Neobooks - Die Zitadelle der Träume
gar nicht richtig denken.«
»Ich fühl mich auch noch leicht benommen und gehe davon aus, dass man uns Schlafkraut in den Wein gemischt hat«, murmelte der Gelehrte und fuhr sich durchs Gesicht.
»Das stinkt nach Verrat«, mutmaßte Hylia, während sie ihr Nachthemd raffte und mit den anderen über den menschenleeren Hof hetzte.
Derea glaubte unterdessen, schlecht zu träumen. Er war dem Prinzen über den Hof gefolgt, ohne dass der sich um seine Rufe gekümmert hatte. Einer sich öffnenden Tür hatte Rhonan sofort Blitze entgegengeschickt, ohne überhaupt zu wissen, wer gerade aus dem Haus hatte treten wollen.
In der von Kerzen hell erleuchteten Halle hatten sie den Hausherrn mit sieben anderen Männern laut scherzend an einer üppig gedeckten Tafel sitzend vorgefunden, an der die flüssigen Genüsse allerdings in weit größerem Maße vorhanden gewesen waren als die Speisen.
Ohne auch nur ein Wort zu sagen oder eine Erklärung zu fordern, hatte Rhonan seine Blitze durch den Raum fegen lassen. Die geschockten Männer, die ihrer vornehmen Kleidung nach zu urteilen keinesfalls Krieger waren, hatten umgehend versucht, sich zu ergeben, aber mit ausdrucksloser Miene hatte der Prinz sie regelrecht abgeschlachtet.
Erfolglos hatte Derea versucht, ihn davon abzuhalten.
Rufe hatten nichts bewirkt, und als er versucht hatte, Rhonan am Arm festzuhalten, hatte der ihn abgeschüttelt wie ein lästiges Insekt. Der Blick, mit dem er ihn dabei bedacht hatte, war derart wild gewesen, dass der Hauptmann den Eindruck gewonnen hatte, dass der Prinz gar nicht richtig bei sich war.
Jetzt sah er mit versteinertem Blick zu, wie sein Schwager zielsicher auf Fürst Marcos zuschritt, der in der äußersten Ecke der Halle hinter einem Stuhl in Deckung gegangen war und seine Hände zum Zeichen dafür, dass er unbewaffnet war, vor sich hielt.
»Tötet mich nicht. Nehmt Euch, was Ihr wollt, aber bitte verschont mich.«
Hilfesuchend blickte er von Rhonan zu Derea und kreischte in höchsten Tönen: »Haltet Euren Heerführer auf! Bitte! So tut doch was!«
Hinter dem Hauptmann stürmten die Frauen und Gideon in diesem Augenblick in die Halle.
»Bei allen Göttern«, stieß der Gelehrte hervor, als sein Blick auf die Leichen fiel.
Der Hausherr sank unterdessen auf die Knie und bettelte schluchzend: »Bitte, lasst mich am Leben. Bitte! Bitte!« Er schlotterte am ganzen Körper, Schnodder lief ihm aus der Nase, und Tränen liefen ihm übers vor Angst verzerrte Gesicht.
Der Prinz beförderte den Stuhl vor ihm mit einem Tritt in eine Ecke.
»Rhonan!« Caitlins Schrei hallte durch den Raum, im selben Augenblick, als ihr Gatte dem Fürsten den Kopf abschlug.
»Blitz und Donner!«, entfuhr es Derea.
»Grundgütiger!«, stieß Gideon aus, während Marga die Hand vor den Mund schlug, um einen Schrei zu unterdrücken.
Erneut wurde die Tür aufgestoßen, und der Hofmeister, begleitet von einer älteren Frau und mehreren Männern eilten herein.
Derea und Marga wirbelten schon zum Kampf bereit herum, während Caitlin auf ihren Gatten zustürzte und ihre Arme um ihn schlang.
Wie angewurzelt blieben die Neuankömmlinge stehen und ließen ihre Blicke durch den Raum schweifen. Obwohl alle Männer Waffen trugen, hatte offensichtlich keiner von ihnen die Absicht, sie auch zu ziehen.
»Wir kommen zu spät, Joran«, erklärte die ältere Frau und seufzte auf. Dabei machte sie allerdings ein ausgesprochen zufriedenes Gesicht.
Derea war nur froh, dass Caitlin bereits bei ihrem Gatten war und ihn festhielt, denn der Prinz sah nach wie vor ausgesprochen angriffslustig aus, und der Hauptmann hatte für diese Nacht genug Tote gesehen.
Der Hofmeister schluckte heftig, während er sich in der Halle umsah, starrte die Gäste an und dann die ältere Dame neben sich. Auf ihren auffordernden Blick hin erklärte er mit heiserer Stimme: »Darf ich vorstellen, für die, die sie nicht kennen: Fürstin Sarina, die …« Er warf einen Blick auf den Torso zu Rhonans Füßen, und vollendete noch heiserer: »Die Witwe des Fürsten.«
Derea erkannte sie jetzt wieder und fand, dass die frischgebackene Witwe durchaus keinen traurigen Eindruck machte, dachte kurz daran, dass sie nach der Erzählung ihres Gatten eigentlich gar nicht hier sein durfte, und wurde immer verwirrter.
Während Caitlin immer noch leise auf Rhonan einredete, fragte er: »Könnte uns vielleicht jemand erklären, was das alles zu bedeuten hatte?«
Die Fürstin nickte ihm mit einem freundlichen
Weitere Kostenlose Bücher