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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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unter Schock oder wäre traumatisiert. Sie stellt auch keine Fragen, dachte er, und er erinnerte sich, was ihm eine halbe Minute vor dem Überfall aufgefallen war: Sie kennt sich aus. Das hatte ihn erstaunt, und noch mehr staunte er, als er sie kämpfen sah. Das muss der Grund für ihre gute seelische Verfassung sein, entschied er: dass sie gekämpft hat. Sie war in der Tiefgarage nicht erniedrigt worden, und am Ende lagen die Angreifer tot um sie herum. Der bestmögliche Ausgang des Kampfes, von ihr aus betrachtet. Vor seinem inneren Auge sah er sie mit fliegenden Armen, Beinen und Haaren zwischen ihren Gegnern: Wo zum Teufel hatte sie das gelernt an ihrer Schule? Kickboxen in einem Internat für reiche Mädchen! Was war aus Tennis, Ballett und Klavier geworden? Womöglich hatte sie sogar sein Leben gerettet. Durch ihren Widerstand hatte sie zwei Männer beschäftigt, und es blieb nur einer, der sich mit ihm befassen konnte. Gegen zwei Bewaffnete hätte er keine Chance gehabt. Es war schon mehr Glück als Verdienst, nein, dachte er, einfach nur pures, verdammtes Scheiß-Glück, dass der erste Schuss daneben gegangen war. Wenn man schießt, um zu töten, ist der erste Schuss immer der wichtigste.
    Er hatte Glück gehabt und war am Leben. Bis jetzt wenigstens. Ross richtete seine Aufmerksamkeit noch einmal auf seine Verletzungen. Die Schmerzen waren unspezifischer geworden und schienen ihm erträglicher. Gut. Dann war es auch hier sinnlos, sich weiter Gedanken zu machen. Weil er einen klaren Kopf brauchte, nahm er sich vor, seinen Körper so gut es ging zu ignorieren.
    Auf ihrem Weg durch die Vorgebirgslandschaft kamen sie nur langsam voran, und es dauerte eine Stunde, bis sie aus den Bergen heraus waren. In der Ebene lief der dichte Verkehr flüssiger und schneller. Weil er immer auf die Nachmittagssonne zugefahren war, wusste er, dass er den Flughafen und die Schweiz in Richtung Westen verlassen hatte. Und weil er so weit wie möglich vom Flughafen weg wollte, kam es ihm logisch vor, immer weiter nach Westen zu fahren. Für den Anfang genügte ihm das als Fluchtplan. Bis es Nacht wurde, würde er auf die Sonne achten und darauf, nicht irrtümlich abzubiegen, wenn sie durch eine Ortschaft fuhren.
    Das Flachland, das sie in der zweiten Stunde nach ihrem Grenzübertritt durchquerten, war zunehmend dichter besiedelt, je weiter sie vorankamen, und bald erkannte Ross, dass sie eine größere Stadt vor sich hatten. Ehe er herausfinden konnte, wie sich das Stadtgebiet umgehen ließ, war er schon in ihrer unübersichtlichen Randzone. Die Unregelmäßigkeit der Straßenführung überraschte ihn und erforderte seine ganze Konzentration. Er hatte nicht erwartet, dass Städte nicht rasterförmig angelegt sein könnten. Das Straßengewirr um den Flughafen hatte er noch für Zufall gehalten. Zwischen Fabriken, Frachthöfen, Tankstellen und Fast-Food-Läden suchte er sich einen Weg über Umgehungsstraßen und Stadtautobahnen nördlich um die Innenstadt herum. Nach einer anstrengenden Dreiviertelstunde im chaotischen Vorabendverkehr fand er sich auf einer Fernstraße wieder, die, wie er nach ein paar Kilometern feststellte, ziemlich genau nach Norden führte. Er wollte nicht nach Norden. In einem Vorort fuhr er unter einem großen blauen Straßenschild hindurch, das ihm endlich etwas Bekanntes sagte: Paris, und eine Kilometerzahl. Paris. Sie waren also in Frankreich. Wollte er nach Paris? Er wusste nichts über die Stadt, sie war ihm ebenso unbekannt wie der Rest des Landes. Er würde sich in Paris genauso wenig auskennen wie hier. Aber das, was er in Paris nicht wusste, war komplizierter. Paris hatte einen internationalen Flughafen. Aber Flughäfen waren die am besten überwachten Orte der Welt. Es war noch zu früh, sich auf einem Flughafen sehen zu lassen.
    Ein Hinweisschild auf eine andere Fernstraße, zu der er nach Westen abbiegen musste, nahm ihm die Entscheidung ab. Bereitwillig ordnete er sich auf die Abbiegerspur ein, und bald darauf hatte er wieder die Sonne vor sich und die Ausläufer der Stadt hinter sich gelassen.
    Ross war sich klar darüber, dass er einfach davonrannte. Er hatte drei Männer umgebracht. Er machte sich nicht vor, dass die Entscheidung, zu fliehen, vernünftig war oder gar einem besonders ausgebildeten Instinkt entsprang. Es war ein Reflex. Auch darüber, ob es richtig war, machte er sich keine unnötigen Gedanken, und das umso weniger, je länger er unterwegs war. Ob es richtig oder falsch war, in die

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