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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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war es offensichtlich ernst, und Ratsbeschlüsse waren unumstößlich. Die Höhle lag im Osten. Sie hatte gehört, der wäre kalt und öde. Dort hatte sie nichts verloren. Hatte ihre Mutter nicht davon gesprochen, dass die Quelle bewacht war? Wie sollten sie dann hinkommen? Aber es ging ja angeblich um die Rettung ganzer Reiche! Sicher würde man ein gewaltiges Heer schicken, um die auserwählten Erben zu geleiten und zu bedienen. An längere Kutschfahrten mochte sie jedoch auch nicht denken, und Mathilda hatte erzählt, die Küchenmeister der Krieger würden selbst Maden im Fleisch nicht davon abhalten, dieses noch zu rösten und als »gefüllten« Braten zu servieren. Auf eine gute Köchin konnte sie, als Auserwählte, ja wohl bestehen, aber sie würde bestimmt vergessen haben, wie sie diesen Gelbton gemischt hatte, wenn sie wieder hier war. Es war zu lästig, es war so ungerecht. Für sie hatte schließlich auch noch nie jemand etwas getan, abgesehen von Dienerinnen, Lakaien und Anwärterinnen, die nur dazu da waren. Warum sollte sie jetzt Zeit und Mühen für andere verschwenden? Aber das war nicht mehr zu ändern. Oder doch? Sasha wurde von allen Priesterinnen als Ayalas Nachfolgerin angesehen. Selbst die Königin bevorzugte ihre zweitälteste Tochter und nahm sie zu offiziellen Anlässen mit, um sie den Fürsten vorzustellen. Vielleicht suchte ihre Mutter nur nach einer Ausrede, um ihre Lieblingstochter schicken zu können.
    »Sasha ist viel tüchtiger als ich und würde bestimmt gern gehen. Wenn ich plötzlich böses Bauchgrimmen bekäme, oder ...«, begann sie mit einem spitzbübischen Zwinkern, verschluckte aber den Rest ihres Satzes und schluckte unbehaglich unter dem Adlerblick ihrer Mutter.
    »Caitlin! Machst du dich gerade über göttliche Prophezeiungen lustig oder über den Beschluss von Hohepriesterinnen?«
    Jedes Lächeln war verschwunden und Blick und Stimme so kalt, dass ihre Tochter umgehend den Kopf schüttelte. Die war sich sicher, dass es deutlich kälter geworden war, denn es fröstelte sie plötzlich. Die Sonne schien an Kraft verloren zu haben, und kein Laut war mehr zu hören. Selbst Vögel und Bienen waren verstummt.   
    »Verzeiht, Mutter! Selbstverständlich werde ich gehen, wohin Ihr mich schickt.«    
    Die Königin, mit einem beschmutzten Kittel über ihrem weißen Gewand, stand kerzengerade inmitten mannshoher Farne, deren Grün das Rot ihrer kunstvoll hochgesteckten Haare leuchten ließ, hielt immer noch ihre Zange in der von Erde schwarzen Hand und zeigte keinerlei Regung, bis Caitlin den Kopf senkte, knickste und ihre Bitte um Vergebung demütig wiederholte.
    Der Schatten verschwand, Gezwitscher erfüllte den Raum, und Ayala nickte huldvoll.
    »Dir sei verziehen! Ich schreibe dein ungebührliches Verhalten verständlicher Überraschung zu. Kommen wir also zur Aufgabe: Sag, Kind, über welche Fähigkeiten verfügst du?«
    Caitlin hörte auf, ihre Hände zu kneten, strahlte und zählte auf: »Über viele! Du wirst staunen, denn meine Begabungen sind breit gefächert. Ich singe, musiziere und tanze sehr gut. Ich beherrsche neben dem Laute- sogar das Harfenspiel.« Sie zwinkerte ihrer Mutter zu und fuhr fort: »Suri sagte mir, dass selbst du auf der Harfe nur Geschramme erzeugt hättest.«
    Ayala nickte ungerührt, und Caitlin zählte stolz weiter auf: »Ich sticke vorzüglich. Den neuen Gebetsteppich im Beratungsraum der Hohepriesterinnen, den du so schön findest, habe ich entworfen, und er wurde unter meiner Anleitung gefertigt. Ich nähe auch mit kleinen Stichen die schönsten Gewänder. Ich bin einfach ein Naturtalent. Sogar meine Schuhe habe ich selbst entworfen.«
    Sie lupfte ihren Rock, streckte einen Fuß aus und wackelte damit.
    »Hübsch, nicht wahr? ... Obwohl ... die roten Edelsteine sollte ich entfernen lassen. Grüne und gelbe reichen. Was meinst du?«
    »Etwas weniger bunt wäre eleganter. Aber wir waren bei deinen Fähigkeiten.«
    Ayalas Stimme war freundlich betrachtet als trocken zu bezeichnen und ehrlich betrachtet als desinteressiert.
    Caitlin jedoch musterte den Schuh, nickte versonnen und drehte den Fuß.
    »Du hast recht: ein wenig plump! Das passt zu meinen Malkünsten. Die Formen stimmen immer, mir gelingen jedoch die Schattierungen nicht so, wie ich sie mir wünsche. Alle Priesterinnen lobten mein letztes Bild in höchsten Tönen, aber in meinen Augen sah die Sonne aus, als hinge Eidotter am Himmel. Ich hab das Bild zerstört und meine Mischtechnik

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