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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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»Das darf nicht wahr sein. Ihr seid der General von da’Kandar?«
    Derea ließ seine Schwerter in die Scheiden gleiten und stieß die Luft zwischen den Zähnen hindurch. »Blitz und Donner!«
    »Ich habe geschworen, Euch zu töten, sollte ich Euch jemals wiedersehen«, erklärte der Prinz leise. »Ich werde diesen Schwur halten.«    
    »Das ist mir klar. Ich werde Euch auch nicht davon abhalten«, erwiderte Raoul mit ruhiger Stimme. »Ich bitte Euch nur, es nicht sofort zu tun. Ich kann Euch zuvor helfen.«
    »Niemals! Ich will Eure Hilfe nicht.«
    Caitlin rüttelte am Arm ihres Mannes. »Rhonan, ich versteh das alles nicht. Woher kennst du den General, und warum willst du ihn töten?«
    Er sah sie ausdruckslos an oder sah sie vielleicht immer noch nicht. »Weil er meine Familie getötet hat.«
    Die Prinzessin benötigte einige Zeit, um das zu verarbeiten, dann wanderte ihr Blick zu Raoul. Ein Zittern ließ ihren Körper erbeben. »Ihr seid …?«
    Der nickte sofort, ohne sie anzusehen. Sein Blick war starr auf Rhonan gerichtet. »Ich habe den Befehl erhalten, alles Leben in der da’Kandar-Festung auszulöschen, und ich habe diesen Befehl befolgt. Ich habe in einer einzigen Nacht den König, die Königin, die Prinzen, die Prinzessin, Krieger, Diener, Mägde, Männer, Frauen und Kinder ermordet oder ermorden lassen. Nicht einmal Säuglinge habe ich verschont. Ich habe sie getötet, und ich habe sie verbrannt. Ich bin danach ins Bett gegangen, und ich habe gut geschlafen. Irgendwann hörte ich das Gerücht, ein Prinz hätte das Massaker überlebt. Seitdem habe ich keine Nacht mehr ruhig geschlafen. Nicht aus Angst vor Rache, auch nicht, weil ich plötzlich Gewissensbisse bekam, sondern weil mir klarwurde, dass es eine Bedeutung haben müsste, wenn es wahr wäre. Weder Glück noch Zufall hätten in dieser Nacht jemanden retten können. Dafür hätte es größerer Mächte bedurft: göttlicher Mächte! Das Gerücht hat sich als wahr erwiesen. Es sieht also ganz so aus, als hättet Ihr noch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Ich gebe mich daher in Eure Hand. Tötet mich sofort, oder lasst mich Euch zunächst helfen.«
    Rhonan wollte etwas sagen, aber Caitlin legte ihm die Finger auf den Mund. Sie war kreidebleich, und ihre Augen waren weit aufgerissen. »Nicht jetzt! Bitte nicht jetzt!«
    Der Prinz spürte, wie Kahandars Macht allmählich verschwand, und damit einhergehend spürte er seine Erschöpfung und die Schmerzen in der Hand.
    Caitlin klammerte sich an ihn, diesmal aber eindeutig mehr, um ihn zu stützen, als um geschützt zu werden. Sie sah zu ihm hoch und bat im Flüsterton: »Überdenke, was du tust. Sprich auch mit Gideon. Übereile nichts! Bitte, mir zuliebe.«
    Der General räusperte sich und nickte ihm zu. »Weder will ich Euch zur Eile noch zur Muße raten. Gleichgültig, wie Ihr Euch entscheidet, ich stehe Euch jederzeit zur Verfügung. Wenn Ihr mich sucht, ich bin auf dem Hof oder in der Scheune.« Mit diesen Worten ging er, ohne noch jemandem einen Blick zu gönnen, gemessenen Schrittes davon.
    Derea starrte ihm mit zusammengekniffenen Augen hinterher und umklammerte seine Schwertgriffe, als wolle er sie zerquetschen. Rhonan zitterte und schien sich nur mühsam beherrschen zu können. Immer wieder schluckte er, als kämpfe er gegen Übelkeit. Caitlin krallte ihre Finger in seine Arme, und Gideon berührte ihn leicht an der Schulter. Er hätte so gern einen Rat gegeben, aber ihm fiel keiner ein. Der Tod vieler Unschuldiger verlangte nach Sühne. Das sah er auch so. Was sollte er da einem Mann raten, der seine ganze Familie verloren hatte? Rache brachte vielleicht Genugtuung, jedoch nie Frieden. Nicht einmal den Frieden mit sich selbst, weil die Opfer Opfer blieben, gleichgültig, wie viele gerechte Opfer ihnen folgten. Das hatte das Lesen unendlich vieler Schriften ihn gelehrt. Doch all das Wissen wurde im Augenblick verschlungen von Wut. Wäre er ein Krieger gewesen, hätte er den General getötet. Dass das nicht richtig sein konnte, musste er sich einreden. Er konnte nicht klar denken, nahm an, dass es Rhonan genauso ging, und bat: »Lass uns drüber schlafen.«     
    Juna kicherte belustigt. »Ach je, was für ein Schlamassel! Der Möchtegern-König in Gewissensnöten. Hätte er vorher gewusst, wer ihn rettet, wäre er bestimmt lieber im Kerker geblieben.«
    Hylia, die neben ihr stand, gab ihr erst eine schallende Ohrfeige und stieß sie dann wortlos ins Haus.
    Gideon stand mit hängenden

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