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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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nur ein Hauch.
    »Oh, Kind! Wenn sich alles so einfach erklären ließe!«
    Eine Weile sah er gedankenverloren vor sich hin, und nur Caitlins Schniefen war zu hören. Dann nickte er. »Ich kann mich gut an eine Nacht erinnern, in der Rhonan zunächst wie ein Irrsinniger nach Branntwein suchte und sich dann in Alpträumen gefangen hin und her wälzte. Deine Nähe brachte ihm Ruhe. Das klingt vielleicht einfältig, aber deine Ansprüche scheinen ihn zu beflügeln. Als ich ihn kennenlernte, neigte er zur Schwermut. Deine unbekümmerte Leichtigkeit brachte ihn oft zur Verzweiflung, aber meist auch zum Lachen. Rhonan ist der Kämpfer im Licht, aber du vertreibst die Schatten.«
    »Würde ich gern«, hauchte sie, »aber er lässt mich ja nicht an sich heran. Was ich auch versuche, er behandelt mich wie eine kleine Schwester.«
    Dem konnte Gideon kaum widersprechen. Sein Blick glitt über die unglückliche Priesterin, und er seufzte auf. »Ich bin mir sicher, dass du ihm mehr bedeutest. Er weiß es nur nicht, oder vielleicht will er es auch nicht wissen. Wie du des Öfteren bemerkt hast, ist er ein Holzkopf, wenn es um Dinge geht, die nicht unmittelbar mit unserem Überleben zusammenhängen.«
    Nicht einmal der Ansatz eines Lächelns zeigte sich. »Denkst du, Rhonan würde, wenn er die Wahl hätte, weiter mit mir ziehen wollen?«
    Der Gelehrte war sich sicher, dass Rhonan die Priesterin sofort würde austauschen lassen, allein, um sie in Sicherheit zu wissen. Wenn er nicht erlebt hätte, wie Caitlin den Prinzen aus düsteren Stimmungen gerissen hatte, wenn er nicht der Ansicht wäre, dass zum größten Teil ihre permanenten Wünsche oder Quengeleien ihn von seinen Entzugserscheinungen abgelenkt hatten, dann hätte auch er Caitlin lieber in der Sicherheit des Eispalastes gewusst. Für ihn war sie zu so etwas wie einer Tochter geworden, die er nur ungern mit in eine Schlacht nehmen wollte, aber er hätte jeden Eid darauf abgelegt, dass die Prophezeiung nur mit ihr erfüllt werden konnte.
    Er sah, dass sie auf eine Antwort wartete, und diesmal musste er ehrlich sein. »Rhonan wird für einen Ersatz stimmen«, orakelte er und ergriff ihre Hände, als ihre Augen sich wieder mit Tränen füllten. »Nein, Kind, nicht aus den Gründen, die dir vorschweben! Genau wie ich wird er an deine Sicherheit denken, weil du uns wichtig bist. Im Gegensatz zu mir wird er aber nicht an die Prophezeiung denken. Du weißt, was er davon hält. Ich werde ihn schon dazu bringen, seinen Sinn diesbezüglich zu ändern.«
    Der Druck seiner Hände wurde fester. »Doch nur, wenn du dir sicher bist, Kälte, Hunger, Angst und Kämpfe auch weiterhin auf dich nehmen zu wollen. Überlege gut!«
    Die Priesterin sah ihn ungewohnt scheu an. »Die letzten Tage waren die schrecklichsten meines Lebens, aber auch die schönsten. Auf der Nebelinsel geht jede ihren Weg, Freundschaft ist selten und Liebe verpönt. Erst bei euch habe ich gespürt, wie fröhlich Gemeinschaft, wie tröstlich Freundschaft und wie ... wärmend Liebe ist. Ich weiß gar nicht, wie ich wieder in mein altes Leben zurückfinden sollte. Ich glaube, ich würde nur noch frieren.« Wie ein Häufchen Elend saß sie vor ihm und rieb ihre Arme, als spürte sie schon die zukünftige Kälte.
    Er zog sie wieder an sich und wiegte sie sanft. »Du hast gerade wunderbar in Worte gefasst, was auch ich empfinde. Verianer leben mit und für ihre Schriften. Es ist grässlich, gefährlich, dreckig und kalt in dieser Welt, aber die wenigen Tage in eurer Gesellschaft lassen mich mit Schaudern daran denken, in meinen warmen Turm zurückkehren zu müssen. Wir beide sind uns einig: Wir wollen zusammenbleiben! Jetzt werde ich gehen, um Rhonan davon zu unterrichten. Es sollte mich wundern, wenn er insgeheim nicht genauso denkt.« Er rollte mit den Augen. »Vermutlich wird er es nicht fertigbringen, das in Worte zu fassen. Aber damit können wir beide leben, nicht wahr? Schließlich wissen wir längst, dass er mit Feinden besser umgehen kann als mit Freunden.«
    Endlich lächelte sie wieder, mit rotgeweinten Augen und zaghaft.
    Gideon wollte sich erheben, beflügelt von dem Gefühl, endlich einmal wieder einen sinnvollen Beitrag zur Erfüllung der Prophezeiung leisten zu dürfen, wurde jetzt aber von Caitlin zurückgehalten.
    Die schaute wild um sich, als erwarte sie, dass eine der Schwestern aus dem Nichts auftauchen würde, zog ihn verschwörerisch zu sich heran und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich habe Myria gegenüber

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