Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
sofort vor ihn und schrie: »Was ist mit dir?«
»Mein Kopf zerspringt!«, stöhnte der Prinz und krümmte sich.
Während Gideon auf sie zueilte, riss Caitlin ihre Handschuhe herunter und legte die Hände an Rhonans Schläfen. Sie keuchte auf, ließ aber ihre Finger weiter kreisen. So schnell, wie es gekommen war, so schnell war es vorbei. Der Prinz kippte mit einem Ächzen vornüber in ihre Arme. Gemeinsam drehten sie ihn um, und Caitlin bettete seinen Kopf in ihre Armbeuge und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Dabei stutzte sie und sah ihn plötzlich an, als sähe sie ihn zum ersten Mal.
»Was war das?«, fragte Gideon, immer noch erschrocken.
Sie betrachtete immer noch das Gesicht. Kanten, Furchen, Narben, selbst der struppige Bart ließen es schutzbedürftig erscheinen. Er war gar nicht ...
»Caitlin, jetzt sag doch endlich was!« Die Stimme des Gelehrten riss sie aus ihren Gedanken. Sie schüttelte sich und sah hoch. »Das waren Hylia, eine unserer Hohepriesterinnen, und ... und etwas anderes. Ich versteh das überhaupt nicht. Ich ...«
»Was heißt etwas anderes?«, fragte er ungeduldig dazwischen.
»Ich weiß es doch auch nicht! Ich weiß nur, dass keine Priesterin über große Entfernung hinweg solche Kräfte entfalten könnte. Es hätte ihn umbringen können, wenn ich nicht da gewesen wäre.«
Rhonan kam zu sich und fand sich in den Armen der Prinzessin wieder.
»Oh, du bist wach? Wie geht es dir?«, wollte Gideon sofort wissen.
»Gut! Das waren die Nebelhe... die Priesterinnen! Jetzt haben sie mich also gefunden.« Er befreite sich aus der Umarmung und erhob sich wieder. »Ist aber unwichtig. Hierher werden sie uns kaum folgen. Ich habe nicht mehr mit ihnen gerechnet und werde jetzt wieder besser aufpassen. Danke für deine Hilfe, Caitlin!«
Sie sah ihn an, die Augen weit aufgerissen. »Davor kannst du dich nicht schützen. Das waren nicht nur Nebelfrauen!«
Er nickte abwesend und blickte in den Himmel. »War auch anders als vorher. Wie dem auch sei, wir müssen das Lager aufschlagen, bevor wir nichts mehr sehen können!«
»Hast du mich nicht verstanden? Irgendjemand, der über sehr große Magie verfügt, sucht nach dir!« Caitlin sprang hoch, packte seinen Arm und rüttelte ihn.
Er legte seine Hand auf ihre. »Ich hab’s gehört, kann es aber nicht ändern! Jetzt haben wir andere Sorgen! Wir müssen das Zelt aufbauen. Und in den nächsten Tagen werden wir auch mit anderen Dingen beschäftigt sein. Um all die Spione, Jäger und Zauberer, die mich offensichtlich suchen, kümmern wir uns, wenn es so weit ist.«
Er nickte ihr aufmunternd zu und machte sich daran, den Schlitten zu entladen. Gideon lockerte derweil schon das Geschirr der Hunde.
»Wenn sie es morgen wieder versuchen, und du hängst gerade im Gletscher? Was machst du dann?« Caitlin gab nicht so schnell auf.
»Keine Ahnung«, erwiderte Rhonan leichthin und entfaltete das Zelt. »Ich hoffe, etwas Sinnvolles: mich festhalten zum Beispiel!«
Sie stampfte wütend auf und trampelte herum, so dass ihr die Erschöpfung kaum noch anzumerken war. »Wie kannst du das nur so leicht nehmen? Das ist nicht lustig!«
»Nein, lustig wird das bestimmt nicht«, gab er zu, während er die Zeltstange einschlug. »Hol mir mal den Sack mit den Haken, Prinzessin!«
»Du hörst mir gar nicht richtig zu«, fauchte sie und warf ihm den Sack fast an den Kopf.
Er ging grinsend in Deckung. »Du kannst besser zielen und treffen als die meisten Frauen, die ich kenne! Und natürlich hör ich dich. So, wie du brüllst, bleibt mir gar nichts anderes übrig.«
»Du sollst mich nicht hören, du sollst mir zuhören! Das ist etwas völlig anderes. Ich versuche gerade, dir zu erklären, dass du in Lebensgefahr schwebst«, erklärte sie dramatisch und rang die Hände.
Er drehte sich zu ihr um und lachte zu ihrem Ärger auf. »Mein liebes Kind, darin schweben wir alle, seit wir uns vor den Toren Kairans getroffen haben. Das wird dir doch bestimmt schon hin und wieder aufgefallen sein. Sollen wir nur noch händeringend und jammernd durch die Gegend laufen, oder sollen wir stattdessen weiter versuchen, zu überleben? Bisher ist uns das verdammt viel besser gelungen, als ich angenommen hätte. Damit das so bleibt, füll schon mal Schnee in den Topf, damit wir gleich etwas Warmes trinken können.«
Die Prinzessin sah hilfesuchend Gideon an, der Fleischreste an die Hunde verteilte, die ihn schwanzwedelnd umkreisten. Aber der zuckte die Achseln. »Rhonan hat
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