Neobooks - Die Zitadelle der Träume
richtig sein, wenn sie gleichzeitig den Zielen dieser machtbesessenen Bestien dienten. Nur, jetzt war es zu spät, um noch etwas zu ändern. Das Schicksal des Prinzen war besiegelt und Caitlins Schicksal ungewiss.
Sie hörte Junas Stimme. »Ihr seht nicht nur aus wie eine Ratte, Ihr verhaltet Euch auch wie eine. Um eine Seuche zu verhindern, sollte man Euch erschlagen. Doch das ist nicht meine Angelegenheit. Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, was Ihr eigentlich vom Prinzen wollt.«
Ligurius nahm ihre Beleidigung mit einem Nicken und einem schiefen Lächeln zur Kenntnis und antwortete: »Vom Prinzen gar nichts. Der Thron von da’Kandar hat mich nie interessiert. Ob diese Prophezeiung erfüllt wird oder nicht, ist mir ebenfalls gleichgültig. Ich bin lediglich ein Ketzerjäger, dem langsam die Geldmittel ausgehen, um die göttliche Mission zu erfüllen. Da unser Gefangener einst ein Tempelwächter war, dürfte er wissen, wo sich der Schatz dieser Ketzer befand und noch befindet. Sobald ich weiß, wo er ist, könnt Ihr unseren Gast haben.«
Sie machte unwillkürlich einen Schritt auf ihn zu und sah ihn verächtlich an. »Unseren? Er ist mein Gefangener. Vergesst das nie!«
Sie warf Rhonan einen kurzen Blick zu, bevor sie hinzufügte: »Ich werde bei der Befragung zugegen sein. Ich möchte sichergehen, dass Ihr Euch nicht vergesst.«
Sein ausgemergeltes Gesicht verzog sich zum Grinsen. »Ist das Euer einziger Grund? Man hat mir zugetragen, dass Ihr Euch an den Qualen anderer geradezu weidet.«
»Manchmal«, gab sie ungerührt zu. »Es kann eine nette Unterhaltung sein, aber lasst Euch nicht zu viel Zeit. Ich empfinde sehr schnell Überdruss.«
»Ihr könntet mich unterstützen«, schlug er vor. »Dann würde es bestimmt schneller gehen.«
Das ließ sie geringschätzig ihr Gesicht verziehen. »Ich bin keine Söldnerin, Ketzerjäger.«
»Dann hängt die Dauer des Verhörs in erster Linie von unserem Besucher ab, meine Liebe. Er hat sich seinerzeit, obwohl noch jung an Jahren, schon als standhaft erwiesen.«
Sie zuckte nur die Achseln, und der Inquisitor wandte sich wieder dem Gefangenen zu und hob dessen Kinn leicht an, so dass Rhonan ihn ansehen musste. »Ich freue mich wirklich, dich wiederzusehen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wir erstaunt ich war, als Simon mir mitteilte, dass die Beschreibung des Prinzen sich mit der decke, die er selbst vor Jahren an unsere Leute in Amansdier weitergegeben hatte, um einen jungen Tempelwächter zu finden. Dunkelgrüne Augen und ein Körper voller Narben sind schließlich eine Seltenheit. Du bist in der Tat ein zäher Bursche, der es versteht zu überleben. Ich habe dich einmal unterschätzt, aber das werde ich kein zweites Mal tun. Ich lerne stets aus Fehlern. Außerdem steht noch eine Rechnung zur Begleichung aus. Du hast meine beste Truppe vernichtet.«
Er löste die rechte Handfessel. »Leg die Hand auf den Tisch! Einen Kampf wird es diesmal nicht geben. Du wirst bis zu deinem Tod kein Schwert mehr führen.«
Bei diesen Worten ließ er sich von einem seiner Männer ein kleines Beil reichen. »Leg die Hand freiwillig auf den Tisch, und ich nehme die stumpfe Seite. Wenn meine Männer dich zwingen müssen, nehme ich die Klinge. Wie soll es sein?«
Eine Eiseskälte kroch in Rhonan hoch und lähmte ihn nahezu. Er hörte Hylia keuchen, legte die Hand auf den Tisch, schloss die Augen und versuchte verzweifelt, an Caitlin zu denken.
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6. Kapitel
In Mar’Elch türmten sich die Toten: vor der Burgmauer und innerhalb der Mauern. Ohne Unterlass griffen die Horden an, und auf dem Wehrgang kippten die ersten Verteidiger allein vor Erschöpfung um. Der ständige Regen machte allen zu schaffen, und der Nebel am Morgen ließ alles umso gespenstischer erscheinen. Doch vor allem das regelmäßige, dumpfe Geräusch der Ramme, die im Schutz eines Daches seit zwei Tagen immer wieder gegen das Burgtor krachte, verursachte jedem eine Gänsehaut. Nichts schien sie aufhalten zu können. Das hölzerne Dach hielt auch den größten Steinen stand. Die Männer, die die Winde bedienten, mit deren Hilfe der gewaltige Stamm nach jedem Treffer wieder zurückgezogen wurde, nur um erneut gegen das Tor zu krachen, wurden umgehend ersetzt, sobald sie verwundet zu Boden gingen. Die ersten Risse waren schon gemeldet worden, und allen war klar, dass die Schlacht verloren war, wenn die Hordenkrieger in die Burg eindringen konnten.
Arneke Portas richtete gerade zusammen mit Canon ein
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