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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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besiegen konnte. Für ihn hatte das damals geklungen, als ob es deshalb an den Bürgern war, für die Ziele ihrer Landherren zu sterben. Er hatte das seinerzeit nicht als gerecht empfunden, und seine Meinung diesbezüglich hatte sich kaum geändert. Als Sohn Morwenas, Feind Camoras und Landherr lebte er daher in einem ständigen Konflikt zwischen Denken und Handeln.
    Darkoba hatte ihn danach gefragt, wie es weitergehen sollte. Darauf gab es nur eine Antwort: mit der Reise zur nächsten Schlachtbank! Er fasste das allerdings in andere Worte: »Ihr brecht mit Euren Adlern so bald wie möglich nach Mar’Elch auf! Lucio wird sich Euch mit den Flammenreitern anschließen. Hauptmann Falack mit seinen Schützen ebenfalls. Ich werde die letzten Angelegenheiten hier ordnen und so schnell wie möglich nachkommen.« Er drehte sich nach rechts. »Remo, ich will einen Bericht über unsere Verluste, und kümmere dich darum, dass die Verwundeten versorgt werden, auch die der Horde! Vielleicht können wir dann bald ein paar neue Krieger auf unserer Seite begrüßen.«
    Darkoba runzelte die Stirn, denn ihm wurde plötzlich klar, dass der Heerführer der Flammenreiter nicht nur über unbestreitbares Kampfgeschick, sondern auch über Weitblick verfügte. Viele Hordenkrieger waren von Camora in die Armee gepresst worden und würden die Seite sicher wechseln, wenn ihnen Gelegenheit dazu gegeben wurde. Aufgrund des Verhaltens des Kommandanten im Anschluss an die Schlacht war Darkoba sich nicht einmal sicher, ob nicht vielleicht sogar der Hordenführer selbst sich innerhalb kürzester Zeit den Freien Reichen anschließen würde. Er sah den Hauptmann an und fragte: »Würdet Ihr es für anmaßend halten, wenn ich Euch sagen würde, dass ich Euch für einen ausgesprochen fähigen Kommandanten halte?«
    Derea blickte ernst zurück. »Nein, General, es würde mich mit Stolz erfüllen!«
     
    Marga saß neben Raoul auf dem Kutschbock und ließ ihre Blicke schweifen. Ten’Shur lag vor ihnen. Im Westen der Stadt brannten Scheiterhaufen, und der Geruch des Krieges lag über der Ebene. Die Stadt selbst jedoch schien unversehrt. Der Wagen passierte das südliche Stadttor und kam nur noch langsam voran. Ganz Ten’Shur schien auf den Beinen zu sein, und überall wurde gelacht, gescherzt und von der beeindruckenden Leistung der Reiter und Schützen geschwärmt.
    »Die Schlacht scheint gewonnen zu sein. Meint Ihr, Prinz Derea ist überhaupt noch hier?«, fragte Marga.
    »Hoffentlich! Aber, wenn überhaupt, gewiss nicht mehr lange«, erwiderte der General. »Mädel, kannst du dich um den Wagen kümmern? Ich muss sehen, wo ich ihn auftreiben kann!«
    Sie nickte, und er sprang schon vom Wagen und eilte auf eine Stadtwache zu. Die Wölfe im Wageninneren wurden unruhig, und Marga flüsterte beruhigende Worte.
     
    Derea hörte weder das Gezwitscher des Vogelpärchens, das sich auf dem Fenstersims niedergelassen hatte und schnäbelte, noch das Lachen der Bürger, die sich ihres Lebens freuten. Müde und abgespannt unterschrieb er gerade die letzten Anweisungen an den Stadtvogt und die Garden, nachdem er die Verwundeten besucht und danach die Totenrede für die gefallenen Kameraden gehalten hatte. Er dankte den Göttern, dass sie nur geringe Verluste zu beklagen hatten, aber Matti, ein ehemaliger Dieb und guter Freund, war unter den Opfern gewesen. Dessen Traum war es gewesen, einmal Wirt zu sein, vorzugsweise zusammen mit einer drallen Wirtin, die des Nachts nicht nur sein Bett wärmte. Unwillkürlich fragte er sich wohl zum hundertsten Mal, wofür sie eigentlich kämpften. Er war dreiundzwanzig und zog seit Jahren eine immer länger werdende Blutspur hinter sich her. Männer, Feinde wie Freunde, starben durch sein Schwert oder aufgrund seiner Befehle. Auch Matti hatte nicht darum gebeten, endlich wieder gegen die Horden kämpfen zu dürfen. Jedes Mal, wenn er sich die Hände wusch, sah er mittlerweile zweimal hin, in der Annahme, noch Blut an den Fingern zu haben. Doch sichtbar oder nicht: Das Blut Hunderter klebte an seinen Händen und würde nie verschwinden, gleichgültig, wie sehr er schrubbte und rubbelte. Was sollten ihm Frieden und die so hochgelobte Freiheit bringen? Glückliche Tage mit Gesang und Tanz? Wunderbar! Und was war mit den Nächten, in denen die Toten zum Tanz baten?
    Seine düsteren Gedanken wurden von Remo unterbrochen. »Hier ist ein General Raoul, der dich unbedingt sprechen will.«
    »General Raoul? Kenn ich nicht! Wimmle ihn

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