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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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getan. Dala hatte kurz Bedenken, weil Salia Aaron dabeihatte, aber warum musste die dumme Kuh auch ihren Sohn unbedingt mit in die Höhle nehmen. Ob ich wohl jemals den Blick vergessen werde, mit dem sie uns ansah, als sie begriff, dass die wunderschöne Tropfsteinhöhle mit der sprudelnden Quelle ihr Grab werden sollte. Es war wirklich gut, dass Palema entschlossen zur Eile drängte, weil Dala sonst vielleicht doch noch weich geworden wäre. Schließlich war sie nahe dran, Salias Bitten und Flehen, doch zumindest ihren Sohn zu verschonen, nachzugeben. Ich hatte es mir ehrlich gesagt auch netter vorgestellt, aber Salia jammerte und zeterte gar nicht. Sie war nur besorgt um ihr Kind und kämpfte schließlich sogar gegen uns. Natürlich waren wir stärker, aber ich fühlte mich trotzdem nicht besonders gut, als wir sie blutüberströmt, ihr weinendes Kind im Arm, in der Höhle einschlossen. Nicht einmal Palema sagte etwas, als wir unsere Siegel anbrachten. Dala übergab sich sogar, als es endlich vorbei war. Eigentlich war es richtig, was wir getan haben, eigentlich bin ich zufrieden, aber ihren Blick …
     
    Heute haben wir eine Geburt gefeiert. Vier Jahre musste Palema warten, bis der da’Kandar-König seine Suche nach und seine Trauer um Salia und seinen Sohn endlich ablegte und sich mit ihr verband. Dala sagte, er habe sich lediglich mit Palema verbunden, weil er jetzt dringend einen Erben benötigte. Er ist wirklich ausgesprochen ansehnlich, und ich denke, Dala hat wie meistens recht. Palema ist ihm völlig gleichgültig, aber seine Zwillingssöhne haben ihn doch entzückt.
    Seltsam ist, dass unsere jährlichen Treffen immer drückender werden. Salias Verschwinden hat uns nicht das ersehnte Glück gebracht. Ich träume in der letzten Zeit immer häufiger von unserem Vater, und jedes Mal sieht er mich so traurig, ungläubig und vorwurfsvoll an, und jedes Mal sehe ich dann Salias letzten Blick.
     
    Ich spüre, wie meine Kraft schwindet. Ich werde älter, und ich werde schnell älter. Wir haben etwas Wichtiges vergessen. Wir hätten ihr das Armband abnehmen müssen. Die Glieder der Götterkette haben nur gemeinsam Bestand. Palema wollte die Höhle im Wolkengebirge aufsuchen, um das vierte Siegel zu holen, aber Dala hat sich geweigert, ihr Siegel zu brechen. Sie hat gesagt, wir hätten Salia der ewigen Finsternis überantwortet und zugelassen, dass sie den Hungertod ihres Sohnes miterleben musste, und wir müssten mit den Folgen unserer Tat leben oder sterben. Palema und ich haben schon versucht, die Höhle allein zu betreten, aber Dalas Siegelsprüche können wir einfach nicht entziffern. Etwas muss mit Salias Siegel geschehen sein. Wir wissen nur nicht was. Morgen werden wir drei uns auf den Weg zu diesem magischen Ort machen, von dem Dala gelesen hat. Wenn es noch eine Hoffnung für uns gibt, dann nur dort, im ewigen Eis.
     
    Caitlin liefen die Tränen übers Gesicht, als sie das letzte Blatt beiseitelegte, und Hylia schluchzte auf und hauchte: »Das ist ja grauenvoll.«
    Der Gelehrte nickte mit bedrückter Miene. »Es gibt noch viel mehr Aufzeichnungen, auch Schriftstücke von anderen Menschen aus dieser Zeit, aber die enthalten meist Unwesentliches. Oftmals ergeben sie auch nur zusammengenommen einen Sinn. Ich erzähle Euch, was ich darüber hinaus noch gelesen oder geschlossen habe. Die Armbänder oder auch Siegel waren einst verbunden zu einer ›Götterkette‹, wie Myria sie nannte. Die war ein Erbstück und bestand aus vier Gliedern, die für die Göttergaben standen, die da sind: Magie, Stärke, Weisheit und Liebe! Ich muss nicht erwähnen, welches Siegel sich demnach in der Höhle befindet?«
    Die Frauen standen völlig reglos da und schüttelten den Kopf.
    »Wir sollen ausgerechnet die Liebe erneut versiegeln?«, fragte Caitlin mit brüchiger Stimme. »Das kann nicht richtig sein.«
    »Die Liebe ist wohl längst zu Hass geworden«, widersprach Meister Cato leise. »Nur Dunkelheit entspringt schließlich noch der Quelle. Ich weiß daher nicht, was richtig und was falsch ist.«
    Hylia wollte etwas sagen, aber der Gelehrte gebot ihr Einhalt. »Lasst mich Euch zunächst erzählen, was ich den übrigen Schriften entnommen habe: Der da’Kandar-König sah sich nach Palemas Verschwinden zum zweiten Mal seiner Gattin beraubt und gab sein Reich in die Hände seiner Söhne. Er selbst zog sich zurück und erbaute im Reich der Mitte die Zitadelle der Träume. Sie wurde erst später so genannt, weil nach den

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