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Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
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frei machte. Die Reise zog sich hin. Eine Weile hörte er zu, wie der Wagen regelmäßig Nähte im Fahrbahnbelag überfuhr, und er versuchte, das leise, rhythmische Klopfen mit Zeit in ein Verhältnis zu setzen, um herauszufinden, wie schnell sie sich fortbewegten. Ross schätzte, dass sie mehr als zwei Stunden unterwegs waren, bevor sich ihre Fahrt verlangsamte, der Wagen immer häufiger Kurven nahm, bremste und beschleunigte, anhielt und wieder anfuhr. Die Fahrt wurde immer langsamer und stockender; irgendwann standen sie. Der ältere Mann sprach einige kurze Sätze; es knackte und rauschte, und über ein Funkgerät kam ein knappe Antwort. Ross rührte sich nicht; die Männer vor ihm warteten einige Minuten, bis das Funkgerät wieder zum Leben erwachte. Der ältere Mann sagte auf Englisch: »Gehen wir.« Ross tastete nach seiner Tasche. Als sich die Wagentüren öffneten, wusste er, dass er auf einem Flughafen war. Von weit her hörte er das Pfeifen von Turbinen, und nach einigen Sekunden drang der Geruch von verbranntem Kerosin durch den Stoff der Kapuze. Wieder wurde er geführt. Sie liefen durch winklige Gänge und stiegen lange Treppen nach oben, in Treppenhäusern, die ihm eng vorkamen und in denen die Luft verbraucht roch. Die Türen, durch die sie gingen, schlugen hinter ihnen schwer und mit metallischem Klang zu. Schließlich fühlte er, wie er in einen Raum geschoben und auf einen harten Stuhl gesetzt wurde. Neben seinem Ohr sagte jemand: »Warten Sie.«
    Ross wartete. Um ihn herum waren Schritte und das Rascheln von Kleidung. Das Funkgerät quakte. Er hörte eine Tür, und noch eine, dann wurde es still.
    War er allein?
    Er lauschte angestrengt. Ja. Nein. Da war noch jemand.
    Sein Herz schlug schneller.
    Ein Geräusch. Schritte kamen auf ihn zu. Die Kapuze wurde ihm mit einem Ruck vom Kopf gerissen.
    »Walter!«
    Ross blinzelte in die plötzliche Helligkeit. Vor ihm kniete das Mädchen. Sie war viel zu nah. Die ungleichen Augen. Wieso hat sie Sommersprossen? Ross’ Kehle war eng.
    »Walter«, jetzt klang sie besorgt.
    Er musste zweimal schlucken, bevor er einen Ton herausbrachte.
    »Carmen.«
    »Walter, geht es dir gut?«
    »Ja. Ja, es geht mir gut.«
    »Wirklich? Du siehst mitgenommen aus. Komm, wir müssen los, in zehn Minuten geht unser Flug.«
    Der kleine, fensterlose Raum hatte zwei Türen. Eine davon ließ sich öffnen. Mit wenigen Schritten waren sie in der riesigen Abflughalle eines internationalen Flughafens. Nach Tagen – oder Wochen? – der Isolation war Ross überwältigt. Ihm war, als hätte man ihn auf einen anderen Planeten gebeamt. Die Menschen, das Gedränge, Glas, Stahl, Lichter, Lärm, Stimmen und unverständliche Durchsagen, das Schnurren der Trolleys auf dem genoppten Bodenbelag, Musik, Läden und Cafeterias, riesige bunte Werbetafeln … Der ganze Überfluss an Eindrücken und Reizen stürzte auf ihn ein, aber er verwirrte ihn nicht, im Gegenteil, er belebte ihn wie eine Dusche. Und es gab Tageslicht. Durch getönte Panoramafenster sah er das Vorfeld, geparkte Flugzeuge und eine Startbahn, wo gerade eine Maschine die Nase hob. Es war Tag, die Sonne schien, und Wolken standen am Himmel. Tageslicht hatte er am meisten vermisst.
    Ross trabte hinter Carmen her, ihren geraden Rücken fest im Blick, und vertraute darauf, dass sie wusste, wohin sie zu gehen hatten. Vor ihrer Größe und ihrem Schwung teilte sich die Menschenmenge wie das Rote Meer vor Charlton Heston; sie kamen ungehindert voran. Direkt hinter ihnen wurde die Tür des Flugzeugs verriegelt. Eine Flugbegleiterin brachte sie rasch zu ihren Plätzen wenige Reihen hinter dem Cockpit. Sie waren noch dabei, sich anzuschnallen, als die Maschine ruckte, anrollte und sich auf den Weg zur Startbahn machte. Angespannt saßen sie nebeneinander, die Hände auf den Armlehnen. Er blickte geradeaus und sie aus dem Fenster, während das Flugzeug beschleunigte, mit einem Pochen und einem Stoß abhob und mit voller Kraft brausend in den Himmel stieg. Nach drei Minuten legte es sich in eine Kurve und für kurze Zeit war im Fenster nur das Blau des Sommerhimmels. Dann flogen sie wieder geradeaus und der Steigwinkel wurde flacher.
    Als die Anzeige erlosch, öffnete Carmen sofort ihren Gurt und brachte ihren Sitz und ihre langen Glieder in eine bequemere Position. »Geschafft!«, sagte sie triumphierend, »wir haben es geschafft, Walter!« Sie beugte sich zu ihm, um ihn anzusehen. Ihr Gesicht wurde ernst. »Oh, Walter. Es tut mir leid.«
    »Was

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