Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
Vom Netzwerk:
Ruhe eingekehrt. Die örtlichen Stadtwachen hatten das Kommando und hielten nach Gesindel Ausschau und nicht nach einem blonden, grünäugigen Prinzen.
    Hylia liebte diese Zeit zwischen der Mühsal des Tages und dem Schlaf der Nacht, diese Zeit der ruhigen Besinnung. Lange stand sie am Fenster und dachte über ihre Aufgabe und die Erkenntnisse der letzten Tage nach.
    Sie musste Ayala mitteilen, dass deren Tochter wider Erwarten noch lebte, aber sie versuchte nicht, eine Verbindung herzustellen. Schließlich ging es nicht darum, eine verzweifelte Mutter zu trösten. Die Tatsache, dass Caitlin sich auch noch an der Seite des Prinzen befand, wäre für die Königin natürlich von größter Bedeutung gewesen, aber Hylia sah sich trotzdem nicht veranlasst, die Meldung zu übermitteln. Zu deutlich hatte Ayala beim letzten Gespräch gemacht, wie unwichtig ihre Gefühle und Gedanken waren. Ihre Weigerung, Juna und damit auch Camora zu unterstützen, war einfach vom Tisch gefegt worden. Hylias einzige Lebensaufgabe bestand nach Ansicht der Nebelkönigin darin, ihre Befehle zu befolgen, und die Priesterin konnte sich nicht daran erinnern, dass ihr befohlen worden war, etwas über Caitlin herauszufinden.
    Mit der von allen anderen missachteten Nebelprinzessin hatte sie sich immer gut verstanden, hatte oft gedacht, dass deren Selbstverliebtheit vielleicht der einzige Ausweg aus der lieblosen Umgebung war. So schön, so prunkvoll, so reich an Genüssen und so gleichbleibend warm, wie es auf der Nebelinsel war, so gefühlskalt ging es dort zu.
    Die kleine Prinzessin hatte dem Prinzen geholfen. Konnte das bedeuten, dass sie ihren Traummann gefunden hatte, ihren schönen, geistreichen, starken und liebevollen Helden?
    »Viel Glück, Caitlin! Möge Haidar dich auf deinem Weg beschützen«, flüsterte sie und warf eine Kusshand in den Winterhimmel.

[home]
    23. Kapitel
    Die Gletscherwand ragte vor ihnen auf. Aus der Nähe betrachtet war sie zum Teil zerklüftet, zum Teil spiegelglatt. Der Gipfel war heute nicht zu sehen, sondern in tiefhängenden Wolken verschwunden. Caitlin und Gideon traten, eingemummelt in ihre Fellmäntel, auf der Stelle und zitterten trotzdem noch.
    Rhonans Haar wurde vom Wind zerzaust, der in Böen durch die Berge pfiff. Er klopfte versuchsweise einen Bolzen ins Eis und glaubte, auf Stein zu schlagen. Die Versicherung der Horkas, es wäre nicht weiter schwierig, war wohl mit deren enormen Körperkräften zu erklären. Schon hier auf dem Boden benötigte er all seine Kraft, um den Bolzen so tief einzuschlagen, dass er Halt bot, und hier hatte er noch festen Stand und konnte weit ausholen. Wie sollte das hoch oben in der Wand funktionieren? Er kratzte sich gedankenverloren am Kinn und stieß langsam die Luft aus.
    Woraufhin Caitlin ihn triumphierend ansah. »Jetzt kommst du auch endlich ins Grübeln, nicht wahr? Da kommen wir nie hoch. Ich frag mich, warum Männer immer so lange brauchen, um zu begreifen, was auf der Hand liegt.«
    »Sag Bescheid, wenn du die Antwort weißt«, erwiderte er, trat energisch vom Felsen zurück und tauschte Mantel und Weste gegen eine Fellweste, die er von einem Horka erstanden hatte. Da die erbärmlich nach dem kalten Fett stank, mit dem sie getränkt war, entfernte die Priesterin sich naserümpfend ein Stück weit, während er schon den Gürtel mit Bolzen und Werkzeug umschnallte, sich ein kürzeres Seil um die Brust band und ein langes über die Schulter hängte.
    »Du willst allen Ernstes da hoch?«, fragte sie und lachte hysterisch auf, während ihre Blicke zwischen Gideon und Rhonan hin und her huschten.
    Letzterem lag eine unwirsche Erwiderung auf der Zunge, aber ihre Angst war so deutlich zu sehen, dass er den Mund wieder schloss, durchatmete und erklärte: »Meine neuen Stammesbrüder haben mir viel beigebracht, und euch bereite ich den Weg so vor, dass du glauben wirst, du kletterst eine Leiter hoch.«
    »Ich würde auch nie eine so lange Leiter hochsteigen«, gab sie hitzig und mit aufgerissenen Augen zurück. »Wir ...«
    Er fühlte sich selbst elend und unterbrach sie daher ungewohnt schroff: »Hör endlich auf! Glaubst du, ich mach das zum Vergnügen? Wir haben doch gar keine Wahl.«
    Er wandte sich an den bleichen Gideon, der mit hängenden Schultern dastand und immer wieder den Berg hochstarrte. »Wenn ich das Seil runterwerfe, erst Caitlin, dann das Gepäck, dann du!«
    Er sah sie noch einmal kurz an. »Bitte diesmal ohne Handschuhe, Prinzessin! Binde dir Felle um die

Weitere Kostenlose Bücher