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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Morwena. Ich lerne in letzter Zeit immer mehr Familienmitglieder kennen. Ist schon irgendwie seltsam.«
    »Das kann mir nicht passieren«, entgegnete Rhonan trocken.
    »Was damals geschehen ist, ist für mich nach wie vor unvorstellbar schrecklich. Aber wir, wir sind anders als Camora und seine Schergen. Wir haben höhere Werte, die unser Leben bestimmen. Ihr versteht doch, dass ich nicht tatenlos zusehen kann, wie Ihr meinen Vater erschlagt? Ich kann es einfach nicht.«
    »Glaubt Ihr, Ihr könntet mich daran hindern?«
    Der Hauptmann stieß die Luft aus. »Puh! Ich weiß nicht so recht, aber ich muss es zumindest versuchen. Das ist ja gerade das Verzwickte an unserer Lage: Ihr wollt ihn töten, aber mich nicht verletzen. Ich muss Euch an Eurem Vorhaben hindern, will Euch aber auch nicht verletzen. Das kann ein verdammt langer Kampf werden.«
    »Vielleicht nehme ich ja doch in Kauf, Euch zu verletzen«, gab der Prinz zu bedenken, aber sein Gesprächspartner schüttelte sofort den Kopf. »Oh, nein, das werdet Ihr nicht.«
    »Was macht Euch da so sicher? Ihr kennt mich doch gar nicht.«
    »Weil Ihr es vorhin nicht getan habt«, erklärte Derea schlicht. »Ich habe gesehen, wie viel Mühe es Euch gekostet hat, Euch zu beherrschen, aber Ihr habt es trotzdem getan. Zwei-, dreimal hättet Ihr mich verwunden oder sogar töten können, aber Ihr habt es nicht getan. Ihr wolltet Vergeltung, aber offensichtlich nicht um jeden Preis. Und das wird sich sicher nicht so schnell ändern. Wollt Ihr mich wirklich zu einem Kampf herausfordern, der nur dadurch beendet werden kann, dass einer von uns vor Erschöpfung zusammenbricht? Ihr solltet wissen, ich bin verdammt zäh!«
    »Das glaube ich Euch aufs Wort.«
    Der Hauptmann wechselte plötzlich das Thema. »Wart Ihr einmal Krieger?«
    »Ich war schon eine Menge, aber das tatsächlich noch nie.«
    »Ich war eigentlich nie etwas anderes. Ich kann meine Schlachten nicht mehr zählen. Zahlenmäßig habe ich allein wahrscheinlich ganze Dörfer entvölkert. Man sagt mir auch nach, nicht besonders zimperlich zu sein, wenn es um die Vernichtung von Feinden geht. Ich kämpfe für El’Maran und gegen alle, die Feinde dieses Landes sind. Ich befolge meine Befehle, und, um Erfolg zu haben, bin ich nicht immer wählerisch, was die Art und Weise des Kampfes betrifft. Der General hat seine Befehle befolgt, und er hat das getan, was er damals für das Richtige hielt. Versteht mich nicht falsch! Ich sage nicht, dass ich diesen Befehl auch ausgeführt hätte. Sicher ist nur, hätte Raoul sich geweigert, hätte es ein anderer getan. Eure Familie war schon tot, als Camora ihre Vernichtung beschloss.«
    Der Prinz schüttelte müde den Kopf. »Ganz so einfach ist das nicht. Ich habe Euren Erzeuger in jener Nacht gesehen. Er war ein mitleidloser, grausamer Schlächter. Er hat meinen Vater zusehen lassen, wie er meinen Geschwistern und meiner Mutter den Kopf abschlug, und er hat dabei gelacht, hat sich am Schmerz meines Vaters geweidet. Er hat nicht nur einen Befehl ausgeführt, er hatte Spaß daran. Ich kann das nicht einfach vergessen und ihm vergeben, weil er ein Krieger war. Ihr erwartet Unmögliches.«
    Derea spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Er hatte so viele Freunde sterben sehen, dass er sich die ungleich größere Qual eines Kindes vorstellen konnte, das gezwungen worden war, das grausame Sterben der Familie mit anzusehen. Rhonan hatte seine Zuschauerrolle in dieser Nacht nur beiläufig erwähnt, aber gerade das schnürte ihm jetzt fast die Kehle zu. Er konnte weder Verständnis noch Vergebung für die Greueltaten seines Vaters erwarten oder selbst aufbringen und musste sich zu den nächsten Worten zwingen. »Glaubt Ihr, dass Menschen sich ändern können?«
    Rhonan schwieg, und Derea fuhr mit leiser Stimme fort: »Wir sind hier, weil der General es so wollte. Ohne ihn wärt Ihr vermutlich immer noch in Ligurius’ Folterkammer oder schon bei Camora. Er hat geschworen, Euch mit seinem Leben zu schützen.«
    »Könnt Ihr Euch vorstellen, dass ich diesen Schutz nicht will?«
    »Habt Ihr zurzeit so viele, die auf Eurer Seite stehen, um wählerisch zu sein? Wir sind mitten im Feindesland. Was ist mit Eurer Frau? Glaubt Ihr ernsthaft, Ihr könntet sie weiterhin allein beschützen? Hier lauern weit mehr Gefahren als im Wintergebirge.«  
    Rhonan blickte ihn jetzt das erste Mal an, und Derea schluckte unwillkürlich heftig, als er die Qual in den Augen seines Gegenübers sah. Die Stimme des Prinzen

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