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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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mit den gefesselten Händen im Schoß, und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. In der Stille hörte er einen dritten Atem und bemerkte, dass sie nicht allein waren. Der Soldat war auch noch da, wartete immer noch an der Tür. Ob der Mann Englisch verstand? Ross hatte das unbestimmte Gefühl, dass es besser war, die Unterhaltung abzubrechen und weitere Gespräche zu verweigern. Aber dann dachte er an seine stinkende Zelle, das ewig zitternde Neonlicht, die gedehnte Zeit, die Ereignislosigkeit und die erstickende Stille. Er sah die schöne Frau hinter dem Tisch und entschied sich: später. Vielleicht.
    Er sagte: »Ich habe ein Problem damit, dass mich jeder hier für einen gefährlichen Killer hält.«
    »Oh, ich halte Sie nicht für gefährlich.«
    »Aber Reno. Er denkt, dass ich Hinrichtungen für kolumbianische narcos mache oder so. Das ist mein Problem. Reno oder die Organisation, für die er und Sie arbeiten, ist offenbar unabhängig von den üblichen legalen Prozeduren. Sie können mich ohne zeitliche Beschränkung festhalten, ich bekomme keinen Anwalt, keinen konsularischen Beistand, ich erfahre nicht, was man mir vorwirft, ich werde keinem Richter vorgeführt, nichts. Ich nehme an, dass dieser Ort hier irgendwie geheim ist. Niemand weiß, dass ich hier bin. Sie könnten einfach kurzen Prozess mit mir machen.«
    »Ja.«
    Ja? Ross hatte erwartet, dass sie abwiegeln würde.
    »Ja«, wiederholte sie, »das können wir. Aber genau deshalb kann es Ihnen egal sein, wofür man Sie hält.« Er musste ein ziemlich dummes Gesicht gemacht haben, denn sie beugte sich vor und sagte eindringlich: »Verstehen Sie? Sie können Ihre Situation nicht verschlechtern. Selbst wenn Sie mir erzählen, dass Sie noch mehr Leute umgebracht haben.«
    Ross brauchte einen Moment. Dann sagte er: »Ist es das, was Sie von mir hören wollen?«
    »Haben Sie?«
    Ross antwortete nicht.
    »Als Soldat, nicht wahr? Sie waren bei einer Spezialeinheit, in einem Krieg.«
    Ross dachte, scheiß drauf. Er sagte: »Ich war Infanteriesoldat, nichts weiter. Kein Krieg. Ich war in Panama stationiert. Irgendwann wurden Freiwillige gesucht, und ich habe mich gemeldet.«
    Sie sah ihn erwartungsvoll an.
    »Wissen Sie, ich hasste das Militär. Die Hierarchie, die Rituale, den Stumpfsinn. Ich war jung, kaum zwanzig Jahre alt. Ich habe alles mitgemacht, was mich von der Routine befreite. So bin ich zu einem Dschungelkampftraining gekommen. Ich bin lieber im Schlamm rumgekrochen, bei Giftfröschen, Schlangen, Blutegeln, als in der Garnison den Offizieren den Rasen zu mähen oder die Autos zu waschen.«
    Die Frau wartete, aber Ross schwieg, und nach einer Pause fragte sie: »Wieso sind Sie überhaupt Soldat geworden?«
    »Ich hatte damals keine Wahl. Und ich wusste nicht, was mich erwartet.«
    »Und weiter?«
    »Noch während des Trainings haben wir uns zu einer Art Kommandoeinsätzen gemeldet. Wir waren zu viert. Wir haben Aufklärung gemacht, in den Regenzeiten oder während der Brandrodungen, wenn Satteliten und Spionageflugzeuge nichts sehen konnten. Wir wurden von einem Helikopter oder einem Boot irgendwo abgesetzt, marschierten nachts und beobachteten bei Tag aus Verstecken heraus Militärposten, eine Brücke, ein Camp im Urwald oder eine Straße. Ein paar Stunden oder manchmal ein, zwei Tage lang. Wir funkten unsere Beobachtungen nach Hause, liefen im Dunkeln zu einem Treffpunkt und wurden wieder abgeholt. Einmal, in irgendwelchen Bergen, lagen wir im Busch über einer Straßensperre, die von einem Zug einheimischer Soldaten bewacht wurde. Über unser Radio kam der Befehl, den Funkverkehr der Bewacher abzustellen. Ihr Funker trug so ein altmodisches Rucksackgerät mit Peitschenantenne und einem Telefonhörer. Wir hatten ein modifiziertes russisches Gewehr dabei, mit Zieloptik und einem Schalldämpfer. Wir brachen unser Lager ab, und als wir fertig zum Abmarsch waren, habe ich gewartet, bis der Funker mir den Rücken zuwandte, und aus dreihundert Metern Entfernung auf das Gerät geschossen. Die Kugel muss durchgegangen sein. Der Mann fiel um und rührte sich nicht mehr. Wenn er tot war, dann war er der Erste, den ich als Soldat getötet habe.«
    »Warum haben ausgerechnet Sie geschossen?«
    »Ich war auf mittlere Entfernung der beste Schütze in der Einheit.«
    »Es ist Ihnen nicht schwergefallen.«
    Ross dachte wieder, scheiß drauf. »Nein.«
    »Weil Sie wussten, wie das geht, habe ich recht? Sie konnten schon schießen, bevor Sie Soldat wurden.«
    Er

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