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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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jeden Jubel.
    Irgendwo aus der Menge kam ein: »Alles Lüge! Es lebe unser wahrer Großkönig, der Thronerbe von da’Kandar! Er wird siegen, wir werden siegen.«
    Es war, als wäre plötzlich ein Damm gebrochen. »Sieg! Sieg! Sieg!«
    Die begeisterten Jubelschreie gingen durch die Menge, und Caitlin verspürte eine Gänsehaut am ganzen Körper. Camora konnte den Menschen offensichtlich alles nehmen, aber nicht ihren Glauben und nicht ihre Hoffnung. Bisher hatte sie immer nur von der Rettung der Freien Reiche gehört und gesprochen, doch plötzlich hatten die Reiche auch ein Gesicht – viele Gesichter. Der Mann neben ihr, der so erbärmlich nach Fisch stank, gehörte dazu, die kleine Frau in Lumpen, die ihren Säugling im Arm hielt, der gepflegte Händler im edlen Tuch, das kleine Mädchen, das seine Puppe ängstlich an sich drückte, und der hagere Junge, der gerade im Stimmbruch war.
    Caitlin war es, als ob sie mit einem Mal die ganze Bedeutung ihrer Aufgabe begriff. Es ging gar nicht um die Quelle, es ging nicht um den Thron, es ging nicht einmal um Camora oder Rhonan, es ging um Menschen, um viele Menschen, um geplagte, geschundene und verratene Menschen, Menschen, denen man alles genommen hatte, nur eben ihre Hoffnung nicht.
    Zu Beginn ihrer Reise hätte sie all die Leute um sich herum lediglich als unwichtig, als dreckig, ungebildet und arm abgetan, doch jetzt fühlte sie plötzlich eine geradezu schmerzvolle Verbundenheit mit ihnen. Sie waren vielleicht ungebildet und arm, aber sie waren auch tapfer, stolz und ehrenvoll, und sie waren wichtig. Sie beugten unter Zwang ihr Haupt, aber nicht ihren Glauben. Sie ließen Camora der Not gehorchend in ihr Haus, aber sie ließen ihn nicht in ihr Herz.
    Immer noch gingen die Hochrufe auf den Prinzen durch die Reihen, und Caitlin erschauerte unwillkürlich, als sie daran dachte, dass all diese Menschen hier ihre Hoffnung und ihre Zukunft allein auf Rhonan bauten. Plötzlich verstand sie dessen sorgenvolle Blicke, wann immer er sich unbeobachtet fühlte. Im Gegensatz zu ihr hatte er natürlich längst begriffen, wie wichtig ihre Aufgabe war und um wen es eigentlich ging. Er würde nie um Macht oder die Krone, nie um da’Kandar oder Latohor oder El’Maran kämpfen, aber er würde immer für diese Menschen kämpfen, weil er unter ihnen gelebt hatte und sie kannte. Ihr Blick schweifte wieder zum Schwarzen Fürsten.
    Der war vor Wut fast erstarrt. »Das ist also die Achtung, die ihr eurem Großkönig entgegenbringt. Ich habe euch unter meinen Schutz genommen, und wo war euer Prinz die ganze Zeit? Hat er sich um euch gekümmert, hat er für euch gekämpft? Nein, er hat sich verkrochen, hat euch im Stich gelassen. Und wo ist er jetzt? Ich hätte ihm eine Herausforderung geschickt, aber ich weiß nicht, unter welchem Stein er sich zurzeit versteckt hält? Er läuft mir ja ewig davon. Euer armseliger Prinz wird euch vor gar nichts retten. Er denkt doch nicht einmal an euch. Er will nur um jeden Preis seine eigene, erbärmliche Haut retten. Doch das werdet ihr erst begreifen, wenn es längst zu spät ist. Was Hamil gesagt hat, ist wahr. Er ist ein verkrüppelter, vor Angst schlotternder Säufer. Sollte er irgendwann seine Furcht überwinden und sich mir tatsächlich in den Weg stellen, werde ich mich seiner nicht einmal annehmen. Ich messe mich nicht mit seinesgleichen. Meine Männer werden ihn für mich einfangen, und dann wird er brennen zusammen mit eurer Prophezeiung. Soll ich euch jetzt noch sagen, was euer blindes Vertrauen in diesen jämmerlichen Knaben euch einbringt? Ich werde diese Stadt genauso wie Latohor und Mar’Elch dem Erdboden gleichmachen. Schon kurz nach meinem endgültigen Sieg wird es kein Kambala mehr geben.«
    Er wandte sich ohne jede sichtbare Gemütsregung an die Gardisten. »Zählt durch! Jeder Zwanzigste wird gehängt, gleichgültig, ob Mann, Frau oder Kind.« Wild riss er an den Zügeln und galoppierte davon. 
    Es entstand sofort eine wahnsinnige Unruhe. Hordenkrieger stürzten sich schon mit gezückten Äxten in die Menge. Überall wurde gezählt, geschrien, gezetert, geschubst und gedrängelt. Menschen wurden grob und rücksichtslos aus der Masse gezerrt.
    Der stinkende Fischhändler drängte sich zwischen Hylia und Caitlin, erklärte kurz »Ich bin schon alt«, und wurde nur einen Augenblick später schon von einem Hordenkrieger mitgerissen.
    Eingefangene Männer, Frauen und Kinder wurden erbarmungslos mitgeschleift und zum Marktplatz

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