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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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werfen und damit die Aufmerksamkeit erregen, die sie unbedingt vermeiden mussten. Er war zeitlebens ein Einzelgänger gewesen, aber erst jetzt begriff er, dass wirklich einsam nur jemand sein konnte, der um seinen Verlust wusste, der liebte.
    Die Tür wurde geöffnet, und Rhonans Augen wanderten sofort zum Eingang, seine Hand legte sich von ganz allein um seinen Dolch.
    Ein in Schafsfell gehüllter Junge schlüpfte herein und lief zu Kord. Schon wenig später stand er vor Rhonan und musterte ihn. »Meine Tante Marga sucht einen guten Bekannten, dem sie gern helfen möchte. Ihm gehörte einst ein Ring, den jetzt Tante Marga hat.« Er hielt dem Prinzen auf der dreckigen Handfläche einen Siegelring hin.
    Der nahm ihn an sich und betrachtete ihn. Yapis-Stein, in den ein Adler geritzt und schwarz eingefärbt war: das Wappen Latohors!
    »Der Ring hat links unten einen Fehler. Erkennt Ihr ihn wieder?«
    Unreiner Yapis!? Verschwommene Bilder seines Vaters und des Fürsten Darius tauchten vor seinem geistigen Auge auf. Er hatte diesen Ring schon einmal gesehen. Er war ein Geschenk seines Vaters gewesen.
    »Bring mich zu deiner Tante!« Rhonan erhob sich. Eine bessere Möglichkeit hatte sich bisher nicht ergeben, und der Ring war mit Sicherheit echt. Seine eigentlichen Pläne schienen undurchführbar. Warum sollte er es nicht einmal mit Darius’ Tochter versuchen?
    Er verabschiedete sich von Kord und der enttäuschten Roslin und folgte dem Jungen in die Nacht.
    Der Knabe schien zu wissen, worauf er zu achten hatte, und schlüpfte nur durch enge Gassen. Hörte er Stimmen, machte er einen Umweg. So führte er seinen Begleiter unbemerkt zu einem großen Haus, das mitten im Viertel der wohlhabenden Kaufleute lag. Der Junge klopfte dreimal schnell an die Tür, und umgehend wurde diese von einem älteren Mann geöffnet. Rhonan streifte unwillkürlich den Umhang von seinem Schwertgriff und folgte dem Jungen ins Haus. Sein junger Führer drückte ihm den Ring in die Hand und verschwand ohne ein weiteres Wort in einem Nebenraum, in dem, den Düften nach zu urteilen, die Küche untergebracht war.
    Der alte Mann nickte dem Besucher zu. »Folgt mir bitte, Herr!«
    Er ging durch die von Kerzen erhellte Halle in einen engen Gang und klopfte an die dritte Tür. Auf ein »Ja, bitte!« hin öffnete er sie weit und verkündete: »Hauptmann Thalissen, Besuch!«
    Rhonan trat ein und betrachtete die Gastgeberin, in der Hoffnung, sie wiederzuerkennen. Sie trug ihre Haare zu einem dicken Zopf geflochten und war in der Tat ausgesprochen schön, selbst in schlichtem Rock und schmuckloser Bluse.
    Sie sprang vom Stuhl, strahlte übers ganze Gesicht und eilte mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. »Rhonan! Welch glücklicher Tag! So sind unsere Gebete endlich erhört worden. Fast habe ich nicht mehr darauf zu hoffen gewagt. Ich bin mehr als erleichtert, Euch gesund wiederzusehen. Wie lange ist es her, dass wir uns zuletzt sahen? Siebzehn, achtzehn Jahre?«
    Er verzog entschuldigend das Gesicht und zuckte die Achseln, und sie lachte dunkel. »Ihr könnt Euch nicht mehr daran erinnern? Das muss Euch nicht peinlich sein. Ihr wart doch erst fünf oder sechs Jahre alt, und ich war damals bereits zwölf. In Euren Augen bestimmt schon eine alte Frau!«
    Erneut lachte sie. »Ihr wart so niedlich. Damals waren Eure Haare noch ganz hell und lockig.«
    »Es tut mir leid, ich erinnere mich wirklich nicht mehr«, erwiderte er. »Aber es freut mich trotzdem, Euch zu sehen.«
    »Eure Freude kann nicht größer sein als meine. Wir waren schließlich in größter Sorge um Euch. Aber … was steh ich da und rede dummes Zeug? Legt ab und setzt Euch erst einmal.« Sie drückte ihm warm die Hände und wies auf einen dick gepolsterten Stuhl, der am Kamin stand. »Was darf ich Euch anbieten? Wein, oder …?«
    Er stellte seinen Wandersack an die Wand, legte seinen Umhang auf einen Stuhl an der Tür, setzte sich und machte eine abwehrende Geste, bevor er die Hände dem Feuer entgegenstreckte, um sie zu wärmen. »Danke, gar nichts.«
    Um von Getränken abzulenken, erklärte er: »Die Idee mit dem Ring war gut. Ohne ihn säße ich kaum hier.«   
    Sie zwinkerte belustigt. »Ich wusste, dass Ihr ihn erkennen würdet. Könnt Ihr Euch noch daran erinnern, wie unsere Väter um ihn gerungen haben? Ich dachte, sie gehen sich an die Kehle. Es war zu lustig!«
    Er dachte angestrengt nach und sah tatsächlich seinen empörten Vater und den Fürsten an dem kleinen Ring ziehen. Er

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