Neobooks - Die Zitadelle der Träume
macht. Wir holen ihn.« Bei diesen Worten wandte er sich bereits um und folgte dem General.
Sie sah ihm zunächst unschlüssig nach und wandte sich dann an Hylia. »Schön, dich zu sehen. Kannst du dich um sie kümmern?«
»Wenn du mir jetzt nicht hilfst, wirst du das bereuen«, zischte Juna und starrte mit zornblitzenden Augen die Priesterin an.
Die griff in die Tasche ihres weißen Gewandes, zog etwas heraus und hockte sich neben Caitlin. Während sie der Prinzessin zunickte und die sofort aufsprang und aus dem Raum lief, legte sie Juna eine schwarz schimmernde Kette um. »Glaubt mir, das ist das Erste, das ich ganz sicher nicht bereue, seit ich mit Euch zusammen bin. Ihr bekommt jetzt Schmuck aus Alabast von mir. Der ist nicht nur kleidsam, sondern schränkt vor allem Eure Zauberkraft gewaltig ein. Auf der Nebelinsel benutzen wir diesen seltenen Schmuck für Sanktionen.«
Sie erhob sich wieder, strich sorgfältig ihre Tunika glatt und lächelte zufrieden. »Juna, Ihr seht bezaubernd aus mit diesem Geschmeide. Nie wieder möchte ich Euch ohne diese Kostbarkeit sehen.«
Die Tochter des Hexenmeisters griff unwillkürlich nach der eng am Hals liegenden Kette, ließ sie aber mit einem Keuchen so schnell wieder los, als hätte sie ins Feuer gegriffen.
Hylia lächelte sehr zufrieden. »Ich hatte Euch doch gewarnt, meine Liebe. Meine Fähigkeiten kennt Ihr noch nicht einmal zur Hälfte.«
Das Regal in der Küche war schnell gefunden und verschoben.
Die beiden Männer machten sich umgehend auf den Weg nach unten. Nur wenige steinerne Stufen führten in einen dunklen, modrigen Gang. Derea griff eine der Fackeln, die in Wandhalterungen steckten, und das schummrige Licht beleuchtete vier schwere Türen mit großen Holzriegeln. Der General wandte sich nach rechts, Derea nach links.
Der Hauptmann betrat den ersten Raum, und seine Augen weiteten sich unwillkürlich, als er eine feuchtwarme und gut ausgerüstete Folterkammer vorfand. Das Feuer im kleinen Becken glühte noch. Er griff Waffen und Kleider, von denen er annahm, dass sie dem Prinzen gehörten, und fuhr kampfbereit herum, als er ein Geräusch hörte, aber es war nur Caitlin, die von der Decke herunterhängende Ketten anstarrte und sichtbar um Fassung rang.
»Hierher!«, hörten sie in diesem Augenblick Raouls Stimme.
Ohne einen weiteren Blick auf Peitschen, Messer, Hämmer und Zangen zu werfen, eilten sie ins gegenüberliegende Gewölbe und sahen in völliger Finsternis gerade noch den Rücken des knienden Generals.
»Rhonan?«, stieß Caitlin atemlos hervor.
»Gib mir einen Umhang oder so was«, forderte Raoul. »Und halt bloß das Mädel fest. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Er lebt, ist aber ziemlich zugerichtet.«
»Ich werde …«, kreischte Caitlin, wurde aber von Raoul rüde und laut unterbrochen, der nebenher von Derea einen Umhang entgegennahm.
»Nichts werdet Ihr hier tun, außer hoffentlich Vernunft annehmen. Ich werde unser aller Leben, einschließlich das des Prinzen, nicht in Gefahr bringen, nur weil eine Frau hysterisch wird. Ihr könnt Euch gleich im Wagen um ihn kümmern. Hier und jetzt nicht! Die Stadttore werden bald geschlossen. Wir müssen uns daher beeilen. Der Tod des Inquisitors wird nicht lange geheim bleiben.«
Er warf sich den Prinzen schon über die Schulter, und Derea schob die Prinzessin vor sich her, die immer wieder versuchte, sich nach ihrem Gatten umzusehen.
In der Küche wurden sie bereits von ihren Begleitern erwartet. Marga und Gideon hatten einen Wandteppich auf dem Boden ausgebreitet.
»Sehr gut«, lobte Raoul. »Wir laden den Prinzen in den Wagen. Die Priesterinnen können ihn dort versorgen. Derea, du gehst mit der Hexe auf den Kutschbock. Sie wird dafür sorgen, dass wir Kairan ungehindert verlassen können. Ein falsches Wort von ihr, und du stichst sie ab. Wir anderen reiten mit den Wölfen nebenher.«
Er grinste und nickte zufrieden. »Wir geben einen guten Hordentrupp ab. Läuft alles bestens, nur beeilen müssen wir uns, damit wir noch aus dem Tor kommen, bevor hier die Hölle losbricht. Unser Ziel ist ein kleiner Hof nicht weit von Kairan entfernt. Alles klar?«
Das Glück war ihnen auch weiterhin hold, die Straße war nach wie vor menschenleer. Der General legte mit Gideons und Dereas Hilfe den in den Teppich eingewickelten Prinzen auf die Ladefläche. Die Priesterinnen kletterten hinterher. Caitlin warf sich auf ihren Mann und wickelte ihn umgehend aus. Hylia holte derweil schon eine
Weitere Kostenlose Bücher