Gepäck auch heute nicht tragen!«
    »Gideon, willst du wirklich sitzen?«, unternahm die Prinzessin einen letzten Versuch.
    Bevor der Gefragte antworten musste, stapfte Rhonan zum Schlitten und zerrte die unwillige Frau hoch, die sofort zeterte: »Gideon hat gar nicht gesagt, dass er sitzen will.«
    »Weil er keine Kraft mehr dazu hat«, gab ihr Begleiter zurück und zog sie unbarmherzig mit sich.
    Der Verianer stolperte schon an ihnen vorüber, sackte auf den Schlitten und hüllte sich dankbar in die Felle. Es war ihm schon peinlich, dass Caitlin und er abwechselnd saßen, während Rhonan die ganze Zeit über ging, aber sein Begleiter hatte ihm während der letzten Tage immer wieder versichert, das sei in Ordnung, er müsse die Umgebung im Auge behalten und könne daher ohnehin nicht auf dem Schlitten sitzen. Seltsamerweise schien ihm der anstrengende Aufstieg tatsächlich wenig auszumachen. Auch die gnadenlose Kälte prallte weitgehend an ihm ab. Nicht einmal die Kapuze hatte er übergelegt. Eiskristalle überzogen sein Haar wie ein schimmerndes Netz.
    Rhonan stieß einen kurzen Pfiff aus, und die Hunde setzten sich wieder in Bewegung, während Caitlin wehmütig zum Schlitten schaute. »Können wir nicht eine Rast machen?«
    Der Prinz ergriff ihre Hand und zog sie wortlos mit.
    »Rhonan?!«
    »Nein! Ich trage dich nicht! Gideon hat dir schon nach der Mittagsrast seinen Platz überlassen. Du hast den ganzen Tag gesessen, das letzte Stück wirst du gehen!«
    »Bis Sonnenuntergang?«, kreischte sie. »Das schaff ich nie! Mir ist ohne die Felle furchtbar kalt, und ich bin zu Tode erschöpft. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie es ist, wenn einem die Beine nicht weh tun. Ich kann nicht mehr laufen. Ich werde bis an mein Lebensende nie wieder laufen können.«
    »Doch, du kannst! Lenk dich doch wieder mit Schimpfen ab, wie du es immer gern machst«, riet Rhonan freundlich. »Du wirst bestimmt noch etwas finden, was du an mir auszusetzen hast.«
    »Du bist ein rücksichtsloser Antreiber!«
    »Was? Das ist mager. Fällt dir nichts Besseres ein? Antreiber!? Da war der Krüppel ja noch beleidigender!«
    »Wieso sollte Krüppel denn beleidigend sein? Du nennst dich doch selbst so, weil du eben einer bist«, erwiderte sie spitz. »Wie nannte dich der Häuptling so treffend: ein Lahmbein!«
    »Siehst du! Geht doch«, lobte Rhonan. »Langsam kommst du wieder in Stimmung!«
    Gideon grinste in sich hinein. Rhonans Methode, die Prinzessin von den Strapazen der Reise abzulenken, war schlicht, aber sie funktionierte schon seit zwei Tagen, auch wenn Körper und Charakter des Prinzen dabei von Caitlin verbal in Fetzen gerissen wurden. Auch diesmal sprang sie auf die Herausforderung an, beschimpfte ihren Begleiter wild, fluchte, zeterte und keuchte und stapfte immer weiter. Nach einer Weile keuchte sie allerdings nur noch.
    Der Wind legte sich, und die Sonne wurde rot. Bald mussten sie ihr Lager aufschlagen, und Rhonan hielt Ausschau nach einem geeigneten Platz.
    »Rhonan!?«, meldete die Priesterin sich leise und atemlos.
    »Nur noch zu den Felsen da, Caitlin!«
    »Ich kann nicht mehr! Ganz ehrlich nicht! Mir fallen auch keine Schimpfwörter mehr ein! Du bist ganz grässlich, aber wie grässlich ... dazu fällt mir einfach nichts mehr ein. Ich kann keinen Schritt mehr gehen.«
    Er sah über die Schulter, und sie streckte ihm schlicht beide Arme entgegen. Mit einem Seufzer warf er sich die junge Frau über die Schulter und stapfte weiter.
    Sie hatten die Felsen gerade erreicht, als er in seinem Kopf laut und deutlich seinen Namen hörte und glaubte, sein Schädel würde gespalten. Grellweiße Blitze zuckten vor seinen Augen und in sein Gehirn. Er taumelte, konnte Caitlin gerade noch absetzen und stürzte mit einem heiseren Schrei auf die Knie, beide Hände an den Kopf gepresst.
    Die Prinzessin kniete sich

Weitere Kostenlose Bücher