Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
endlich!«
Als die Tür sich hinter dem Hauptmann schloss, musste Marga erst einmal lachen. Ein Blick auf den zornigen General ließ sie allerdings schnell verstummen.
Aus dem Bedürfnis heraus, den Prinzen in Schutz zu nehmen, bemerkte sie: »Er gibt einen hervorragenden Kundschafter ab, oder? Kein Mensch, der ihn nicht kennt, würde ihn jemals als Gefahr ansehen. Er benötigt nicht einmal eine Tarnung, er ist seine Tarnung!«
Die steife Haltung des Generals entspannte sich langsam. »Kannst du glauben, dass das der berühmte Kommandant der Flammenreiter ist? Den hält doch jeder für einen Irren!« Er schüttelte ungläubig den Kopf und prustete durch die Nase. »Wie zum Henker führt er seine Schlachten? Ich habe so viel von seinen Heldentaten gehört ... und kann sie kaum noch glauben.«
Marga krümmte sich leicht, da ihre Seite wieder schmerzte, bevor sie erwiderte: »Die Geschichten sind wahr. Er ist unglaublich, wenn es ums Kämpfen geht, aber gesellschaftlich ist er ... na ja, ... ich will mal sagen ... ein wenig seltsam. Ich habe ihn einmal bei einem Empfang der Königin erlebt. Er kam viel zu spät, und er schaffte es, auf dem kurzen Weg von der Tür bis zu Morwena einen Diener und zwei Gäste umzurennen. Er war so müde, dass er nur wirres Zeug redete und pausenlos seinen Becher fallen ließ. Nach kurzer Zeit stand er an eine Säule gelehnt da und schlief tief und fest. Euer Sohn passt in kein Muster, aber man muss ihn einfach lieben.«
Derea kam nach einiger Zeit wieder herein, kratzte sich am Kopf und lächelte seelenvoll. »Canon sagt, ich soll Euch begleiten! Ach ja, grüßen soll ich auch! Eigentlich nur Euch, Marga, weil ich das durcheinandergebracht habe. Ich wusste nicht, ob mein gezwungener Erzeuger auch sein gezwungener ... und so weiter. Also, das konnte ich ihm nicht erklären, mir ja auch nicht. Er konnte natürlich verstehen, dass ich nichts verstanden habe, weil es so plötzlich gekommen war und ich nicht gefragt habe. Ich vergesse oft das Wichtigste. Das kennt er schon, aber er ist jedenfalls froh, dass Ihr noch lebt. Ich meine jetzt wieder Euch, Marga!«
Er blickte den General entschuldigend an. »Er wäre bestimmt auch froh gewesen, dass Ihr lebt, wenn er gedacht hätte, Ihr wärt tot. Da er das aber nicht dachte, weil er ja gar nicht wusste, dass Ihr überhaupt lebt, war er das eben nicht. Na, da bin ich also! Retten wir die Reiche! Wann soll’s losgehen?«
Marga versuchte, ihr Lachen hinter einem Hüsteln zu verbergen, und der General starrte den ruhmreichen Heerführer fassungslos an.
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25. Kapitel
Caitlin erwachte von einem Klaps auf die Wange. »Wach auf, Prinzessin!«
Die Stimme kannte sie. »Oh, du bist es! Haidar sei Dank!« Sie öffnete die Augen und blickte direkt in Rhonans Gesicht.
Neugierig, aber nach ihrem Erwachen bei den Horkas auch ängstlich sah sie sich um und stellte fest, dass sie auf einer gepolsterten Bank lag. Gideon saß an ihrem Fußende und nickte ihr aufmunternd zu.
Der Raum, in dem sie sich befanden, war groß wie ein Thronsaal. Wände und Boden schienen aus Eis zu bestehen und glitzerten in allen Regenbogenfarben. Schillernde Eiszapfen, dicht an dicht, begrenzten den Blick nach oben. Obwohl eine angenehme Wärme herrschte, tropfte es weder von der Decke noch von den Wänden. Sitzgruppen mit zierlichen Stühlen, Liegebänke mit bestickten Polstern und Tischchen mit Schalen aus Jaspis ließen sie spontan an ein Frauengemach denken. Ohne dass ein Fenster zu sehen war, lag ein Schein auf den Möbeln, den Caitlin eigentlich nur mit Sonne in Verbindung bringen konnte.
Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht, als ihr Blick ihren stehenden Begleiter streifte. Rhonan, mit struppigem Bart, verfilzten Haaren und Händen, deren Verbände braun waren von getrocknetem Blut, passte überhaupt nicht in diese Umgebung, in der alles zerbrechlich wirkte. Dreckig und zerlumpt, wie sie waren, passte zurzeit aber keiner von ihnen in diese makellos reine Schönheit. Caitlin zog die Nase kraus, als sich der Gestank nach ungewaschenen Körpern darin festsetzte.
Ihre Augen saugten sich an einem Tisch fest, der unmittelbar neben ihrer Bank stand und auf dem sich Becher, eine Schale mit Feigen und eine weitere mit Gebäck befanden. Ihr Magen knurrte unüberhörbar, und sie fuhr sich unwillkürlich mit der Zunge über die rissigen Lippen.
Gideon schenkte ihr umgehend einen Becher ein. »Wein, Caitlin! Der schmeckt hervorragend.«
Sie ließ den ersten Schluck, der
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