Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis
Lederkleidung empfangen. Weißt du, auf dem Schlachtfeld bist du großartig, aber außerhalb wirkst du etwas, na, sagen wir mal ... etwas dürftig.« Er griff hinter sich. »Hier ist der Helm!«
»Nicht auch den noch! Da fällt immer das Visier runter.«
Lucio lachte laut auf. »Das kommt davon, wenn man seine Sachen nicht in Ordnung hält.«
»Das ist ja gar nicht mein Helm!«
»Du bist der lausigste Kommandant, den ich kenne, wenn es um Kleidung geht. Es würde mich nicht einmal überraschen, wenn dein roter Umhang Löcher hätte.«
»Dann gib mir meinen schwarzen!«
Die Tür wurde geöffnet, und ein weiterer Flammenreiter betrat den Raum. »Die Adler sind im Anmarsch. Wir sollten los! Hauptmann, dein Visier ist runtergeklappt!«
»Raus!«, brüllte Derea undeutlich und erntete Gelächter.
Wenig später betrat er mit dem Helm unterm Arm den Vorhof. Wenn auch Lucio vielleicht anders dachte, der wartenden Menge gefiel der junge Heerführer. Derea war gerade einmal durchschnittlich groß, schmal gebaut und wirkte inmitten seiner Krieger nahezu zierlich, aber er bewegte sich mit katzenhafter Geschmeidigkeit. Mit einem eleganten Satz schwang er sich in Patras’ Sattel und setzte sich an die Spitze seiner Männer.
In dieser Truppe hätten selbst Eltern ihren Sohn kaum erkennen können. Die Reiter schienen alle von ähnlicher Größe und Statur zu sein, und ihre Turbane ließen lediglich einen Blick auf die Augen zu. Die Pferde waren sämtlich groß, schwarz und langmähnig. Gemächlich ging es in Richtung Südtor. Die Straßen waren von jubelnden Menschen gesäumt, die sich dem Tross anschlossen. Kinder rannten vergnügt neben den Pferden her, Frauen mit Hauben und Schürzen und Männer in Hemdsärmeln eilten ihnen nach. Lucio schnappte sich ein kleines Mädchen, das sich als schnellste Läuferin erwiesen hatte, und ließ es bis zum Tor im Sattel mitreiten. Die Kleine war sprachlos vor Glück und bedankte sich mit einem Schmatzer.
Vor dem Tor wartete bereits eine Menschenmenge. Derea ließ seine Blicke wandern und konnte kaum glauben, dass Menschen, die sich von früh bis spät auf die kommende Schlacht vorbereiteten, jetzt begeistert kleine Tücher schwenkten und ausgelassen ihre Reiter feierten. Aber das Schauspiel, gleich die beiden ruhmreichsten Truppen der Freien Reiche sehen zu dürfen, wollte sich kaum einer entgehen lassen. Eifrigst wurde überall diskutiert, welche Truppe beeindruckender wäre. Der Jubel schwoll an: Die Adler kamen!
»Setz endlich deinen Helm auf. Du hältst ihn im Arm wie einen Spucknapf«, forderte Lucio streng.
»Als solchen werde ich ihn wohl auch gleich gebrauchen können«, erwiderte Derea unverblümt, tat aber wie gefordert.
General Darkoba hatte etwas übrig für große Auftritte. Alle Reiter trugen schwarze Umhänge, die ein silberner Adler mit ausgebreiteten Flügeln zierte, und Lederhelme mit einer schwarzen Feder. Silbrig glänzten ihre Kettenhemden. Darkobas Silberhelm, der sogar die Form eines Adlerkopfes hatte, funkelte in der hellen Sonne. Die riesige schwarze Feder daran wippte. Sein polierter Silberharnisch hatte die Form eines Federkleides, der Umhang war kunstvoll um Reiter und Ross drapiert. Silberne Adlerschwingen auf seinen Schulterklappen vervollständigten das Bild des ruhmreichsten Generals Latohors.
Darkoba zügelte sein Pferd, und sofort sprengten zwanzig Reiter aus den Reihen, um die Begrüßungslinie zu bilden. Wild schreiend gaben sie ihren Pferden die Sporen. Ihr Geschrei erinnerte tatsächlich an die Geräusche der großen Raubvögel. Abrupt rissen sie an den Zügeln, und die Pferde blieben nebeneinander in einer Reihe stehen, ließen in der Mitte Platz für den Kommandanten.
»Na, wenn er unbedingt will«, murmelte Derea seufzend und hob kurz die Hand.
Die Pferde der Flammenreiter stiegen daraufhin sämtlich. Zwanzig stürmten dann in wildem Galopp auf die Adler zu. Die rotgelben Umhänge der Reiter flatterten im Wind, und ihr Anblick machte jedem klar, woher die Truppe ihren Namen hatte. Es sah aus, als fege eine Feuersbrunst über die Ebene. Unmittelbar vor der Begrüßungsfront der Adler stiegen die Pferde erneut, um dann genau gegenüber Aufstellung zu nehmen. Der Jubel der Menge war ohrenbetäubend.
»Der Punkt geht an uns«, raunte Lucio. »Verdirb jetzt nicht alles!«
Sein Hauptmann grunzte nur unwillig.
Beide Kommandanten setzten sich mit ihren Truppenführern in Bewegung. Zeitgleich erreichten sie die Begrüßungslinie.
»Ich
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