Neobooks - Die Zitadelle der Träume
Lächeln zu. »Prinz Derea Far’Lass, nicht wahr? Ich durfte Euch vor einigen Jahren kennenlernen, und Euch vergisst man nicht so leicht.« Auch Marga schenkte sie ein warmes Lächeln. »Oh, meine Liebe, Ihr seid Eurer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich habe Euch ewig nicht gesehen, aber ich hätte Euch überall wiedererkannt, und es freut mich über alle Maßen, Euch wohlbehalten anzutreffen. Wir sollten uns besser in einen anderen Raum zurückziehen. Hier ist es doch recht ungemütlich. Joran, entfache ein Feuer im Frauengemach, sorge für Erfrischungen und lass das Gästehaus säubern.«
Der gab den Männern Anweisungen und eilte dann voraus in einen Nebenraum.
Die Fürstin ging zu dem geteilten Leichnam ihres Gatten und sah auf ihn hinab. »Er hat sich eingenässt«, bemerkte sie, spuckte auf den Körper und führte die Gruppe in einen kleinen, aber durch viele bunte Wandteppiche hübschen Raum.
Anders als in der Haupthalle waren auf diesen keine Schlachten dargestellt, sondern Erntemotive und Blumen. Der Hofmeister machte sich bereits am Kamin zu schaffen, und eine Dienerin huschte mit Felldecken herein und verteilte sie an die nur leichtbekleideten Damen.
Kaum hatten sie es sich alle halbwegs bequem gemacht, eröffnete die Fürstin das Gespräch. »Ich kann nicht sagen, wie froh und dankbar ich bin, dass Ihr alle wohlauf seid. Als Joran mir die Nachricht von Eurem Besuch bringen ließ, wusste ich gleich, dass Marcos sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen würde. Aber meine Männer und ich wären zu spät gekommen.«
Die erstaunten Gäste erfuhren jetzt, dass der Fürst sein Landgut in ein Lustschlösschen verwandelt hatte. Da ihm nach seiner Kapitulation weder Camora noch die Führer der Freien Reiche irgendeine Aufmerksamkeit geschenkt hatten, hatte er beschlossen, endlich sein Laster auszuleben. Sehr junge Frauen und Mädchen waren seine Leidenschaft, und hier, in völliger Abgeschiedenheit, hatte er nicht einmal darauf achten müssen, seine abartigen Neigungen geheim zu halten. Mit gleichgesinnten Freunden hatte er auf Borka wahre Gelage gefeiert. Die Söhne des Fürsten hatten sich voller Entsetzen abgewandt und sich Fürst Menides angeschlossen, sie selbst war mit einigen Dienern in das leerstehende Kriegerhaus ihres Gatten gezogen.
»Als ich hörte, dass junge und schöne Priesterinnen unter den Gästen waren, wusste ich sofort, dass Marcos nicht würde widerstehen können. Jungfrauen gibt es kaum noch, seit er hier ist, und er hoffte schon immer, einmal eine Priesterin in die Geheimnisse der körperlichen Vereinigung einweihen zu können. Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht, um diesen Frevel zu verhindern.«
Sie machte eine Pause, da Diener jetzt heißen, gewürzten Wein und dampfenden Rotbeerensaft brachten, wartete, bis alle ihren Wünschen entsprechend versorgt waren, und fuhr dann fort: »Im Nachhinein bin ich tatsächlich froh, dass ich zu spät gekommen bin, denn ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht als den Tod dieses Ungeheuers, und es wird weit und breit niemanden geben, der nicht so denkt. Weder Frauen noch Töchter der Höfler waren vor ihm und seinen Kumpanen sicher. Und seine Opfer wurden immer jünger. Wie Ihr selbst erleben musstet, schreckte er für sein Vergnügen nicht einmal vor Mord zurück. So etwas wie ein Gewissen besaß Marcos nie. Auch in Kambala dürfte die Kunde von seinem Tod nur zu Jubelschreien führen. Man wird Euch hier wie dort als Retter betrachten. Ich bedaure zutiefst, was Euch widerfahren ist, aber ich danke Euch von ganzem Herzen. Lasst mich versuchen, die Schandtat meines Gatten so weit wie möglich wiedergutzumachen. Was auch immer Ihr begehrt und ich beschaffen kann, sollt Ihr bekommen.«
Derea hätte fast gelacht. Sie kämpften sich seit vielen Tagen durch die Reihen der Horde, waren auf dem Weg in eine Schlacht, die über das endgültige Schicksal der Freien Reiche entscheiden würde, und wären heute um ein Haar einem gemeinen Wüstling zum Opfer gefallen. Nicht Verrat war hier im Spiel gewesen, sondern Lust, und trotzdem hätte es übel für sie ausgehen können. Gottlob hatte Rhonan, der ja nur Wasser zu sich genommen hatte, nicht so tief geschlafen und war darüber hinaus in der Lage gewesen, sein Schwert zu sich zu rufen.
Während sie weiter mit der Fürstin plauderten und Wein und Beerensaft tranken, kam ein Diener, um zu verkünden, dass das Gästehaus gereinigt sei.
Müde machten sie sich alle wieder auf den
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