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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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wie es dazu kam, dass Sie in einer Schweizer Tiefgarage drei Männer erschossen haben. Von Anfang an. Die ganze Geschichte. Das Notebook nimmt auf. Sie haben etwa vierzig Minuten, so lange reicht der Akku noch.«
    Ross sagte: »Aber Sie werden nicht glauben, was ich Ihnen erzähle.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, erwiderte Reno gleichgültig.
    ***
    Ross war froh, als er zurück in der Zelle war und Hände und Arme wieder bewegen konnte. Die fixierten Handgelenke hatten ihn zwei Stunden lang in eine unbequeme und unterwürfige Körperhaltung gezwungen. Er wusste, dass das Absicht war, und es machte ihm nichts aus. Solange Zwangsmaßnahmen auf diesem Niveau blieben, würde er sie locker wegstecken. Dass ihm womöglich Schlimmeres drohte, wollte er nicht glauben: Ich bin in einem demokratischen Land der westlichen Welt, sagte er sich. Ich bin US-Bürger, ohne Vorstrafe, ein Weißer mit gültigem Pass, Kreditkarte und einem Flugticket für die Business-Class. Mir geschieht nichts. Oder?
    Keine Anklage. Kein Anwalt. Niemand von der Botschaft. Keine Vorführung beim Haftrichter. Wenn man Sie vor Gericht bringen wollte, Monsieur Ross, hatte Reno gesagt, dann säßen Sie nicht hier. Und über das Mädchen: Was sie getan hat oder nicht, spielt keine Rolle.
    Wir sind in einem französischen Mini-Guantánamo, dachte Ross. Niemand draußen weiß, dass wir hier sind. Niemand interessiert sich dafür. Hauser ist sogar froh, wenn das Mädchen wegbleibt.
    Wie kommen wir hier wieder raus?
    Kommen wir hier überhaupt wieder raus?
    Ross wartete. Er wusste nicht, wie lange, und nicht, worauf. Im immerwährenden Neonlicht wurde die Zeit immer zähflüssiger. Die primitiven Mahlzeiten, einzige Unterbrechung der Eintönigkeit, kamen scheinbar immer unregelmäßiger. Manchmal konnte er nicht unterscheiden, ob er wach war oder schlief. Wenn er erwachte, wusste er nicht, wie lange er geschlafen hatte. Zwischen dem Schließen und dem Öffnen seiner Augen konnten einige Sekunden oder Stunden vergangen sein, es ließ sich an nichts feststellen. Alles um ihn herum blieb immer gleich. Nur er selbst veränderte sich. Wenn er sein Gesicht betastete, fühlte er, dass ihm ein Bart wuchs. In dem einarmigen Overall, den er ohne Unterbrechung trug, begann er zu stinken. Einmal bat er die Männer, die das Essen brachten, um Zahnbürste und Toilettenpapier. Sie reagierten nicht.
    Das Mädchen, an das er nicht zu denken wagte, solange er wach war, schlich sich immer wieder in seine Träume. Meistens war sie darin unsichtbar oder weit weg. Ross suchte vergeblich in unübersichtlichen, düsteren Traumlandschaften nach ihr und erwachte mit Schuldgefühlen.
    Irgendwann beschloss er, sich nach der nächsten Essensausgabe noch einmal ein Springseil zu flechten.
    Ehe er dazu kam, wurde er wieder abgeholt. Ross ließ sich widerstandslos Fußfesseln und Handschellen anlegen. Sie waren durch eine kurze Kette miteinander verbunden und zwangen ihn in eine leicht gebückte Haltung, als er stand. Zwischen seiner Eskorte trippelte er klimpernd durch die leeren, stillen Gänge zu dem Raum, in dem er schon einmal gewesen war. Sie setzten ihn mit dem Rücken zur Tür an den Tisch. Zwei Männer gingen; einer blieb. Er stand außerhalb von Ross’ Blickfeld und war nur zu bemerken, weil seine Kleidung raschelte, wenn er seine Position änderte. Der Mann konnte außergewöhnlich lange fast völlig geräuschlos bleiben, fand Ross nach einer Weile. Kein Polizist, ein Soldat, sagte er sich. Es war kühl und still. Ross wartete.
    Endlich hörte er Gesprächsfetzen und Schritte auf dem Korridor. Eine der Stimmen gehörte einer Frau. Einen hoffnungsvollen Augenblick lang glaubte Ross, das Mädchen zu hören, aber dann erkannte er die Stimme.
    Shit.
    Ich hätte es wissen müssen, dachte er. Hinter ihm ging die Tür. Er hatte fünf Sekunden, um seine Überraschung zu verbergen, fünf Sekunden, um cool rüberzukommen. Er atmete tief ein und aus. Drei, zwei, eins …
    »Allô, Voltaire.«
    »Hi, Denise.«
    Sie trat hinter den Tisch. Sie lächelte. »Überrascht?«
    »Nicht wirklich.«
    »Gut.«
    Sie brachte nichts mit außer einer Untertasse, einer blauen Packung Zigaretten und einem Feuerzeug. Ross registrierte erstaunt, dass sie noch attraktiver war, als er sie in Erinnerung hatte – und das, obwohl sie nüchterner auftrat als in der Nacht im Leo’s. Sie trug ein schlichtes, dunkles Kostüm und eine weiße Bluse ohne jedes Ornament. Ihr einziger Schmuck war ihr

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