Neobooks - Die Zitadelle der Träume
spielerisch über seine Schultern und Arme.
»Ihr seid mein Gefangener, und ich habe noch nie einen Gefangenen wieder verloren. Euch ist sicher klar, dass Ihr nur noch eine ausgesprochen begrenzte, wenn auch sehr schmerzvolle Zeit vor Euch habt. Ligurius schärft schon seine Messer, und Camora will Euch brennen sehen, allerdings erst, nachdem er Euch durchs halbe Land geschleift hat. Macht es Euch nicht unnötig noch schwerer. Ich zum Beispiel würde mich viel lieber einfach nur mit Euch unterhalten. Ich könnte sogar Wein oder Branntwein bringen lassen. Was sagt Ihr?«
Er starrte sie nur schweigend an.
»Seht mich doch nicht so feindselig an! Ich persönlich habe doch gar nichts gegen Euch. Genau wie Ihr versuche ich lediglich, meine Aufgaben zu erledigen. Allerdings trachte ich immer danach, dabei auch meinen Spaß zu haben. Wir könnten es uns also richtig nett machen. Es dürfte tatsächlich Eure letzte Gelegenheit sein, Euch zu erholen. Überlegt es Euch also gut!«
»Mit jemandem wie Euch eine nette Zeit verbringen – wie sollte das gehen?« Er konnte nur mit Mühe ein Keuchen unterdrücken, als er plötzlich das Gefühl hatte, jemand würde ein Schwert in seinem Leib umdrehen.
Unvermittelt brach sie ihren Zauber ab. »Warum wollt Ihr mich reizen? Wählerisch seid Ihr doch nicht. Diese Milla war doch weniger als Mittelmaß.«
»Milla?« Nur mit Mühe brachte er dieses eine Wort über die Lippen.
Juna stieß die Luft aus. »Jetzt tut doch nicht so scheinheilig! Ich habe lediglich meine Aufgabe erfüllt, genau wie Ihr. Ihr habt Kinian und seine Truppe getötet, um Euch zu verstecken. Ich habe Milla getötet, weil ich Euch finden musste. Wir beide spielen nach den gleichen Regeln.«
Rhonan schloss die Augen. Die herzensgute Milla! Allein seinetwegen hatte sie sterben müssen. Der Fluch ließ ihn nicht los, und er ließ vor allem die Menschen in seiner Umgebung nicht los. Eine altbekannte Leere breitete sich in ihm aus.
»Also?«, fragte sie. »Wollen wir nicht unsere Aufträge für eine Weile vergessen und lieber unsere Gemeinsamkeiten entdecken?«
Rhonan sah sie ausdruckslos an. »Wir beide haben nichts gemein.«
Sie schnippte mit den Fingern, und eine Hitzewelle überschwemmte ihn, ließ ihn glauben, er stünde in Flammen. Unwillkürlich stöhnte er auf. Seine Hände umklammerten so fest die Armlehnen, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.
»Wirklich nicht?«
»Nein!« Erneut bebte sein Körper.
Juna zuckte die Achseln, trat wieder zwei Schritte zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie Ihr wollt! Dann beginnt Euer Leidensweg eben schon jetzt! Wer ist dieser Gideon?«
Er schwieg, und wieder wütete ein Feuer in ihm.
»Seid nicht so starrköpfig!«
»Ein Krieger Latohors.« Seine Stimme klang gepresst.
»Das sagtet Ihr bereits. Woher kanntet Ihr ihn?«
Er keuchte unter der nächsten Hitzewelle laut auf. »Ich kannte ihn nicht. Darius hat ihn geschickt.«
»Wo ist er jetzt?« Juna schnippte nun immer und immer wieder und fuhr sich genießerisch mit der Zunge über die Lippen, wenn er bebte oder zuckte.
»Ich weiß es nicht. Wir haben uns … getrennt.«
»Das glaube ich Euch nicht.«
Erneut konnte er ein Stöhnen nicht unterdrücken. »Es ist so.«
»Noch einmal: Wo ist er?«
»Ich weiß es nicht.« Er brüllte die Worte hinaus.
Hylia schlüpfte in den Raum und schloss die Tür. Mit einem unglücklichen Blick bedachte sie Rhonan, bevor sie Juna ausdruckslos ansah. »Vater Ligurius ist auf dem Weg hierher. Ihr solltet Euch beeilen.«
Die nickte ärgerlich und wandte sich wieder dem Prinzen zu. »Ihr habt es gehört. Rasch! Wo ist er?« Jedem Schnippen folgte eine Hitzewelle.
»Auf dem Weg nach Latohor. … Wir konnten … Kairan nicht gemeinsam verlassen. … zu gefährlich!«
»Wann habt ihr euch getrennt?«
Er krümmte sich ächzend. »Vor sechs Tagen.«
»Wer ist die Frau in Eurer Begleitung?«
Rhonan sah sie nur noch undeutlich und bekam kaum noch Luft. »Eine Kriegerin … Gideons Begleiterin.«
»Soll ich Euch das glauben?«
Sein ganzer Körper bebte. »Es … es ist so.«
»Warum nicht gleich so? Jetzt sagt mir noch, wo ihr euch wiedertreffen wolltet!«
Hitzewellen jagten nach wie vor durch seinen Körper.
Er schüttelte stöhnend den Kopf.
»Wo?«
Er war kaum noch bei Besinnung. »In Sartas!«
»Wann?« Juna verstärkte ihren Hitzezauber.
»In zehn Tagen.«
»Warum Sartas?«
Jetzt wütete zur Abwechslung einmal wieder ein Messer in seinem
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