Neobooks - Die Zitadelle der Träume
unterbrach den plötzlichen Glückstaumel des Fürsten mit ausdrucksloser Stimme: »Zumindest ist diese Lösung sicher besser als eine verlorene Schlacht. Lass endlich das Signal geben, bevor keiner meiner Schattenkrieger mehr lebt!«
Morwena und Darius eilten den jungen Männern entgegen, die erschöpft von den Pferden glitten.
»Mit uns ist alles in Ordnung«, beruhigte Derea, dem der besorgte Blick seiner Mutter nicht entgangen war. »Nur Kratzer, nicht der Rede wert.«
»Ich muss sofort aus dieser Rüstung raus«, erklärte Rhonan ziemlich gepresst, streckte sich versuchsweise und brach den Versuch umgehend wieder mit verzerrtem Gesicht ab. »Ich krieg kaum noch Luft.«
Darius hielt ihn am Arm fest und wies auf einen Hordenreiter, der zu Pferd mit einer weißen Fahne direkt auf sie zukam. »Ihr solltet sie lieber noch nicht ablegen, mein König. Wenn ich mich nicht sehr irre, kann das jetzt nur die Aufforderung zum Zweikampf sein. Camora sieht seine Felle davonschwimmen. Nehmt sie auf keinen Fall an!«
Tatsächlich überbrachte der Reiter eine Botschaft von Camora: Wenn die Sonne genau über der Zitadelle stand, wollte der Schwarze Fürst gegen den Mann kämpfen, der seinen Thron für sich in Anspruch nahm.
Morwena wollte ihn schon wegschicken, damit sie gemeinsam das Anerbieten überlegen konnten, aber Rhonan kam ihr zuvor. »Sag deinem Fürsten, ich werde kommen – ohne Rüstung. Wir wollen den Kampf nicht unnötig in die Länge ziehen.«
Der Reiter hatte sich kaum entfernt, als die Königin sich auch schon dem Prinzen zuwandte. »War das jetzt klug, mein Junge? Die Schlacht entwickelt sich zu unseren Gunsten. Die Kalla können uns vermutlich den Sieg bringen. Wir sollten ihn jetzt nicht leichtfertig aus der Hand geben.«
»Seht Euch um, Morwena! Das Feld der Träume ist bereits jetzt zum Leichenfeld geworden. Wenn ich weiteres Sterben verhindern kann, werde ich das tun.«
Sie nahm seine Hände in ihre und sah ihn liebevoll an. »Ich weiß, dass du das möchtest, aber kannst du es auch? Du bist ein wahrhaft guter Kämpfer, aber von der Schlacht erschöpft. Unterschätze Camora nicht! Gestärkt durch das Wasser der Quelle hat er noch keinen Kampf verloren, und er ist im Gegensatz zu dir ausgeruht. Wir sollten zumindest auf eine Verschiebung des Kampfes bestehen. Bedenke, was auf dem Spiel steht!«
Rhonan sah sie an, aber seine Gedanken waren plötzlich ganz woanders. Er war natürlich erschöpft, aber er war es auch während des Kampfes gewesen. Kahandars Macht hatte sich nicht voll entfaltet. Verwirrt runzelte er die Stirn. Ließ das Schwert ihn ausgerechnet jetzt im Stich?
Er hörte Morwenas und Darius’ Stimmen und riss sich aus seinen Überlegungen. »Ich werde heute kämpfen. Caitlin …«
Er stutzte. Das musste es sein! Seine Gedanken waren bei seiner Ehefrau. Das Schwert konnte ihn nicht erreichen und verweigerte ihm deshalb seine Macht. Was hatte Palema gesagt? Bleib auf dem rechten Pfad, und das Schwert wird dich beschützen, weiche ab, und es wird dich vernichten. Hatte er den Pfad verlassen, als er an Caitlin dachte?
Er spürte eine Hand auf der Schulter und sah in Gideons ausgesprochen besorgtes Gesicht. »Was ist mit dir? Du siehst aus, als träumtest du.«
»Ich …« Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht, sah vor sich lauter sorgenvolle Mienen und räusperte sich verlegen. »Verzeiht, ich war tatsächlich etwas abwesend. Ich krieg einfach nicht genug Luft in dieser Rüstung.«
Entschuldigend lächelte er den Gelehrten an. »Ich weiß, wie viel Mühe du dir mit ihrer Beschaffung gegeben hast, und sie ist auch wirklich wunderschön, aber ich kann sie einfach nicht tragen. Hilf mir bitte, sie abzulegen.«
Darius schüttelte verzweifelt den Kopf. »Bedenkt, was Ihr tut, mein König! Ihr scheint mir sowohl körperlich als auch geistig kaum in der richtigen Verfassung zu sein, um diesen Zweikampf bestreiten zu können. Noch dazu ohne Rüstung wäre das nicht nur Selbstmord, Ihr würdet alles, wofür wir jahrelang kämpften, leichtfertig aufs Spiel setzen.«
»Glaubt mir, Fürst, ich war schon sehr vieles, und das war sicher nicht immer rühmenswert, aber leichtfertig mit dem Leben anderer war ich noch nie. Man hat mir immer wieder gesagt, dass alle Eure Hoffnungen auf meinem Erscheinen ruhten. Jetzt bin ich hier, um sie zu erfüllen, und ich erbitte dafür Euer Vertrauen. Ich werde diesen Zweikampf bestreiten, und ich werde ihn gewinnen.«
Ein kleines Lächeln
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