Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
Vom Netzwerk:
getrieben.
    Die Nebelfrauen waren vor Schreck wie erstarrt und folgten wie im Traum der wimmernden und schluchzenden Menge. Caitlin ertappte sich dabei, wie sie sich plötzlich sehnlichst wünschte, dass Rhonan jetzt hier wäre, denn niemals würde der die kommende Schandtat zulassen. Fassungslos vor Entsetzen stolperte sie immer weiter. Doch endlich schüttelte sie sich, um sich wieder aus ihrer dumpfen Befangenheit zu befreien. Sie war schließlich Rhonans Frau, und auch sie konnte daher nicht tatenlos zusehen, wie Menschen allein wegen ihrer Treue zum Haus da’Kandar abgeschlachtet wurden. Ihr Schritt wurde wieder fester, ihr Atem allmählich ruhiger. Ein kleines Lächeln glitt über ihr Gesicht. Rhonan hatte keine Angst vor seinem Schatten, aber sein Schatten war lang … wo immer er selbst auch gerade war, er reichte bis hierher. Sie schickte ein stummes »Ich liebe dich« in die Weiten und ein »Haidar, steh mir bei!« in den Himmel und straffte die Schultern.
    »Was ist mit dir?«, fragte Hylia, der die Veränderung in Caitlins Körperhaltung nicht verborgen geblieben war.
    »Ich bin die Großkönigin, und ich habe endlich begriffen, was meine Aufgabe ist«, gab sie leise, aber mit funkelnden Augen zurück. »Hier wird heute niemand gehängt.«
    »Du wirst das verhindern?«
    »Nein, wir!«
    »Oh!«
     
    Fünfzig Hordenreiter hatten wohl um die hundertfünfzig Einwohner im Viehgatter des Markplatzes zusammengetrieben. Verängstigt klammerten die sich jetzt aneinander. Kinder weinten laut und schrien voller Furcht nach ihren Eltern. Männer und Frauen flehten inbrünstig um Gnade. Jenseits des Gatters kreischten und jammerten Mütter und Ehefrauen. Väter und Ehemänner versuchten lautstark zu verhandeln, boten Taler, Vieh, hier und da sogar ihr eigenes Leben.
    Doch nichts von alledem beeindruckte die Hordenreiter auch nur im Geringsten, es schien sie eher noch zu erheitern. Äxte wurden drohend geschwungen und hielten die verzweifelten Bürger davon ab, sich dem Gatter zu nähern.
    »Beeilung jetzt! Wir müssen das Heer schließlich noch einholen«, brüllte der Anführer der Horde. »Es wird gehängt und enthauptet. Wir …«
    Er stutzte. Zwei junge Frauen hatten sich durch die Menge und die Absperrung gedrängt und standen jetzt vor ihm. Eine von ihnen schob ihre Kapuze zurück, und was er sah, raubte ihm fast den Atem. Riesengroße, veilchenblaue Augen blickten flehend zu ihm hoch. »Verzeiht Herr, aber heute ist der Namenstag des Gottes Jamasar, Gott des Wassers und Schutzheiliger der Fischer. Ihr setzt Euch und Eure Männer der ewigen Verdammnis aus, wenn Ihr heute einen Fischer tötet.«
    Der Hordenhauptmann leckte sich begehrlich die Lippen, und seine Augen saugten sich fast an Caitlins Gesicht und den flammenden Haaren fest. »Deine Sorge um unsere Zukunft entzückt mich, meine Schöne, sie entzückt mich wirklich, aber ich habe nicht die Zeit und nicht die Lust, die Fischer auszutauschen. Wir werden Jamasar später ein Opfer darbringen, um ihn wieder zu versöhnen.«
    Er stieg vom Pferd, leckte sich erneut die Lippen und ging mit anzüglichem Lächeln auf sie zu. »Doch dich, meine Schöne, schickt der Himmel. Während meine Männer ihre Arbeit tun, wirst du mir jetzt etwas Gesellschaft leisten. Komm zu mir, Liebchen!«    
    Caitlins Augen wurden etwas dunkler. »Gottloser, kniet nieder und bittet um Vergebung für Eure unbedachten Worte!«
    Der Hordenführer lachte kehlig auf. »Das wüsste ich aber. Komm, Schätzchen, ich …«
    Er griff sich plötzlich an die Kehle, schnappte wild nach Luft, taumelte noch zwei unsichere Schritte, bevor er auf die Knie sank.
    Sein verstörter Blick ruhte auf Caitlin, die dem völlig ungerührt standhielt und erklärte: »Götter lassen nicht mit sich handeln, du Wicht. Deine Entscheidung war falsch.«  
    Während ihr Führer röchelnd zusammenbrach, zuckten schon Blitze, von Hylia geschleudert, zwischen seine völlig verwirrten Krieger. Ihre Schmerzensschreie waren offensichtlich das Signal für die Bevölkerung Kambalas. Wild schreiend stürzten sich Männer und Frauen, die endlich die Verwundbarkeit der Peiniger und ihre eigene Überzahl begriffen, auf ihre Unterdrücker.
    Die Hordenreiter waren innerhalb kürzester Zeit in der Menschenmasse nicht mehr zu sehen. Ihre Waffen nutzten ihnen nichts gegen die angestaute Wut ihrer ehemaligen Opfer. Einige wurden erschlagen oder zu Tode getreten, andere zum Richtblock geschleift und enthauptet. Auch der Galgenbaum

Weitere Kostenlose Bücher