Neobooks - Die Zitadelle der Träume
Angaben seines alten Dieners der König im Schlaf Verbindung mit seinen verschollenen Ehefrauen aufnehmen konnte. Der Großkönig verbot jeden Besuch, lebte nur mit eben diesem Diener bis zu seinem Tod einsam in der Zitadelle. In seinem Gemach fand vor wenigen Monden ein müder Pilger die Prophezeiung und brachte sie Meister Fergus, dem Seher Latohors. Woher sie stammt, weiß niemand.«
»Von Palema!«, stieß Caitlin sofort aus. »Ich gehe jede Wette ein, dass sie selbst im Körper des müden Pilgers steckte, um die Erben auf den Weg zu schicken. Sie will die Liebe erneut versiegeln. Deshalb war sie auch so entsetzt, als Rhonan sich in mich verliebte, und deshalb versucht sie jetzt alles, um ihn böse zu machen. Oh, diese widerliche Hexe!«
Dem Gelehrten fiel die Feder aus der Hand, mit der er die ganze Zeit gespielt hatte. »Was sagt Ihr da? Ihr meint doch nicht die Palema?«
»Doch, genau die meine ich«, erwiderte sie voller Zorn. »Rhonans liebreizende Mutter, die alles daran setzt, ihre Ziele doch noch zu erreichen. Aber das wird sie nicht, weil ich es verhindern werde.«
Sie wandte sich an Hylia. »Wir müssen umgehend zurück. Rhonan und Gideon müssen das wissen.«
»Ich fürchte, das kann ich nicht zulassen.« Ayalas Stimme ließ sie alle herumfahren. Die Königin betrat zusammen mit vier ihrer Priesterinnen den kleinen Raum.
Hylia schnappte hörbar nach Luft, als sich unsichtbare Fesseln um sie legten, und Caitlin schrie aus denselben Gründen wutentbrannt auf, als ihr kein Zauber gelingen wollte. Ayala warf ihnen nur einen kalten Blick zu und winkte mit der Hand. Zwei Priesterinnen legten Caitlin und Hylia daraufhin Ketten aus Alabast um.
Die Königin selbst wandte sich an den Gelehrten. »Meister Cato, wir haben Euch seinerzeit vor Camora und seinem Hexenmeister gerettet, und zum Dank dafür müssen wir zu Lauschern in der Nacht werden, um von Euch endlich die Wahrheit zu erfahren. Ihr habt uns nicht nur glauben lassen, dass Ihr der Weise der Berge wärt, Ihr habt darüber hinaus auch unsere Gastfreundschaft auf das Schamloseste und Niederträchtigste ausgenutzt und uns die ganze Zeit belogen. Meine Enttäuschung darüber ist so groß, dass ich mich nicht weiter mit Euch abgeben werde. Die liebe Martha hat sich etwas Besonderes verdient, vor allem, da sie Euch gerade nur aufsuchte, um Euch von der Redlichkeit Eurer Besucher zu überzeugen. Sie hätte sich jedem kleinen Zauber ergeben und wurde rüde niedergeschlagen. Ihr Schmerz verlangt Widergutmachung. Sie wird sich Eurer annehmen. Wir werden uns nicht wiedersehen, also sag ich Euch jetzt Lebewohl.«
Der Gelehrte sackte bei diesem kurzen Todesurteil in sich zusammen, und die Königin ging bereits mit gemessenen Schritten auf ihre bewegungsunfähige Tochter zu, nahm ihr das Armband ab, versetzte ihr eine schallende Ohrfeige und erklärte mit frostiger Stimme: »Jetzt zu dir! Du hast dich also nicht nur ohne meine Billigung verbunden, du trägst nicht nur den Nachkommen dieser widernatürlichen Kreatur unter deinem Herzen, du hast es sogar gewagt, mich zu belügen und zu betrügen. Euer netter Plan hätte vielleicht sogar aufgehen können, wenn ich nicht tags zuvor einiges über euch und eure Flucht erfahren hätte. Ich würde dich umgehend auf den Scheiterhaufen schicken, wenn ich dich nicht noch als Druckmittel benötigte. Du musst zumindest am Leben bleiben, bis dein Gatte mir die anderen Siegel bringt und mir die Quelle und damit den Weg zum letzten Siegel öffnet.«
»Das wird er nie tun!«, schnappte Caitlin bissig zurück und erhielt dafür eine weitere Ohrfeige, bevor Ayala fortfuhr: »Ich habe eine Menge erfahren. Auch, dass dieser Prinz mit den Manieren eines Ziegenhirten sein Leben für dich geben würde.« Sie strahlte ihre Tochter an. »Und genau das wird er letztlich auch tun müssen. Aber du wirst ihm kurz darauf in den Tod folgen. Eure Trennung wird daher nur von kurzer Dauer sein.«
»Mutter …«, begann die Prinzessin, schrie aber sofort auf, als ein Blitz ihren Körper durchfuhr.
»Wage es nie wieder, mich so anzusprechen. Ich verstoße dich für die Frevel, die du begangen hast. Du bist von jetzt an weder meine Tochter noch eine Nebelpriesterin. Über deine Schamlosigkeit kannst du jetzt gemeinsam mit der Verräterin im Wasserverlies nachdenken.« Sie warf Hylia noch einen angewiderten Blick zu und rauschte aus der Tür.
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22. Kapitel
Nach zwei Tagen Bettruhe konnte sich Derea endlich wieder, wenn auch noch recht
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