Neobooks - Die Zitadelle der Träume
aber glücklich lachend zog er sie an sich. »Caitlin, du bist wunderbar. Du bist so zart und so zerbrechlich und doch bist du mein größter Schutz. Ohne dich könnte ich nicht mehr leben.«
»Ich weiß, aber das musst du ja nun auch nicht«, erwiderte sie schlicht und mit großem Selbstvertrauen.
Sie hielt ihn davon ab, sie zu küssen, und stemmte sich auf seiner Brust hoch. »Du darfst mir nur nichts mehr verheimlichen. Nie mehr! Ich werde immer bei dir sein, neben dir, hinter dir oder vor dir, aber schließ mich nie wieder aus.«
»Das werde ich nie mehr, mein Herz.«
»Versprochen?«
»Versprochen!«
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15. Kapitel
Caitlin erwachte aus einem Traum und sah erleichtert, dass Rhonans Brust sich gleichmäßig hob und senkte. Unwillkürlich schmiegte sie sich enger an ihn, und genauso unwillkürlich legte er in tiefem Schlaf den Arm um sie.
Gedankenverloren betrachtete sie den so unglaublich gut gebauten und doch so vernarbten Körper und das Gesicht, in dem das entbehrungsreiche und schmerzvolle Leben herbe Linien und tiefe Furchen hinterlassen hatte, und Tränen liefen unaufhaltsam über ihre Wangen. Bilder des Traums drängten sich wieder auf. Sie hatte schon seit geraumer Zeit vermutet, dass sie ein Kind erwartete, jetzt wusste sie es genau, denn sie hatte sich in der nicht allzu fernen Zukunft gesehen. Sichtbar schwanger hatte sie in Gideons Armen am Scheiterhaufen gestanden, auf dem der aufgebahrte Leichnam ihres Mannes verbrannt wurde. Viele tausend Menschen hatten das Totenlied gesungen und Blütenblätter gestreut, während die züngelnden Flammen den Körper und die Fahne mit dem geflügelten Schwert verzehrt hatten.
Laut und deutlich hörte sie plötzlich Palemas Worte. Alles hat seinen Preis. Wir haben ihn zum Wohle der Menschheit bezahlt. Bist auch du bereit, Opfer zu bringen?
Natürlich würde Rhonan bereit sein, war schon immer bereit dazu gewesen. Sie kannte ihn mittlerweile gut genug, um auch den Grund dafür zu kennen. Er hielt sich trotz ihrer Bemühungen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, nach wie vor für einen von den Göttern verfluchten Unglücksbringer, der kein Recht hatte zu leben. Das Wissen um seine merkwürdige Herkunft hatte sein Gefühl, keine Daseinsberechtigung zu haben, noch um ein Vielfaches verstärkt. Er behauptete seit langem stets das Gegenteil, aber sie wusste, dass er nach wie vor nicht davon ausging, ihr Abenteuer zu überleben. Der Traum würde Rhonan nicht erschrecken. Viel wahrscheinlicher war, dass er Erleichterung empfinden würde, Erleichterung darüber, dass sie und Gideon überleben würden.
Sie presste die brennenden Augen zusammen. Was sie bisher geträumt hatte, war immer eingetreten, aber die Erfüllung dieses Traums musste sie verhindern. Sie wollte Kinder, sie wollte viele Kinder, aber sie wollte sie auch mit Rhonan zusammen großziehen. Sie würde nicht zulassen, dass er starb. Das wollte sie einfach nicht.
»Was willst du nicht?«, fragte er gähnend.
Offensichtlich hatte sie ihren letzten Gedanken laut ausgesprochen.
Immer noch im Halbschlaf strich er ihr zärtlich über den Rücken. »Du zitterst. Was ist, Liebes?«
»Ich will unser Kind nicht allein zur Welt bringen.«
Er wurde schlagartig hellwach. Seine Hand verharrte mitten in der Bewegung. »Was? … Was meinst du damit?«
»Dass du mich bei der Geburt halten musst. Allein hab ich Angst. Ich bin nicht mutig, wie du weißt, und das wird sich vermutlich auch nicht so schnell ändern. In deinen Armen wird es aber gehen.«
»Himmel, Caitlin! Du weißt genau, dass ich das nicht gemeint habe. Wie kommst du ausgerechnet jetzt darauf?«
Ihr Blick suchte den seinen. »Wie wohl, Dummkopf? Ich bin schwanger. Wir bekommen ein Kind.«
»Himmel!« Seine Gefühle überschlugen sich. Unglaubliche Freude, grenzenlose Angst, Dankbarkeit, Stolz, Entsetzen, Unglauben wirbelten seine Gedanken so durcheinander, dass sie sich zu einem dicken Knoten zu verheddern schienen.
»Jetzt?«, brachte er schließlich mühsam hervor.
Caitlin erwiderte ungehalten: »Jetzt bin ich schwanger. Das Kind bekommen wir heute nicht mehr. Das dauert noch eine ganze Weile. Oh, Rhonan, mach doch nicht so ein entsetztes Gesicht. Freust du dich denn gar nicht?«
»Natürlich freue ich mich, ich freue mich sogar riesig, ich … aber was mache ich jetzt mit dir? Oh, je, oh, je!«
Wild fuhr er sich mit der Hand durchs Gesicht. »Wohin bringe ich dich? Wo gibt es Sicherheit? Und ich hab gerade noch, wir
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