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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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zum Abflug hatte er vier Tage, einschließlich eines Wochenendes. Ross telefonierte mit Carol, aber sie konnte sich nicht freimachen. Er ließ Wyllis einen seiner Wohnungsschlüssel, packte am Sonntagabend ein paar Kleidungsstücke und Toilettenartikel in das einzige Gepäckstück, das er besaß, eine formlose schäbige Reisetasche aus grobem, olivgrünem Nylongewebe, und flog am späten Montagvormittag ab.

8. Kapitel
    R oss war seit Jahren nicht aus New York hinausgekommen und zuletzt geflogen, kurz nachdem er geheiratet hatte. Die Check-in-Prozeduren waren langwieriger, als er sie in Erinnerung hatte, aber jenseits der Kontrollen empfing ihn dann die zuvorkommende Fürsorge, die die Fluggesellschaften für den voll zahlenden Business-Class-Passagier bereithalten. Die Flugbegleiterinnen ignorierten seinen billigen Anzug und die schäbige Tasche und lächelten ihn an. Ross las während des ganzen Fluges. Er hatte im Flughafen ein Buch gekauft, auf dessen Cover Kathy Bates und Jennifer Jason Leigh zu sehen waren, und er fand wieder einmal, dass der Autor unterschätzt wurde.
    Das Buch, die künstliche Intimität der milde beleuchteten Kabine, hinter deren winzigen Fenstern es bald Nacht wurde, das stetige Rauschen und das gelegentliche sanfte Schaukeln des Flugzeugs schirmten ihn gegen Geschwindigkeit und Ortsveränderung ab. Als er landete, war es kurz vor acht Uhr morgens, lokale Zeit. Der morgendlich geschäftige Flughafen sah aus wie die meisten anderen Flughäfen auf der Welt um diese Uhrzeit auch. Und außer den Hinweistafeln und der allgegenwärtigen Werbung auf Französisch deutete nichts darauf hin, wo genau er war, und dass er achttausend Kilometer zurückgelegt hatte.
    Um in sein Hotel zu kommen, musste er das Niemandsland des Flughafens nicht verlassen. An der Rezeption überreichte ihm ein junger Mann zusammen mit einer Schlüsselkarte ein FedEx-Paket, das Ross öffnete, sobald er in seinem Zimmer war. Es enthielt zwei schwere Umschläge, einen mit der Aufschrift Ms. C. Whittaker, der andere war für ihn. In seinem fand er wieder ein gelbes Blatt Papier mit Anweisungen und Geld. Ziemlich viel diesmal. Schweizer Franken, Dollars, Europäische Einheitswährung. Er leerte den Umschlag, sortierte die Päckchen und überschlug, wieviel vor ihm lag. Die Anweisungen auf dem gelben Papier enthielten nichts darüber, was er damit tun sollte. Ross hatte ein leidenschaftsloses Verhältnis zu Geld, und weil er glaubte, dass es im Leben nichts umsonst gibt, machte ihn der plötzliche Reichtum misstrauisch. So viel Geld. Wofür bekam er so viel Geld? Wozu brauchte er so viel Geld? Wann würde er etwas davon ausgeben? Morgen früh war er schon wieder zurück in New York, oder? Würde er länger unterwegs sein? Mit einem Kind? Aber warum? Und warum ausgerechnet ich, dachte Ross. Whittaker hätte eine Frau beauftragen sollen. Oder noch besser, irgendeine Sicherheitsfirma. Die hätten das Kind in weniger als zehn Stunden nach Hause geflogen. Für den Inhalt des Umschlags bekam man sicher einen kleinen Charter-Jet, und obendrauf noch eine Nanny.
    Ross saß eine Zeit lang unruhig über dem Geld, dann packte er es wieder ein. Es war 8:30 Uhr morgens, lokale Zeit, 0:30 Uhr auf seiner Uhr, und er hatte die kommenden fünf Stunden nichts zu tun. Auf dem gelben Blatt stand, dass um dreizehn Uhr ein Auto für ihn bereitstehen würde, die Adresse des Internats, eine Beschreibung der Fahrtroute und eine Telefonnummer, für alle Fälle.
    Er zog Schuhe und Jackett aus, schaltete den Fernseher ein und legte sich aufs Bett. Er zappte sich durch die Programme, und ihm wurde unangenehm bewusst, dass er im Ausland war. Schließlich fand er CNN. Er stellte den Ton leiser und döste, bis er in einen leichten Schlaf fiel.
    Die Dame vom Autoverleih war pünktlich. Energisch und drahtig wie ein Terrier lief sie vor Ross durch das labyrinthische Untergeschoss des Flughafens bis zu einigen abgelegenen Parkbuchten, wo groß, plump und kantig eine schlachtschiffgraue Limousine wartete. Sie trug keine Marken- oder Typbezeichnung, aber Ross glaubte, ein deutsches Auto älterer Bauart vor sich zu haben. Gleich als Nächstes fiel ihm auf, dass die Scheiben zentimeterdick waren. Der Wagen war gepanzert.
    Ross fühlte, dass sich die Haut zwischen seinen Schulterblättern zusammenzog, wie durch eine kalte Berührung. Also ist das Kind in Gefahr, dachte er. Weshalb sonst das gepanzerte Auto? Und was ist mit mir? Warum bin ich hier? Warum haben sie mich

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