Neobooks - Die Zitadelle der Träume
Nacht jetzt auch mein Leben verändert. Glückwunsch, General, und kommt mir in Zukunft besser nicht zu nahe.« Er wandte sich schroff ab und ging ins Haus.
Schlaf fand er keinen. Er wünschte sich plötzlich nichts sehnlicher, als an irgendeiner Schlacht teilnehmen zu können. Zumindest hätte er dort keine Schwierigkeiten gehabt, seinen Feind zu erkennen. Ruhelos drehte er sich von der einen auf die andere Seite.
Einige Zeit später kamen der Prinz und Caitlin leise in die Hütte.
»Geh du auf die Pritsche, Prinzessin.«
»Du willst nicht?«, fragte Caitlin im Flüsterton.
Er schüttelte kurz den Kopf, ließ sich bereits auf dem Boden nieder und griff nach der Decke.
»Soll ich dir helfen, einzuschlafen?«
»Nicht nötig! Ich schlaf schon fast.«
»Rhonan, hast du noch große Schmerzen?«
Derea hörte den Prinzen unterdrückt lachen. »Nein, Kleines, es wird schon gehen.«
Sie ließ sich umgehend neben ihm nieder und schmiegte sich an ihn. »Rhonan …«
»Ja, mein Herz, ich sag dir, wenn es nicht mehr geht. Ich wusste doch, dass mir etwas gefehlt hat.«
»Du hast mir auch gefehlt. Ich habe dich schrecklich vermisst, und ich hatte so furchtbare Angst um dich. Lass mich nie wieder so lang allein, hörst du.«
»In den nächsten Kerker nehme ich dich mit. … Aua! … Ist ja gut, ich lass mich nicht mehr fangen. Nun lieg endlich still und schlaf.«
»Rhonan?«
»Nicht hier und nicht jetzt!«
Sie kicherte leise, dann fragte sie kaum hörbar. »Geht es dir wirklich gut, Liebster?«
»Es geht mir immer gut, wenn du bei mir bist.«
»Ich meinte es ernst.«
»Ich auch.«
»Du kannst damit leben?«
»Nur ohne dich könnte ich nicht leben.«
»Ich liebe dich so.«
»Ich dich auch, mein Herz. Schlaf jetzt!«
Eine Weile war es still. Dann erklang ein unterdrücktes Keuchen. »Bei allen Göttern, Caitlin! Bist du noch gescheit? Weißt du eigentlich, wie kalt deine Hände sind.«
»Natürlich, aber dir ist das offensichtlich bisher entgangen.« Trotz ihrer leisen Stimme war ein deutlicher Vorwurf aus ihren Worten herauszuhören. »Ich habe deinetwegen grässliche Angst ausgestanden, bin von der Anwendung der Heilmagie völlig ermattet und friere jetzt auch noch ganz erbärmlich, und dich kümmert das überhaupt nicht. Du bist einmal mehr in der Vergangenheit gefangen und liegst einfach da wie ein Brett, während ich deinen Trost und deine Wärme bräuchte. Den Toten musst und kannst du nicht mehr helfen, aber mir ganz dringend.«
»Du hast ja recht. Verzeih mir!« Es war nur leises Rascheln zu hören.
»So ist es besser. Bist du jetzt endlich wieder ganz bei mir?«
»Ja, Kätzchen. Aber, wenn du das nächste Mal kalte Hände hast, steck sie trotzdem bitte nur unter mein Hemd.«
»Oh, nein, mein Lieber, nicht, wenn du mich einfach nicht beachtest. Ich muss dich tagsüber schon mit dem verdammten halben Reich teilen, aber nachts werde ich dich nie mit jemandem teilen, auch nicht mit deinen verfluchten Geistern. Merk dir das besser! Jetzt will ich noch einen Kuss. Ich habe ein Recht darauf, ich bin …« Der Rest wurde erstickt.
Derea hatte noch nie die Zeit gefunden, sich nach einer Frau umzusehen, und zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass er etwas versäumt haben könnte. Er drehte sich um und sah, dass auch Juna mit einem seltsamen Gesichtsausdruck vor sich hin starrte.
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9. Kapitel
Canon kam zu sich, weil ihm jemand Wasser ins Gesicht schüttete, und das Erste, was er dachte, war, dass er gar nicht so sehr glücklich darüber war, noch einmal erwacht zu sein, denn einige zopfbehangene Hordenreiter standen um ihn herum und grinsten hämisch auf ihn herunter. Zwei von ihnen zerrten ihn unsanft aus tiefem Schlamm auf die Füße. Allerdings mussten sie ihn auch weiterhin halten, denn seine überanstrengten Muskeln verweigerten noch ihren Dienst. Benommen schüttelte er den Kopf, um etwas klarer zu werden. Der Nebel um ihn herum wollte sich jedoch nicht verziehen, und das Gefühl, in schweren Gewichten gefangen zu sein, auch nicht.
»Königin Morwenas älterer Sohn, Prinz Canon Far’Lass, wenn ich mich nicht irre?« Ein Führer der Horden baute sich vor ihm auf und musterte ihn gründlich.
Er starrte nur schweigend zurück. Das Einzige, was langsam klarer wurde, waren der Schmerz im Gesicht und danach der im Bein. Er wusste noch nicht einmal, warum sein Bein so fürchterlich weh tat. Da er kein Blut sehen konnte, musste er wohl einen Pferdetritt abbekommen haben,
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